Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Macht der Drei

Titel: Die Macht der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
beiden großen Staaten nicht mehr nebeneinander Platz haben. Wir müssen unsere Stellung zwischen den beiden Parteien wählen. Beide sind Englisch sprechende Völker, jedem von uns durch Bande des Blutes verbunden. Staatsrechtlich steht uns England näher, wir gehören zum Commonwealth. Aber unsere wirtschaftlichen Beziehungen weisen nach Amerika. Politische Klugheit gebietet uns deshalb heute, Anschluß an Amerika zu nehmen…«
    Laute Beifallsrufe unterbrechen den Sprecher. Es ging sonst ebenso ernsthaft und gesetzt im australischen Parlament zu, wie im Unterhause zu London. Aber hier waren die Leidenschaften auf das höchste erregt.
    Die weißbärtigen Farmer aus Queensland und Neusüdwales, die Kaufleute aus Viktoria, die Viehzüchter aus Westaustralien und Alexandraland sprangen von ihren Sitzen auf und machten ihrer Begeisterung im lauten Cheerrufen Luft. Es dauerte Minuten, bis der Redner fortfahren konnte.
    »…Ich stelle fest, daß Regierungspartei und Opposition in diesem Punkt einig sind. Australien muß sich geschlossen an die Seite Amerikas stellen, wie es Kanada vor fünf Jahren getan hat. Die angelsächsische Rasse hat einst die neue Doktrin vom Selbstbestimmungsrecht der Völker verkündet. Diese Lehre ist nie wieder aus der Welt verschwunden. Wir nehmen dieses Recht der Selbstbestimmung für uns in Anspruch und beschließen den Zollbund mit der amerikanischen Union.«
    Der Schluß der Rede ging in brausenden Cherrufen unter. Das alte Parlament, welches hier in Sydney tagte, war nicht wiederzuerkennen. Tücher wurden geschwenkt. Händeklatschen mischte sich in die Beifallsrufe. Einzelne Parlamentsmitglieder sprangen auf die Sitze und gestikulierten mit den Armen.
    Die bevorstehende Abstimmung war nur noch eine reine Formsache. Der Beschluß fand einstimmige Annahme.
    Durch Fernseh- und Rundfunkübertragungen wurde die Bevölkerung laufend vom Stand der Parlamentsberatungen unterrichtet.
    Während die Begeisterung durch die Straßen lief, saß der australische Premierminister G. A. Applebee dem Königlich Großbritannischen Sondergesandten Mr. Swift MacNeill gegenüber.
    »Ich habe die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß die englische Regierung die Lage als außerordentlich ernst ansieht. Der Beschluß des australischen Parlaments ist ungesetzlich, weil er alte, wohlerworbene Rechte des Mutterlandes verletzt.«
    Mr. MacNeill sprach die Worte langsam und unbewegt. So mochten vor zweitausend Jahren Tribunen und Legaten die Weltmacht Roms in die Waagschale geworfen haben: Roma locuta, causa tinita!
    Mr. Applebee überlegte seine Erwiderung sorgfältig, bevor er antwortete.
    »Es ist der einstimmige Beschluß des Parlaments, Sir! Ein Land mit einer Bevölkerung von 40 Millionen steht geschlossen hinter dem Parlament. Dadurch, daß Australien in ein engeres Verhältnis zur amerikanischen Union tritt, hört es nicht auf, ein Freund Englands zu sein.«
    »Australien ist ein Teil des Commonwealth.« MacNeill sagte es kurz und schroff.
    Mr. Applebee schwieg. Auch der englische Gesandte blieb still. Der Name des Diktators Cyrus Stonard stand unausgesprochen zwischen ihnen. Der Australier fühlte sich der amerikanischen Unterstützung sicher.
    »Ich hoffe, daß es der Umsicht der englischen Regierung gelingen wird, die Lage zu entspannen.«
    Das waren die Abschiedsworte, mit denen der Premier den Gesandten entließ.
    Mr. Applebee kehrte in sein Kabinett zurück. Ein Sekretär meldete ihm, daß Mr. Jones ihn zu sprechen wünsche. Mr. J. F. C. Jones, der Sondergesandte der USA. Allright, der sollte die frohe Botschaft aus erster Quelle vernehmen. Der Australier hielt ihm die Liste mit dem Abstimmungsergebnis entgegen.
    »Die Sache ist in Ordnung, Sir! Einstimmiger Beschluß von Oberhaus und Unterhaus. Der erste Fall in der Geschichte Australiens, daß ein Beschluß in beiden Häusern mit allen Stimmen angenommen wird.«
    Mr. Jones trocknete sich die hohe Stirn mit einem seidenen Taschentuch.
    »Ich sehe leider, daß ich zu spät gekommen bin. Ich wollte Sie bitten, die Abstimmung um vierzehn Tage zu verschieben.«
    Mr. Applebee sank sprachlos auf seinen Stuhl und starrte den Amerikaner an.
    »Ich verstehe nicht. Ich denke, das amerikanische Volk ersehnt die Vereinigung ebensosehr wie wir?«
    »Es ersehnt sie. Nur ein Aufschub von vierzehn Tagen. Aus Gründen der äußeren Politik der Union.«
    Mr. Applebee machte eine hilflose Bewegung.
    »Wenn ich auch nur mit der Andeutung eines solchen Wunsches vor das Parlament

Weitere Kostenlose Bücher