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Die Macht der Drei

Titel: Die Macht der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Zukunftsplänen. Eine längere Erholung hier, dann eine Reise nach Europa. Dort müßten ja auch noch Verwandte ihres Vaters leben.
    »Ich hörte, Herr Doktor, wir sollen Krieg mit England bekommen. Da kann doch niemand nach Europa fahren.«
    Dr. Glossin ruckte abwesend.
    »Zeitungsgeschwätz, meine liebe Miß Jane. Wir denken nicht an Krieg. Ich selbst fliege morgen wieder nach Europa. War vorgestern erst in England. Man spricht allerlei vom Kriege, weil die politischen Nachrichten uns nervös machen. In Wirklichkeit denkt kein Mensch daran.«
    »Ich entdecke immer neue Seiten an Ihnen, Herr Doktor. Ich dachte, daß Sie nur zwischen New-York und Trenton zu tun haben. Dann haben Sie plötzlich noch dies schöne Besitztum in Colorado, und jetzt höre ich gar, daß Sie zweimal in der Woche nach Europa fliegen. Es muß schön sein, so in der Welt herumzukommen.«
    »Wenn man zu seinem Vergnügen reisen kann. Nicht wenn man es, wie ich, als Pflichtmensch von Berufs wegen tun muß.«
    Ein leichter Seufzer entrang sich den Lippen des Arztes.
    »Ich hoffe, Miß Jane, in kurzer Zeit werde auch ich etwas Ruhe finden. Dann fahren wir gemeinschaftlich nach Europa, und ich zeige Ihnen die Schönheiten der Alten Welt.«
    Er hob sein Glas mit altem schwerem Kaliforniawein und trank Jane zu.
    »Auf baldige gemeinschaftliche glückliche Fahrt.«
    Das Mahl ging seinem Ende entgegen. Dr. Glossin benutzte die letzte Viertelstunde, um Jane ihr Leben für die nächsten Tage auszumalen.
    »Wir haben hier Pferd und Wagen. Sie können Ausfahrten unternehmen. Bobby« – er wies auf den Diener – »kann nicht nur servieren, er ist auch ein geschickter Fahrer. Er kennt die schönsten Wege in der Umgebung. Benutzen Sie die kleine, aber gute Bibliothek im Herrenzimmer… Ich vergaß, sie ist verschlossen. Darf ich Ihnen den Schlüssel… nein, noch besser, ich werde sie Ihnen an Ort und Stelle zeigen.«
    Er geleitete Jane in das anstoßende Zimmer und schloß selbst die verglasten Regale auf, welche mehrere hundert mit gutem Geschmack ausgesuchte Werke enthielten.
    »Das ist die Hauptsache, meine liebe Jane, daß Sie sich nicht in dem müßigen Stunden von Gedanken und Erinnerungen übermannen lassen.«
    Dr. Glossin hatte bei den letzten Worten ihre Hände ergriffen. Ohne daß er ein Wort weitersprach, spürte Jane, daß er für heute Abschied von ihr nahm und fühlte gleichzeitig, wie in verstärktem Maße Ruhe und Wunschlosigkeit über sie kamen.
    Dr. Glossin schritt durch den Vorraum des Hauses, um zu seinem Flugzeug zu gehen. Wenn er am nächsten Morgen wieder in England sein wollte, hatte er Grund zur Eile. Abigail trat ihm in den Weg. Verschmitzt grinsend.
    »Darf die neue Lady ausgehen, Mister Doktor?«
    Es lag eine ganze Geschichte in dieser Frage. Wie viele mochten hier gewesen sein, denen man den Ausgang verweigert hatte. Glossin warf der Negerin einen Blick zu.
    »Ich sage dir… die junge Dame ist meine Nichte. Wehe dir, wenn du…«, sagte er und schritt hinaus.
    *

Sie saßen auf der mit Waldreben umsponnenen Veranda des Truwor-Hauses am Torneaelf. Durch Ranken und Reben ging die Aussicht auf den hundert Meter tiefer dahinströmenden Fluß und die gegenüberliegenden, mit Tannen bestandenen Berge. Zu dritt saßen sie hier: Erik Truwor, der Schwede, Soma Atma, der Inder, und Silvester Bursfeld, aus deutschen Blute.
    In diesem Hause war Silvester heimisch. Hier war er zusammen mit Erik Truwor aufgewachsen, und die alten Mauern hatten die Spiele der Knaben und die Arbeit der Jünglinge gesehen. Bis dann die Studienjahre Silvester nach Deutschland geführt hatten. Erik und Silvester hatten sich beide der Technik gewidmet, aber schon die Art ihres Studiums war grundverschieden gewesen. Während Silvester die Wissenschaft und die Beschäftigung mit physikalischen Problemen um ihrer selbst willen betrieben hatte, war für Erik die Technik stets nur ein Mittel zum Zweck gewesen, um das menschliche Leben leichter und angenehmer zu machen und neue, bessere Lebensmöglichkeiten zu gestalten. Die Verschiedenartigkeit war auch äußerlich zum Ausdruck gekommen, Silvester hatte seine Studienjahre ausschließlich in Berlin verbracht, wohingegen Erik nicht nur in Deutschland, sondern auch an verschiedenen ausländischen Hochschulen studiert hatte. Etwas anderes war hinzugekommen. Erik war ein reicher Erbe, Silvester aber – ohne Vermögen – hatte als Pflegesohn im Hause Truwor gelebt. Die von seinem Pflegebruder und Freund Erik angebotene

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