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Die Macht des Geistes

Die Macht des Geistes

Titel: Die Macht des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Auswirkungen der Veränderung der Biologe eben skizziert hatte.
    »Lassen Sie doch das ungewisse Endergebnis«, sagte Helga plötzlich scharf. »Daran können wir nichts ändern, aber andere Fragen sind wichtiger. Wie halten wir unsere Zivilisation in Gang? Was sollen wir essen?«
    Corinth nickte zustimmend. »Bisher hat nur unsere gesellschaftliche Trägheit den totalen Zusammenbruch verhindert«, meinte er. »Die meisten Menschen arbeiten wie gewohnt weiter, weil ihnen noch nichts anderes eingefallen ist. Aber wenn die Veränderung deutlicher wird ...«
    »Gestern haben der Hausmeister und der Fahrstuhlführer des Instituts gekündigt«, sagte Helga. »Die Arbeit war ihnen zu langweilig und monoton. Was geschieht, wenn alle Hausmeister und Müllmänner und Straßenkehrer und Fabrikarbeiter plötzlich auf die gleiche Idee kommen?«
    »Das ist äußerst unwahrscheinlich«, antwortete Mandelbaum. Er klopfte seine Pfeife aus und holte sich eine Tasse Kaffee. »Einige haben vermutlich Angst, andere sind wahrscheinlich vernünftig genug, um zu erkennen, daß wir irgendwie weitermachen müssen, einige ... nun, auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort. Ich bin ganz Ihrer Meinung, daß wir zumindest eine schwierige Übergangszeit vor uns haben – die Leute verlassen ihre Arbeitsplätze, sie haben Angst und sie schnappen in dieser oder jener Beziehung ein bißchen über. Wir brauchen eine lokale Interimsorganisation, die in den nächsten Monaten für Ruhe und Ordnung sorgt, soweit das überhaupt möglich ist. Meiner Meinung nach könnten die Gewerkschaften einen wichtigen Beitrag dazu leisten, indem sie den Kern dieser Organisation bilden. Ich arbeite bereits daran, und sobald es mir gelungen ist, die anderen zu überreden oder einzuschüchtern, werde ich dem Bürgermeister unsere Hilfe antragen.«
    Nach einer Pause sah Helga zu Lewis hinüber. »Haben Sie noch immer keine Ahnung, was die Veränderung verursacht haben könnte?«
    »Ich habe alle möglichen Ideen, aber bisher weiß ich nicht, welche von ihnen richtig ist«, antwortete der Biologe. »Wir müssen einfach weiterarbeiten, das ist alles.«
    »Es handelt sich um ein physikalisches Phänomen, das zumindest unser ganzes Sonnensystem umfaßt«, erklärte Corinth. »Die Sternwarten haben spektoskopische Untersuchungen durchgeführt, die diese These bestätigen. Vielleicht ist unser ganzes System auf seiner Kreisbahn um den Mittelpunkt der Galaxis in eine Art Kraftfeld eingetreten. Aber aus theoretischen Gründen – der Teufel soll mich holen, wenn ich die Vorstellung einer allgemeinen Relativität voreilig aufgebe! – neige ich eher zu der Auffassung, daß wir ein Kraftfeld verlassen haben, in dem die Lichtgeschwindigkeit herabgesetzt wird, während zudem elektromagnetische und elektrochemische Prozesse beeinflußt werden.«
    »In anderen Worten ...«, begann Mandelbaum und runzelte nachdenklich die Stirn, »nähern wir uns also jetzt nur dem Normalzustand? Wir haben bisher unter anomalen Bedingungen gelebt?«
    Nach kurzem Schweigen antwortete Corinth.
    »Vielleicht. Aber diese Bedingungen waren für uns normal. Wir haben uns ihnen angepaßt. Vielleicht befinden wir uns jetzt in der gleichen Lage wie Tiefseefische, die explodieren, wenn sie an die Meeresoberfläche gebracht werden.«
    »Das ist eine angenehme Vorstellung!«
    »Ich habe eigentlich keine Angst vor dem Tod«, warf Sheila leise ein, »aber diese unheimliche Veränderung, die in uns vorgeht ...«
    »Beherrschen Sie sich«, unterbrach Lewis sie sofort. »Ich nehme an, daß viele Menschen der Veränderung nicht gewachsen sind. Seien Sie vorsichtig, damit Sie nicht auch zu denen gehören, die wahnsinnig werden.«
    Er streifte die Asche von seiner Zigarre ab. »Wir haben im Laboratorium einiges festgestellt«, berichtete er ruhig. »Wie Pete bereits erwähnt hat, handelt es sich um ein physikalisches Problem – entweder ein Kraftfeld oder das Fehlen eines solchen Feldes, das elektrische Wechselbeziehungen beeinflußt. Der Effekt ist im Grunde genommen fast unbedeutend, wie unsere Messungen ergeben haben. Normale chemische Reaktionen finden wie zuvor statt; ich bezweifle sogar, daß es gelingen wird, eine Veränderung in der Geschwindigkeit anorganischer Reaktionen festzustellen. Aber je komplizierter und empfindlicher eine Struktur ist, desto anfälliger ist sie selbst für geringe Beeinflussungen.
    Ihnen muß aufgefallen sein, daß alle Menschen in den letzten Tagen lebhafter und energischer wirken.

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