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Die Macht des Feuers

Die Macht des Feuers

Titel: Die Macht des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Volt.
    Nichts rührte sich.
    Fünfundvierzig Volt.
    Immer noch nichts.
    Dann, als der Schalter fast auf fünfzig Volt stand, geschah es plötzlich - zuckend bewegten sich die Finger an der rechten Hand der Patientin, krümmten sich wie Spinnenbeine. Gleichzeitig begannen ihre Mundwinkel zu zucken. Es sah aus, als ob sie die Mediziner spöttisch angrinsen würde.
    Nyeberg stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen einem Seufzen und einem triumphierenden Heulen lag. »Ja!« rief er. »Ja, sie ist tot! Sie ist wirklich und wahrhaftig tot!«
    Dr. Waters nickte bestätigend, obgleich er im Gegensatz zu Nye-berg weniger zu Freudentänzen aufgelegt war. Denn so erstaunlich diese Entdeckung auch war, so heftig verwirrte es ihn dennoch, einen Arzt darüber jubeln zu hören, daß einer seiner Patienten tot war ...
    *
    Zeitungsmeldung in der Los Angeles Times, 17. Januar 1997:
    LEBENDE TOTE GIBT MEDIZINERN RÄTSEL AUF Als in der Nacht von Donnerstag auf Freitag die St. Catherine's Memorial Church in West Los Angeles aus bis dato ungeklärten Gründen innerhalb weniger Stunden bis auf die Grundmauern niederbrannte, entdeckte ein junger Feuerwehrmann in einem frisch ausgehobenen Grab auf dem angrenzenden Friedhof eine Frau, die sich mit schwersten Verbrennungen dritten und vierten Grades aus den Flammen retten konnte.
    Nachdem sie auf dem schnellsten Weg ins West Medical Center geschafft worden war, erwartete die dortigen Ärzte eine Überraschung, denn die Untersuchung der Frau ergab, daß sie »vom rein medizinischen Standpunkt aus betrachtet tot ist«, wie Dr. Steven Nyeberg vom WMC auf einer Pressekonferenz erklärte. Ihr Herz würde nicht schlagen, und sämtliche übrigen Körperfunktionen seien ebenfalls inexistent. Lediglich ihre Hirnstromwellen wären feststellbar. Dennoch sei die Patientin laut Dr. Nye-berg »>so lebendig wie Sie und ich - abgesehen davon, daß unsere Körper nicht zu neunzig Prozent von Verbrennungen gezeichnet sind.«
    Doch dies ist nicht das einzige Rätsel, das die mysteriöse »lebende Tote« den Medizinern aufgibt. Wie Dr. Nyeberg unserer Redaktion gegenüber berichtete, regenerieren ihre Wunden sehr viel schneller als bei normalen Menschen. Hinzu kommt, daß die geheimnisvolle Frau, deren Identität bislang nicht festgestellt werden konnte, ungewöhnlich lichtempfindlich ist, weshalb man sie in einem fensterlosen Raum im Untergeschoß der Klinik untergebracht hat, um sie vor Tageslicht zu schützen. Außerdem weigert sich die Unbekannte, Nahrung zu sich zu nehmen. Dr. Nyeberg: »Alles, wonach sie verlangt, ist Blut. Frisches menschliches Blut.« Nyeberg nimmt an, daß das absonderliche Verhalten seiner Patientin mit dem verletzungsbedingten Schock zusammenhängt.
    Mittlerweile haben auch Mediziner anderer Kliniken und wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität von Los Angeles die »lebende Tote« in Augenschein genommen und Dr. Nyebergs Aussage angeschlossen, daß es sich bei ihr um eine »medizinische Sensation von größter Tragweite« handelt, die »in die Annalen der modernen Medizin eingehen wird«.
    *
    Als der Kapitän der McDonald-Douglas L1101 den Anflug auf den Burbank-Airport von Los Angeles begann, legte Lilith Eden die Zeitung beiseite, in der sich jener Artikel befand, wegen dem sie die Reise an die amerikanische Westküste auf sich genommen hatte, und schaute nachdenklich aus dem Fenster des Flugzeugs.
    Unter sich konnte sie den Großraum L. A. sehen, ein Konglomerat von zwei Dutzend kleinen Städten, die sich zu einer der gewaltigsten Metropolen der Welt zusammenschlossen. Es war, als ob man auf ein riesiges Lichtermeer hinabblicken würde, das in jeder Himmelsrichtung bis zum Horizont reichte. Alles war hell erleuchtet. Man konnte fast zu der Überzeugung gelangen, daß es in der Stadt der Engel keine Dunkelheit gab, keine Finsternis.
    Doch dieser Eindruck täuschte.
    Es gab in L. A. sehr wohl dunkle Orte; Plätze, bis zu denen der Glanz Hollywoods nicht vordrang, denen alles Schöne, Helle, Reine fehlte.
    Einer davon war die Seele jener Frau, die man vorgestern am Rande dieser brennenden Kirche gefunden hatte. Denn wenn zutraf, was in der Zeitung stand, handelte es sich bei der Unbekannten um eine Vampirin; vermutlich um eine Sippenführerin, da sie nicht mit der grassierenden Vampirseuche infiziert worden war.
    Und das bedeutete, daß sie sterben mußte.
    Durch Liliths Hand.
    Wie so viele andere Blutsauger zuvor.
    Denn das war Liliths Bestimmung. Sie lebte, um zu töten. Um

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