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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Symbiose mit dem Schienengleiter eingegangen, in dem Versuch, einen brauchbaren Platz auf der größeren Maschine zu ergattern. Sie hatten jedoch nur Stille angetroffen. Jetzt waren sie tot, und alle organischen Komponenten waren schon seit langem zerfallen. Der Rest war mit Rost und Moder lasiert.
    In dem Tunnel vor ihm hing eine Vielzahl Stalaktiten aus Beton und rostigem Stahl. Bruchstücke von Rohrleitungen und Verdrahtungen waren mit Krampen an ihnen befestigt. Einst mußte der ganze Tunnel mit ihnen angefüllt gewesen sein, so daß nur der Pfad, den er jetzt auch benutzte, Platz für die Schienengleiter und Wartungstrupps geboten hatte. Der größte Teil des Metalls und des Kunststoffs war von Räubern fortgeschafft worden.
    Jeshua befand sich nun unter dem gezackten Ende eines Luftkanals und vernahm ein Raunen. Er neigte den Kopf auf die Seite und lauschte gründlicher.
    Nichts. Dann hörte er es wieder, so schwach, daß er es fast überhaupt nicht wahrnehmen konnte. Der Kunststoff des Luftkanals war spröde und reicherte die Stimmen mit einem Timbre rieselnden Staubs an. Er stellte sich auf einen herumliegenden Metallkanister und führte das Ohr dichter an den Luftkanal heran.
    »Beweg dich…«, hallte es aus dem Kanal.
    »…nit da wat mir war…«
    »Verdammte Hänge-Brust!«
    »Nix… mach…«
    Die Stimmen verstummten. Der Kanister knickte ein und ließ ihn zu Boden stürzen, wobei er wie ein Kind aufschrie. Mit wackligen Beinen stand er auf und marschierte weiter in den Tunnel hinein.
    Die Beleuchtung wurde trüber. Er ging vorsichtig über den von schattigen Stellen übersäten Boden und wich Kachel- und Betonfragmenten aus, herabgefallenen Rohrleitungen, zusammengerollten Drähten und losen Befestigungsbändern. Dieser Weg war nicht so oft von Menschen benutzt worden. Schemenhafte Gestalten flohen bei seinem Erscheinen: Insekten, Kriechtiere, Nagetiere, manche dort heimisch, manche verwildert. Was zuerst wie eine umgestürzte Trommel aussah, erwies sich bei näherer Betrachtung als eine zwei Handbreit große Schnecke, die auf einem glitzernden Fuß dahinglitt, der so lang war wie seine Wade. Die Augen mit weißen Pupillen schwenkten nach oben, katzenhafte Schlitzaugen, hinter denen sich eine unbekannte Flüssigkeit und geheime Gedanken verbargen. Das Wesen verströmte einen warmen, widerwärtigen Gestank. Auf einer Seite klebte der verwesende Kadaver eines großen Käfers.
    Nach hundert Yards wies der Boden eine erneute Verwerfung auf. Die von Rinnen durchsetzte unterirdische Landschaft aus Tümpeln, Beton und Schlamm roch faulig und wirkte unter seinen in Sandalen steckenden Füßen noch fauliger. Er hielt sich von den größeren Tümpeln fern, die von leeren Larvenkokons umgeben und von Insektenlarven wimmelten.
    Er bedauerte seine Entscheidung. Er fragte sich, ob er zum Dorf zurückkehren und sich seiner Bestrafung stellen sollte. Ob er überhaupt in der ständigen Nähe von Kisa und Renold leben konnte. Ob er den Wassertrog reparieren und Wiedergutmachung an die Besitzer der Marktstände leisten sollte.
    Er blieb stehen und lauschte. Vor ihm rauschte ein kaskadenartiger Wasserfall. Der Lärm überlagerte zwar die meisten Geräusche, aber dennoch konnte er diskutierende, näherkommende Menschen hören.
    Jeshua zog sich aus der Tunnelmitte zurück und ging hinter einem herabgefallenen Rohr in Deckung.
    Jemand rannte durch den Tunnel, von Block zu Block, wobei er tänzelnd mit den Armen balancierte und die Hände wie Flügelspitzen spreizte. Vier Gestalten verfolgten ihn mit im Dämmerlicht funkelnden Messerklingen. Jeshua sah, daß der fliehende Mann an ihm vorbeirannte und im schwarzen Schlick stolperte. Jeshua stützte sich beim Aufstehen auf der Röhre ab, wandte sich um und wollte losrennen. Ein Beben lief durch seine auf der Mauer liegende Hand. Eine Lawine aus herabstürzenden Felsbrocken und Staub riß ihn von den Beinen und verstreute Schutt um ihn herum. Vier Schreie ertönten und brachen ab. Er erstickte fast an dem Staub, fuchtelte mit den Armen und kroch aus der Gefahrenzone.
    Die Beleuchtung war ausgefallen. Nur ein eitriges Glühen am Rand eines türkisfarbenen Sumpfs spendete noch Licht. Ein Schatten überquerte einen in der Finsternis gespenstisch wirkenden Tümpel. Jeshua versteifte sich in Erwartung eines Angriffs.
    »Wer?« fragte der Schatten. »Mach, sprech. Shan verletzt.«
    Die Stimme schien dem Klang nach von einem älteren Jungen zu stammen, vielleicht achtzehn oder

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