Die Macht des Geistes
ganz gut. Aber ich dachte, Felix hätte Sie für seine neue Regierung angeheuert?)
(Richtig), stimmte sie auf ähnliche Weise zu. (Aber ich fühle mich hier eher zu Hause und kann eigentlich überall arbeiten. Wer macht jetzt meine frühere Arbeit?)
(Billy Saunders – er ist erst zehn, aber wirklich intelligent. Vielleicht sehen wir uns doch lieber nach einem geeigneten Schwachsinnigen um. Die körperliche Anstrengung ist für ein Kind bestimmt nicht gut.)
(Darüber würde ich mir keine Sorgen machen. Im Augenblick gibt es doch kaum Arbeit für ihn. Hier im Institut arbeiten schließlich alle gut zusammen – ganz im Gegensatz zur Außenwelt.)
»Ich weiß nicht recht, ob Sie heute abend ohne Schwierigkeiten nach Hause kommen.« Corinth trat unentschlossen von einem Fuß auf den anderen. »Soll ich Sie nicht lieber begleiten?«
»Danke, das ist nicht notwendig.« Helgas Stimme klang scharf, und Corinth stellte verblüfft fest, daß sie ihn liebte.
»Setzen Sie sich doch«, forderte sie ihn auf. »Ruhen Sie sich eine Minute aus.«
Er lächelte zustimmend, als er sich in den angebotenen Sessel fallen ließ. »Jetzt fehlt nur noch ein Bier«, murmelte er. (Dann wäre es so gemütlich wie in der guten alten Zeit.)
»Die gute alte Zeit ...«, wiederholte Helga nachdenklich. »Daran werden wir noch in dreißig oder vierzig Jahren denken, nicht wahr? Und die nächste Generation wird nicht begreifen, was wir daran finden.«
Corinth nickte schweigend.
»Wie geht es mit Ihrer Arbeit voran?« erkundigte Helga sich.
»Nicht schlecht«, antwortete Corinth. »Ich habe über Kurzwelle mit Rhayader in England gesprochen. Er und seine Kollegen haben es nicht leicht, aber sie leben immerhin noch. Die Biochemiker seines Instituts experimentieren mit verschiedenen Getreidesorten und hoffen, bis Ende des Jahres die Ernährungsfrage lösen zu können. Rhayader hat mir einige Informationen gegeben, die meine Theorie über den Aufbau des Feldes bestätigen. Johansson und Grunewald arbeiten bereits an einem Gerät, das ein ähnliches Feld erzeugen soll; wenn es funktioniert, haben wir den Beweis für unsere Theorie geliefert. Dann kann Nat die biologischen Auswirkungen ausführlich untersuchen. Ich versuche in der Zwischenzeit, Rhayaders Allgemeine Feldtheorie auszubauen.«
»Wollen Sie dadurch nur Ihre Neugier befriedigen? Oder erfüllt die Untersuchung auch einen praktischen Zweck?«
»Sogar einen sehr praktischen, das können Sie mir glauben. Vielleicht läßt sich daraus ein Verfahren zur Energiegewinnung aus beliebigen Rohstoffen entwikkeln – durch direkte nukleare Disintegration. Dann gäbe es keine Energieprobleme mehr. Vielleicht ergibt sich daraus sogar eine Möglichkeit, mit Überlichtgeschwindigkeit zu fliegen. Die Sterne ...«
»Neue Ideen, neue Welten. Oder vielleicht kehren wir wieder in das Feld zurück, das wir eben erst verlassen haben? Dann wären wir alle wieder dumm, aber vielleicht glücklicher. Nein, das ist unmöglich – wir können nie wieder zurück.« Helga öffnete die Schreibtischschublade und holte eine Packung Zigaretten heraus. »Rauchen Sie?«
»Wie haben Sie das geschafft?«
»Man muß nur die richtigen Quellen kennen.« Sie zündete sich ebenfalls eine Zigarette an, lehnte sich in den Sessel zurück und sah schweigend zu Corinth hinüber.
»Ich bringe Sie doch lieber nach Hause«, meinte Corinth nach einer längeren Pause. »Draußen ist es um diese Zeit nicht mehr sicher genug. Der Mob ...«
»Einverstanden«, sagte Helga. »Allerdings habe ich ein Auto, während Sie normalerweise zu Fuß gehen.«
»Unsere Wohnungen sind nicht weit voneinander entfernt und liegen beide in einem sicheren Bezirk«, antwortete er.
Da es vorläufig noch nicht wieder möglich war, die gesamte Stadt zu kontrollieren, hatte die Regierung sich auf einige wichtige Gebiete beschränken müssen.
Corinth nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. »Ich verstehe das alles wirklich nicht«, sagte er dabei. »Warum sind so viele Menschen plötzlich zu Tieren geworden, obwohl sie doch intelligenter als früher sind? Warum begreifen sie nicht, daß ...«
»Sie wollen einfach nicht«, unterbrach Helga ihn. »Wenn wir von denen absehen, die gleich übergeschnappt sind, müssen wir bei den anderen berücksichtigen, daß man nicht nur ein Gehirn braucht, um denken zu können, sondern auch Themen, mit denen sich der Geist beschäftigen kann. Diese Leute haben noch nie in ihrem Leben selbständig gedacht, aber jetzt
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