Die Macht der Macht
Eigenschaften sind Intelligenz oder Introversion. Der Eigenschaftsansatz bedeutet, dass ein Mensch mit Macht imstande ist, diese Macht in jeder Beziehung und in allen Situationen einzusetzen. Menschen ohne Macht dagegen sind immer machtlos. Diese Erklärung betont die Unterschiede zwischen den Menschen. Menschliches Verhalten wird als eher statisch angenommen.
Im theoretischen Rahmen des Eigenschaftsansatzes wird menschliches Verhalten durch Motive bestimmt. Menschen haben Bedürfnisse, die auf psychologischem oder physiologischem Ungleichgewicht beruhen. Das kann zum Beispiel Hunger als körperliches Bedürfnis sein oder der Wunsch nach Wertschätzung. Motive sind die sichtbaren Anzeichen dieser Bedürfnisse. Menschen mit einem starken Machtmotiv erfahren dann Befriedigung, wenn sie sich in Positionen befinden, in denen sie andere Menschen lenken können. Auf der Ebene des Verhaltens kann ich solche Menschen daran erkennen, dass sie beispielsweise versuchen, Diskussionen um jeden Preis zu gewinnen, oder daran, dass sie versuchen, den Raum zu dominieren, beispielsweise indem sie stehen, während alle anderen sitzen. Leistungsmotive gehen mit diesem Machtmotiv einher. Menschen mit einem stark ausgeprägten Leistungsmotiv verschaffen sich Befriedigung durch das Erreichen von (Arbeits-)Zielen.
David McClelland formulierte eine Theorie zur Motivation, die annimmt, dass Menschen von drei grundlegenden Bedürfnissen getrieben werden: von dem Bedürfnis nach Erfolg oder Leistung, dem nach Macht und dem nach Zugehörigkeit. In der Stärke der jeweiligen Bedürfnisse gibt es individuelle Unterschiede.
Das Bedürfnis nach Leistung zeigt sich im Setzen von Zielen, in der Befriedigung durch das Erreichen dieser Ziele, in Begeisterung an der Arbeit selbst sowie an der Bedeutung von Effizienz und Effektivitätskriterien. Typisch ist das Streben nach innovativen Aufgaben, die ein kalkuliertes Risiko von Eigenverantwortung und schnelles Feedback mit sich bringen.
Das Machtstreben äußert sich im Versuch, eine Position der Überlegenheit anderen Personen gegenüber zu realisieren. Bei dem Machtmotiv unterscheidet McClelland zwischen personalisierter und sozialisierter Macht. Unter sozialisierter Macht versteht er »Macht im Dienst einer guten Sache«, erkennbar beispielsweise am Streben nach Ämtern (z.B. Vereins- oder Parteifunktionäre). Personalisierte Macht hingegen ist Macht zur Selbsterhöhung, sichtbar durch Prestigeobjekte oder aggressives Auftreten. Das Machtmotiv ist eng mit dem Bedürfnis nach Erfolg und dem Erreichen von Zielen verbunden. Menschen mit einem hohen Machtmotiv sind besonders in Situationen erfolgreich, in denen das Erreichen von Zielen im Vordergrund steht. Nach diesem Ansatz sollte man besonders viele Menschen mit einem stark ausgeprägten Machtmotiv in den höheren Managementpositionen größerer Unternehmen finden.
Zugehörigkeitsgefühle äußern sich nach McClelland im Wunsch, Bestandteil einer Gruppe zu sein und dort Sicherheit zu finden. Personen mit hohem Zugehörigkeitsstreben bevorzugen konfliktfreie Situationen und Interaktionen mit geringem Wettbewerb.
Der Eigenschaftsansatz erklärt Macht als die Eigenschaft einer Person.
Getrieben wird der Mensch von dem Bedürfnis nach Macht und Dominanz.
Der Mächtige wird – unabhängig von der Situation – immer versuchen, Macht über andere auszuüben.
Darum sucht er bevorzugt Situationen auf, die ihm genau dies ermöglichen.
Macht aus der Situation heraus:
der situativ-interaktionistische Ansatz
Wenn Macht vorwiegend als Eigenschaft von Menschen begriffen wird, besteht die Gefahr, den Einfluss von Personen zu überschätzen und die bestimmenden Elemente der Situation zu unterschätzen. Die situativ-interaktionistische Perspektive nimmt daher die situativen Faktoren als bestimmend für das Verhalten an. Individuelle Unterschiede im Verhalten werden auf verschiedene Lerngeschichten sowie die unterschiedliche Wahrnehmung und entsprechende Interpretation der Situation zurückgeführt. Die interaktionistische Komponente dieses Erklärungsansatzes leugnet damit keineswegs, dass es Eigenschaften gibt. Sie sieht vielmehr Verhalten als das Ergebnis des Zusammenspiels von Situation und Eigenschaften.
Auch wir fragen uns natürlich immer, warum wir uns selber und warum andere Menschen sich so verhalten, wie sie es tun. Wir suchen nach Ursachen als Erklärungen fürunsere Beobachtungen. Dieses Verhalten nennt die Sozialpsychologie Attribuierung. Wir
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