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Die Macht des Feuers

Die Macht des Feuers

Titel: Die Macht des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Tresen saß eine matronenhafte Mittfünfzigerin, deren Gesicht mehr Schminke aufwies, als man ohne Spachtel wieder abbekam, in ein Kreuzworträtsel vertieft. Als Lilith sich leise räusperte, sah die Matrone auf. »Ja, bitte?«
    »Hallo«, sagte Lilith. Sie beschloß, es erst einmal auf die höfliche Tour zu versuchen. »Bitte verzeihen Sie die Störung, aber ich bin vom San Francisco Chronicle. Ich bin hier, weil ich ein Interview mit Dr. Nyeberg führen möchte. Ich bin zwar nicht angemeldet, aber .«
    »Wenn Sie keinen Termin haben, vergessen Sie's«, erwiderte die Matrone gleichgültig. Ihr maskenhaftes Gesicht bewegte sie beim Sprechen nur minimal - vermutlich fürchtete sie, daß sonst das Makeup abplatzen könnte. »Der Doktor ist ein vielbeschäftigter Mann.«
    »Verstehe«, sagte Lilith. »Wäre es Ihnen dann möglich, für mich einen Termin mit Dr. Nyeberg zu machen? Vielleicht für morgen früh?«
    Die Empfangsdame schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber Dr. Nyeberg hat morgen keine Zeit. Und übermorgen auch nicht, um es gleich vorweg zu nehmen. Warum versuchen Sie es nicht nächste Woche noch mal? Möglicherweise läßt sich dann etwas einrichten.«
    Mit diesen Worten wandte sie sich wieder ihrem Kreuzworträtsel zu.
    Die Halbvampirin spürte, daß ihr ohnehin nicht sonderlich dicker Geduldsfaden gleich reißen würde. Sie hustete nachdrücklich, was die Empfangsdame veranlaßte, noch einmal den - jetzt sehr unleidigen - Blick zu heben.
    Mehr als Augenkontakt benötigte Lilith nicht, um in das Bewußtsein der Frau eindringen und sie sich gefügig zu machen. Es war ein bißchen, als würde man in einen See eintauchen - in diesem Fall allerdings in einen relativ trüben .
    Als Lilith die Matrone unter Kontrolle hatte, verwandelte sich deren Miene von kalter Teilnahmslosigkeit in übermütige Hilfsbereitschaft.
    »Was kann ich für Sie tun, meine Liebe?« flötete sie mit Engelszunge.
    »Nur eine kleine Auskunft«, sagte Lilith. »Wo hat man die bebende Tote< untergebracht?«
    »Bedaure, aber das weiß ich nicht«, entgegnete die Matrone freundlich. »Dr. Nyeberg hält die Patientin vollkommen isoliert. Alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, daß sie sich in einem Zimmer im Untergeschoß der Klinik befindet.«
    Lilith fluchte leise, als sie erkannte, daß die Frau, die unter ihrem Einfluß nicht in der Lage war, sie anzulügen, ihr nicht weiterhelfen konnte. Enttäuscht zog sie sich aus dem Bewußtsein der Matrone zurück und kehrte der Rezeption den Rücken zu, während die Empfangsdame sich wieder über ihr Kreuzworträtsel hermachte.
    Lilith bemerkte den jungen Mann erst, als er direkt neben ihr stand und fragte: »Was haben Sie mit ihr angestellt?«
    Sie sah ihn verwirrt an. »Wie bitte?«
    Er nickte in Richtung Rezeption.
    »Wilma«, erklärte er ihr mit einem breiten Grinsen. »Sie kriegt die Zähne normalerweise nur auseinander, wenn's was zu Futtern gibt. Wie haben Sie sie dazu gebracht, mehr als einen Satz am Stück zu sagen?«
    Lilith lächelte dezent. »Vielleicht ist mein einnehmendes Wesen dafür verantwortlich«, erwiderte sie - was im Grunde ja sogar der Wahrheit entsprach.
    Der Mann lachte amüsiert. »Darauf möchte ich wetten .«
    Lilith musterte den Burschen. Mitte/Ende zwanzig. Groß, fast athletisch gebaut. Kurzes blondes Haar, blaue Augen. Ein attraktives Gesicht. Seine weiße Kleidung verriet ihn als Arzt oder Krankenpfleger, vermutlich letzteres. In jedem Fall gehörte er zum medizinischen Personal der Klinik. Ob er wußte, wo sich die Untote befand?
    Lilith beschloß es herauszufinden.
    »Mein Name ist Lilith Eden«, stellte die Halbvampirin sich vor. »Ich arbeite für den San Francisco Chronicle und bin hier, um ein Interview mit Dr. Nyeberg zu machen. Aber die gute Wilma konnte mir diesbezüglich leider nicht weiterhelfen.« Mit einem verheißungsvollen Lächeln fragte sie: »Vielleicht habe ich bei Ihnen mehr Glück?«
    Der Bursche schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, nein«, sagte er. »Seit Nyeberg dieses Vampirmädchen entdeckt hat, benimmt er sich, als wäre er Howard Hughes. Er gibt keine Interviews, bloß Pressekonferenzen. Tut mir wirklich leid.« Er schien es ehrlich zu meinen.
    Lilith winkte ab. »Schon gut«, sagte sie. »Wenn ich ehrlich bin, interessiert mich dieses . Vampirmädchen sowieso weitaus mehr als Dr. Nyeberg. Gibt es irgendeine Möglichkeit, sich die >lebende Tote< aus der Nähe anzusehen?«
    Der Pfleger verneinte erneut. »Keine Chance«, erklärte er.

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