Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht des Geistes

Die Macht des Geistes

Titel: Die Macht des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
weiß, daß das Ende der Welt bevorsteht. Der Dritte Baal selbst hat mich geschickt, damit ich euch führe. Sein Blitz soll mich treffen, wenn ich nicht die Wahrheit sage!«
    Als Helga in diesem Augenblick laut hupte, gerieten die Menschenmassen in unbeschreibliche Erregung. Einige Männer liefen in die angegebene Richtung, andere folgten willig; innerhalb weniger Minuten bewegte sich der Mob geschlossen auf Brooklyn zu.
    Als Corinth wieder festen Boden unter den Füßen hatte, mußte er sich an der Wagentür festhalten. »Am besten folgen wir ihnen ein Stück weit«, keuchte er. »Sonst werden sie mißtrauisch.«
    »Wird gemacht, Pete.« Helga half ihm in den Wagen und fuhr dann langsam hinter der Menge her. Die Scheinwerfer beleuchteten Hunderte von Rücken. Helga hupte von Zeit zu Zeit, um die Männer zu größerer Eile anzuspornen.
    Dann ertönte ein Brummen über ihnen. Corinth streckte den Kopf aus dem Fenster. »Umkehren!« rief er dann Helga zu.
    Helga nickte, wendete auf zwei Rädern und raste in der entgegengesetzten Richtung davon. Hinter ihnen flüchtete die Menge erschrocken in die Seitenstraßen, als der Polizeihubschrauber sie mit Tränengas besprühte.
    Kurze Zeit später hielt der Wagen vor Corinths Haustür. »So, da wären wir«, stellte Helga fest.
    »Aber ich wollte Sie doch nach Hause bringen«, protestierte er schwach.
    »Das haben Sie bereits. Außerdem haben Sie den Mob davon abgehalten, in unseren Bezirk einzufallen.« Sie lächelte, obwohl sie Tränen in den Augen hatte. »Das war wunderbar, Pete. Ich hätte Ihnen das nie zugetraut.«
    »Ich mir auch nicht«, murmelte Corinth.
    »Vielleicht haben Sie Ihren Beruf verfehlt. Angeblich sollen die geistigen Führer solcher Sekten nicht schlecht leben. Aber ...« Sie schwieg und fügte dann einfach hinzu: »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht«, antwortete Corinth.
    Helga beugte sich vor, als wolle sie noch etwas hinzufügen, aber dann schüttelte sie den Kopf und schwieg. Als Corinth die Tür geschlossen hatte, fuhr sie sofort ab. Er sah ihr lange nach.

8. Kapitel
    Die Vorräte gingen allmählich zur Neige – Lebensmittel für ihn selbst, Futter und Salz für die Tiere, die noch auf der Farm zurückgeblieben waren. Schon seit Wochen gab es keine Elektrizität mehr, und er wollte die Petroleumlampe möglichst wenig benützen. Brock überlegte sich, daß er die Fahrt in die Stadt nicht länger aufschieben konnte.
    »Du bleibst hier, Joe«, sagte er. »Ich komme so schnell wie möglich wieder zurück.«
    Der Hund nickte – diese menschliche Geste wirkte fast unheimlich. Er hatte rasch Englisch gelernt; Brock unterhielt sich oft mit ihm und hatte sogar begonnen, ihn systematisch weiterzubilden. »Nimm dich in acht, Joe«, fügte er noch hinzu und zeigte dabei auf den Wald hinter der Farm.
    Er füllte den Tank des grünen Lieferwagens mit Benzin, setzte sich hinter das Steuer und fuhr auf die Straße hinaus. Während er in den trüben Tag hineinrollte, fiel ihm auf, wie verlassen die Landschaft zu beiden Seiten der Straße wirkte. Wie lange war die Veränderung schon her – zwei Monate? Vielleicht war die Stadt unterdessen schon völlig menschenleer.
    Brock bog auf die asphaltierte Straße ab und trat das Gaspedal ganz nach unten. Er war nicht sehr von der Aussicht begeistert, mit anderen Menschen zusammenzutreffen, und wollte den Besuch so kurz wie möglich machen. Sein Aufenthalt auf der Farm war bisher sehr friedlich verlaufen – selbstverständlich mußte er hart arbeiten, aber wenn er nichts mehr zu tun hatte oder einfach müde war, konnte er in Ruhe nachdenken, um die Grenzen seines neuen Verstandes abzustecken, der vermutlich die gleichen Fähigkeiten besaß, die Brock vor der allgemeinen Veränderung zu einem Genie gemacht hätten. Er hatte sich mit diesem Einsiedlerdasein abgefunden – es gab bestimmt schlimmere Schicksale – und sah dem erneuten Zusammentreffen mit der Welt keineswegs begeistert entgegen.
    Der grüne Lieferwagen rollte an den ersten Häusern vorbei, fuhr über die Brücke und erreichte wenig später die Stadtmitte. Auf den Straßen war kein Mensch zu sehen, aber die Häuser schienen noch bewohnt zu sein. Fast alle Geschäfte waren geschlossen und hatten die Schaufenster mit Brettern vernagelt.
    Brock parkte vor dem größten Supermarkt der Stadt, der allerdings kaum noch Ähnlichkeit mit einem Laden hatte. Die Regale waren noch immer mit Waren aller Art gefüllt, aber die Preisschilder fehlten und der Mann am Ausgang sah

Weitere Kostenlose Bücher