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Die Macht der Drei

Titel: Die Macht der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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gewaltiger Löwenkopf aus Bronze war etwa in Brusthöhe an der Wand befestigt und warf einen Strahl frischen Wassers in ein Muschelbecken zwischen den Palmen. Sessel und Tische waren dazwischen gruppiert.
    Hier saß Lady Diana Maitland im Kreise ihrer Besucherinnen. Wie die Herren ausnahmslos in Klubanzug oder Uniform erschienen waren, so trug auch Lady Diana den Sportdreß des Aeroklubs. Schlank und rank erschien ihre jugendliche Gestalt in dem enganschließenden Kostüm aus marineblauem Tuch. Mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgten auch die Damen die Vorgänge in den Lüften, mit besonderem Interesse Lady Diana selbst. Immer wieder hob sie den Feldstecher empor, um sich keine Einzelheit entgehen zu lassen. Ihre dunklen Augen blitzten erregt. Eine leichte Röte lag auf ihren Wangen und jeder Nerv in ihr vibrierte.
    Ein Beobachter hätte unschwer feststellen können, daß ihr Temperament und Wesen nicht englisch waren, daß nicht allein ihre Eigenschaft als Gattin des Luftfahrtministers sie besonders an diesen Vorführungen interessierte, sondern daß ihre anders geartete Natur die Freude an den aufregenden Vorführungen viel stärker zu erkennen gab, als es bei den Damen ihrer Umgebung der Fall war, die auch hier die gewohnte kühle Zurückhaltung wahrten.
    Als die letzten Maschinen der englischen Wehrmacht am Horizontverschwunden waren, wußten alle Gäste, daß man das eben gesehene Schauspiel den Anordnungen des Lords zu verdanken hatte, und sie hielten mit ihrer Anerkennung nicht zurück.
    »Brillant«, knurrte Kommodore Morrison, »schade, daß die Amerikaner nicht dabei waren. Würden es sich danach überlegen, mit uns anzubinden.«
    »Die Amerikaner werden nicht kommen«, bemerkte Mr. Oliver Pykett trocken.
    »Wetten, daß sie kommen?« fiel ihm der Viscount Robarts ins Wort. Viscount William Robarts, der nie eine Gelegenheit vorübergehen ließ, eine Wette zu riskieren.
    »Ich glaube doch nicht«, meinte Mr. Pykett.
    Der Viscount zog die Uhr. »Zehn Pfund darauf, daß das erste amerikanische Flugzeug in fünf Minuten hier ist.«
    Lord Horace Maitland stand dicht dabei. Ein Zucken lief über die scharf geschnittenen Züge seines glattrasierten Gesichtes. Er kannte Amerika und die Amerikaner. Heute war er ein angehender Vierziger. Seit drei Jahren Inhaber des Lordtitels. Die Lordschaft war ganz unverhofft durch eine Reihe von Todesfällen an ihn gekommen. Die vorangehenden zehn Jahre hatte er als einfacher Mr. Clinton in den Vereinigten Staaten gelebt. Nicht sehr begütert. Genötigt, im Strome des Lebens zu schwimmen und den Kampf ums Dasein zu führen. Damals hatte er Diana, die eine berühmte Sängerin an der Chikagoer Metropolitan-Oper war, geehelicht, hatte noch eine Zeitlang mit ihr in den Staaten gelebt, bis die Lordschaft an ihn gefallen war. Er brachte in die Stellung des englischen Aristokraten die Lebens- und Menschenkenntnis eines amerikanischen Kaufmanns mit. Was Wunder, daß er bald auch im politischen Leben eine Rolle spielte und verhältnismäßig jung das verantwortliche Amt eines Luftfahrtministers bekleidete.
    Weniger leicht war es seiner Gattin gemacht worden, in der Gesellschaft festen Fuß zu fassen. Schon bei ihren ersten Schritten fühlte sie instinktiv eine von Mißtrauen nicht freie Zurückhaltung heraus, die der gewesenen Sängerin galt. Der Ton der Gesellschaft war wenigstens von Seiten des weiblichen Teils auf vorsichtige Duldung eingestellt. Aber Lady Diana Maitland war keinen Augenblick gewillt, sich nur dulden zu lassen. Ein stiller, zäher Kampf begann. Schritt für Schritt eroberte sie sich die Stellung, die ihr nach dem Range ihres Gatten zukam. Und wenn sie heute als eine der ersten Damen des englischen Highlife dastand, so verdankte sie es in erster Linie den eigenen geistigen und körperlichen Vorzügen. Ihre Ehe galt nicht nur als mustergültig, sondern als glücklich, wenn ihr auch Nachkommenschaft bisher versagt war.
    Viscount Robarts wiederholte sein Angebot.
    »Zehn Pfund darauf, daß das erste amerikanische Flugzeug um viertel elf hier ist.«
    Mr. Pykett nahm die Wette an.
    »Hundert Pfund dagegen, daß um viertel elf kein amerikanisches Flugzeug hier ist. Fünfzig Pfund dagegen, daß bis Mittag überhaupt keins kommt.«
    Die Gedanken Lord Maitlands jagten einander. Mr. Pykett gehörte dem australischen Parlament an. Er mußte genau die Fäden kennen, die sich zwischen Amerika und Australien spannten. Es hatte sicher seine Gründe, wenn er auf das Nichterscheinen

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