Die Macht der Drei
halbe Erbschaft der Truwors nach dem Tode des alten Olaf Truwor hatte Silvester ausgeschlagen und sich lediglich mit einem kleinen Betrag zum Lebensunterhalt bis zur Beendigung der Studienzeit begnügt. Gerne jedoch hatte er das Anerbieten, das Truwor-Haus jederzeit als sein Vaterhaus zu betrachten und zu benutzen, angenommen. -
Atma hatte seinen Lieblingsplatz auf einer Couch im Hintergrunde der Veranda eingenommen. Dort saß er und gab sich seinen Gedanken hin.
Erik Truwor und Silvester saßen vorn an der Brüstung an einem Tisch. Pläne, Zeichnungen und Schriftstücke bedeckten die Tischplatte.
»Über unserer Arbeit hörte ich noch kaum, wie du, Erik, dich mit Atma zusammengefunden hast. Atma, der in Pankong Tzo mein Mitschüler war, plötzlich mit dir zusammen in Linnais! Nur in dem Strudel der Ereignisse konnte ich es als etwas Selbstverständliches hinnehmen.«
»Wie ich Atma fand? Wie Atma und ich dich fanden? Eine wunderliche Geschichte. Im Frühjahr kam ich nach Pankong Tzo. Der greise Abt empfing mich, blickte mich starr an und sagte: ›Dies ist der Dritte‹. Aus einem Kästchen nahm er diesen Ring, schob ihn mir auf den Finger und deutete auf Atma. Atma wußte, daß du den gleichen Ring von ihm hattest. Er sagte, wir müßten dich suchen… Ich wollte dich wiedersehen. Atma sagte: ›Amerika‹. Wir gingen nach den Staaten. Atma sagte: ›Trenton‹. Wir fuhren nach Trenton. Wir fanden dich nicht. Aber wir fanden Jane Harte. Sie war über dein Verschwinden besorgt. Atma fragte sie. Du weißt, wie er zu fragen versteht. Über Zeit und Raum hinweg. Mit geschlossenen Augen las sie aus weiter Ferne das Urteil, das über dich gefällt war. Mit vier Worten sagte sie, wo deine Aufzeichnungen lagen.
Das andere war leicht. Joe Williams, einer der zwölf Zeugen, wurde im Gasthof in Sing-Sing von uns gefunden. Für tausend Dollar gab er mir seine Zeugenkarte. Mir, dem wißbegierigen Fremden, der eine Elektrokution mit ansehen wollte. Auf diese Weise gelangte ich in das Gefängnis. Atma hielt im Kraftwagen vor der Tür. Das war alles.«
Silvester ergriff die Hand Erik Truwors und drückte sie innig.
»Für mich wirklich alles, Erik. Wäret ihr nicht gekommen, so wäre ich verloren gewesen. Durch Jane… durch meine Jane habt ihr mich gefunden.«
»Durch deine Jane? Was ist dir Jane Harte?«
»Meine Verlobte, mein alles!«
Erik Truwor hörte schweigend zu, was Silvester erzählte. Wie er Jane kennen- und lieben gelernt. Doch er vermochte es nicht, sich am Glück des Freundes mitzufreuen. Unbewußt empfand er, daß Silvester sich nicht voll der großen Aufgabe, dem weiteren Ausbau der Erfindung, widmen könne, wenn er durch Gedanken und Sorgen um seine Verlobte abgelenkt wurde.
Sein Blick suchte Atma. Ein stummes Zwiegespräch der Augen.
Atma nickte und wandte sich Silvester zu. Erik Truwor sah förmlich, wie hinter der gefurchten Stirn des Inders die Gedanken arbeiteten, das Hindernis aus dem Wege zu räumen. Er sah, wie Silvester die Hand an die Stirn preßte, als wollte er eine fliehende Erinnerung festhalten.
Die hypnotische Kraft Atmas siegte über die Kraft der Liebe.
Erik Truwor brach das Schweigen.
»Zurück zu unserer Arbeit! Ich habe deine Pläne gesehen und deine Berechnungen untersucht. Gib mir deine Erläuterungen dazu.«
Silvester Bursfeld blickte mit der versonnenen Miene des Gelehrten auf die vor ihm liegenden Papiere.
»Es ist das Problem der telenergetischen Konzentration, dessen Lösung mir gelungen ist. Nimm an, ich hätte hier in unserem Hause eine Maschine, die tausend PS leistet. Es ist klar, daß ich die Energie hier an Ort und Stelle zu allem möglichen verwenden kann. Aber es war bisher kein Mittel bekannt, diese Energie an einem Punkt in beliebiger Entfernung konzentriert wirken zu lassen. Bei jedem Versuche, die Energie auszustrahlen, erfuhr sie eine der Ausbreitung entsprechende Schwächung. Ein zwingender Grund liegt natürlich nicht vor. Es muß den tausend PS ganz gleich sein, ob sie hier oder an irgendeinem anderen Punkte der Erde zur Wirkung kommen.«
Erik Truwor unterbrach ihn:
»Wenn wir hier eine Million, wenn wir hundert Millionen PS hätten, so könntest du sie auf jedem Punkt der Erde in Erscheinung treten lassen?«
»So ist es. Auf jedem Punkte. Ich könnte die Energie an irgendeiner Stelle der australischen Wüste oder des Broadway in New-York auf den Raum einer Haselnuß zusammendrängen. Ich könnte sie auch in der Form ausgedehnter elektromagnetischer
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