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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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den Trümmern befreit und waren in die Tunnel von Sheol gekrochen, krank und unvollständig, um dem natürlichen Zyklus der Wildnis von Gott-der- Schlachtenlenker und dem Zorn der Exilanten zu entfliehen. Die meisten waren gestorben und zerfallen, aber einige wenige hatten Möglichkeiten zum Überleben gefunden, und die sich darum rankenden Gerüchte machten Jeshua nervös.
    Er schaute sich um und stieß auf ein knorriges, von der Sonne geschwärztes Rankengewächs, das so hart wie Holz war und einen massiven Stamm hatte. Er hob es auf, brach die dünne Spitze ab und steckte es so in den Gürtel, daß er nicht darüber stolperte.
    Bevor er den schuttübersäten Abhang hinabstieg, drehte er sich noch einmal um. Die Expoliten von Ibreem waren nur ein paar hundert Yards hinter ihm.
    Wie von der Sehne geschnellt rannte er los. Sand, Felsbrocken und Pflanzenreste hatten sich im Eingang des breiten Tunnels angesammelt. Wasser tröpfelte an Wänden mit abgeplatzten weißen Kacheln hinab und fiel platschend in kleine Teiche. Überall gediehen Moos und kaskadenartig gestufte Pilze.
    Die Dörfler erschienen an der Abbruchkante des Hangs und riefen seinen Namen. Er verbarg sich für eine Weile im Schatten, bis er sicher war, daß sie ihm nicht mehr folgten.
    Nachdem er eine Meile in den Tunnel vorgedrungen war, sah er Licht. Der Boden war knöcheltief mit Brackwasser bedeckt. Er hatte bereits mehrere der einheimischen Gliederfüßler von Gott-der- Schlachtenlenker gesehen und erwogen, einen davon zu erlegen und zu verzehren, aber er hatte keine Möglichkeit, ein Feuer zu entzünden. Er hatte all seine Zündhölzer in Bethel-Japhet zurückgelassen, weil es gegen das Gesetz war, Streichhölzer im Dschungel mitzuführen, es sei denn, man befand sich auf einer autorisierten Jagd oder Expedition. Er konnte den Gedanken an rohes Fleisch von Kriechtieren nicht ertragen, egal, wie hungrig er war.
    Der Boden vor ihm hatte sich aufgeworfen und wieder gesetzt. Ein See hatte sich in dieser Senke gebildet. Seine Oberfläche kräuselte sich mit öliger Gemächlichkeit. Jeshua umging von Wasser umspülte, gezackte Betonbrocken. Er sah etwas Langes und Weißes in den Untiefen des Sees lauern, mit Fühlern wie den weichen Federn eines Mulcet- Astes. Es hatte große graue Augen und einen plumpen runden Kopf, mit einem Sortiment an Klauen, Greifern und Scheren, die aus Armen an beiden Seiten wuchsen. Nie zuvor hatte Jeshua etwas Derartiges gesehen.
    Gott-der- Schlachtenlenker war indessen nur selten so bizarr. Es war eine überschaubare, etwas trockene, erdähnliche Welt, weshalb die Menschen sie auch vor dreizehn Jahrhunderten in so großer Zahl kolonisiert und den trägen Planeten in eine gelungene Synthese aus dem Besten verwandelt hatten, das zehn Planeten zu bieten hatten. Seitdem hatte das Terraformen zwar gelitten, aber nicht gravierend.
    Wasser plätscherte, als er den festen Boden des gegenüberliegenden Ufers betrat. Der gefiederte Alptraum entschwand mit schnellen, schlängelnden Bewegungen in der Tiefe.
    Das grelle Licht vor ihm wurde von sphärischen Lampen erzeugt und hatte keine Ähnlichkeit mit dem sanften Glühen der Mauern der lebenden Städte. Drähte zischten und knisterten in der Nähe eines schwarzen Metallkastens. Kabel gingen von einem Puffer aus und zogen sich um die entfernte Kurve. Schwarze Streifen, verblichen und zerkratzt, markierten einen Gehweg. Schilder in altem Englisch und einem Idiom ähnlich dem hebräischen Kauderwelsch, das in Ibreem gesprochen wurde, warnten vor einem Abweichen vom markierten Pfad. Er konnte das Englische leichter lesen als das Hebräische mit seinen spezifischen Schriftzeichen. In Ibreem wurden nur lateinische Buchstaben verwendet.
    Joshua hielt sich innerhalb der Markierungen und schritt um die Biegung. Der vor ihm liegende Tunnel wurde auf halber Breite von einem Klotz blockiert. Er war dreißig Fuß breit und zirka fünfzig Fuß lang, verrostet und mit Moder überzogen. Er war früher manuell bedient worden, nicht automatisch – über dem Gewirr aus Hebeln und Pedalen thronten noch immer eine Sitzschale sowie eine kleine, geschwungene Steuerkonsole. In seiner Eigenschaft als Schmied, Werkzeugmacher und Konstrukteur von Motorfahrzeugen hielt Jeshua diese Komponenten für abgetrennte Teile des Schienengleiters. Er untersuchte sie gründlicher und stellte fest, daß es sich nicht um Teile der Originalmaschine handelte. Sie waren irgendwelche Elemente mobiler Stadt-Teile. Sie waren eine

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