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Die Macht der Ehrlichen: Eine Provokation (German Edition)

Die Macht der Ehrlichen: Eine Provokation (German Edition)

Titel: Die Macht der Ehrlichen: Eine Provokation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Bueb
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autoritären Führung unterordnen. Die »Wahrheit« über eine verfehlte Strategie und Führungskultur wird erst offenbar, wenn diese sich wirtschaftlich negativ auswirken. Dieses Korrektiv gibt es aber an einer staatlichen Schule nicht.
    Der Macht der Lüge begegnen Kinder und Jugendliche schon sehr früh. Durch Lügen andere auszugrenzen gehört zu den gemeinsten Methoden unter Menschen, um Macht über sie zu gewinnen; so auch unter Jugendlichen. Ein Mädchen schien gut in die Gemeinschaft integriert zu sein, merkte aber, dass andere ihre Nähe nicht mehr suchten, ja sie sogar schnitten. Erst allmählich erfuhr sie, dass Gerüchte über sie im Umlauf waren, Gerüchte, die sie als eine erscheinen ließen, die über andere schlecht redete. Die raffinierte Urheberin der Gerüchte erzählte anderen Mädchen hinter vorgehaltener Hand, sie habe dies oder jenes über sie verbreitet.
    Sie kam zu mir in ihrer Not. Mein Rat: Sie solle nicht warten, bis ein Erwachsener eingreife, sondern sie solle die Urheberin stellen und mit diesen Vorwürfen konfrontieren. Die Aufgabe war dadurch erschwert, dass diese Urheberin hohes Ansehen in der Gruppe genoss.
    Es war offensichtlich, dass sie nicht ertragen hatte, dass das Ansehen des verleumdeten Mädchens in der Gruppe wuchs. Sie brachte den Mut auf, die Verleumderin zu stellen, und erlebte ein Fiasko, weil sie nicht mit deren Frechheit und Raffinesse gerechnet hatte. Aber sie konnte ein anderes Mädchen davon überzeugen, sie zu unterstützen.
    Ausdauer war angesagt, sie gab nicht auf und warb klug um Bundesgenossinnen. Tatsächlich erreichte sie, dass die Verleumdungen ihrer Gegenspielerin offenbar wurden – mit der Folge, dass diese nun ausgegrenzt wurde. Das hätte sie eigentlich verhindern müssen. Das wäre aber zu viel verlangt gewesen. Sie aber hatte erfahren, dass die Ehrliche siegt, wenn sie mutig und klug vorgeht.
    Anders verlief eine üble Mobbinggeschichte. Ein Junge wurde in der Klasse gehänselt, sein Schulranzen wurde wiederholt ausgeleert, während des Unterrichts fielen scheinbar harmlose, aber für den Betroffenen verletzende Bemerkungen, Papierkügelchen trafen ihn immer wieder, er wurde zunehmend geschnitten. Er litt wie ein Hund. Mitschüler nahmen das wahr, wagten aber nicht, gegen die Täter vorzugehen, weil sie die Alphatiere in der Klasse waren.
    Der Klassenlehrer bemerkte lange nichts, weil die Täter zu raffiniert agierten. Als er durch die Eltern vom Leiden des Jungen erfuhr, sprach er mit ihm, konnte ihn aber nicht dazu bewegen, die Täter zu stellen. Der Junge flehte ihn vielmehr an, auf keinen Fall gegen sie vorzugehen, sonst würde alles noch schlimmer.
    Es gab in der Klasse niemanden, der den Mut hatte, etwas zum Schutz des Jungen zu unternehmen. Alle Schüler wussten die Wahrheit über das Mobbing, sie waren selbst ehrliche junge Menschen, aber sie waren nicht bereit, dafür zu kämpfen, dass die Wahrheit öffentlich wurde, um das Leiden des Jungen zu beenden. Befragt nach den Tätern, machten sie geltend, dass sie sich in einem Wertekonflikt befänden: Wenn sie dem Opfer helfen würden, dann könnten sie dies nur tun, indem sie die Täter verrieten. Verrat eines Mitschülers gilt aber als schlimmstes Vergehen in der Schülerethik. Ein solcher Wertekonflikt wird häufig geltend gemacht, um die eigene Untätigkeit zu rechtfertigen. Nach unserer Interpretation handelte es sich jedoch um einen Konflikt zwischen der Bereitschaft zu helfen und der Angst, selbst Opfer zu werden.
    Die Geschichte endete damit, dass Klassenlehrer und Leiter die beiden vermuteten Haupttäter gegen den Willen des Jungen vorluden. Wir behaupteten nicht vom Opfer, sondern von anderen zu wissen, dass sie die Täter seien. Die Frechheit unserer »Lüge« ließ die beiden Jungen einknicken. Wir akzeptierten ihre beschönigenden und verharmlosenden Aussagen nicht, sondern machten sie dafür verantwortlich, dass der Junge nicht mehr gemobbt würde. Gelänge ihnen das nicht, müssten sie mit Entlassung rechnen.
    Die Rechnung ging auf, der Junge konnte unbehelligt in der Klasse leben. Mobbende Jugendliche sind oft schwache Persönlichkeiten, die ihre Schwäche durch Ausgrenzung anderer kompensieren. Sie reagieren leider selten auf Argumente, sondern nur auf Androhung von Strafen. Das gilt übrigens auch für autoritär agierende Erwachsene.
    Die Versuchung, zu lügen und zu betrügen, ist so stark, dass Abschreckung nach wie vor als eine wichtige Maßnahme gilt, dieser Laster Herr zu

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