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Die Macht des Geistes

Die Macht des Geistes

Titel: Die Macht des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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nicht wie ein Verkäufer aus. Er saß hinter dem Ladentisch und hatte den Kopf in die Hände gestützt, als denke er nach.
    Brock ging zu ihm hinüber und ärgerte sich dabei, daß seine genagelten Stiefel auf den Fliesen so laut waren. »Äh ... entschuldigen Sie«, sagte er leise.
    Der Mann hob den Kopf. Er schien sein Gegenüber erkannt zu haben, denn er lächelte kurz. »Oh, hallo, Archie«, sagte er betont langsam. »Wie geht es denn?«
    »Gut, danke.« Brock sah zu Boden und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Ich ... nun, ich bin gekommen, um ein paar Sachen zu kaufen.«
    »Oh?« Der andere runzelte erstaunt die Stirn. »Tut mir leid, aber unsere Wirtschaft basiert nicht mehr auf einem Währungssystem.«
    »Nun, ich ...« Brock hob den Kopf und zwang sich dazu, dem anderen in die Augen zu sehen. »Ja, das sehe ich. Die Regierung ist völlig zusammengebrochen, nicht wahr?«
    »Nicht völlig. Sie spielt einfach keine Rolle mehr, das ist alles.« Der Mann schüttelte den Kopf. »Wir haben hier zu Anfang einige Schwierigkeiten gehabt, aber dann haben wir alles auf einer rationalen Basis reorganisiert. Jetzt funktioniert die Sache ziemlich reibungslos. Selbstverständlich fehlen uns die Waren, die wir früher von außerhalb bezogen haben, aber notfalls können wir bis in alle Ewigkeit auf diese Weise existieren.«
    »In einer ... sozialistischen Gesellschaft?«
    »Nein, Archie, das ist kaum die richtige Bezeichnung dafür«, sagte der Mann. »Schließlich beruht auch der Sozialismus noch auf dem Begriff des Eigentums. Aber was bedeutet es eigentlich wirklich, eine Sache zu besitzen? Es bedeutet nur, daß man damit tun und lassen kann, was einem gefällt. Nach dieser Definition zu urteilen, hat es früher auf der Welt sehr wenig echte Besitztümer gegeben. Das ganze Problem war eher eine Frage geeigneter Symbolismen. Ein Mann sagte sich: ›Das ist meine Heimat, dieses Stück Land gehört mir.‹ Dann fühlte er sich stark und sicher, denn ›mein‹ und ›mir‹ waren Symbole für diesen Zustand, auf die er reagierte.
    Aber wir haben diesen Selbstbetrug durchschaut. Früher hat er einen bestimmten Zweck erfüllt, denn er hat Selbstachtung und emotionelles Gleichgewicht erzeugt, aber wir sind nicht mehr auf Behelfe dieser Art angewiesen. Es gibt keinen vernünftigen Grund mehr, sich an ein bestimmtes Stück Boden zu klammern, wenn dessen wirtschaftliche Funktion auf andere Weise einfacher und besser erreicht werden kann. Deshalb sind die meisten Farmer aus der Umgebung in die Stadt gezogen und wohnen jetzt hier in den leerstehenden Häusern der Leute, die es für richtig gehalten haben, unsere Stadt ganz zu verlassen.«
    »Bearbeiten Sie das Land gemeinsam?«
    »Das ist kaum der richtige Ausdruck dafür. Unsere technisch Interessierten haben bereits begonnen, Maschinen zu bauen, die uns diese Arbeit in Zukunft abnehmen werden. Es ist wirklich erstaunlich, was man mit einem Motor und ein bißchen Schrott anfangen kann, wenn man intelligent genug ist, das Zeug richtig zusammenzusetzen.
    Wir haben zumindest vorläufig den idealen Lebensstil gefunden. Die Leute, die damit nicht einverstanden waren, sind fortgezogen, während die Zurückgebliebenen hauptsächlich damit beschäftigt sind, neue soziale Reformen zu entwickeln, die zu unseren neuen Persönlichkeiten passen. Wir führen hier ein sehr ruhiges und ausgeglichenes Leben.«
    »Aber was tun Sie wirklich?«
    »Tut mir leid«, antwortete der Mann fast verlegen, »aber das kann ich Ihnen nicht erklären.«
    Brock sah wieder zu Boden. »Schön«, sagte er schließlich mit seltsam heiserer Stimme, »ich bin auf Rossmans Farm ganz allein und habe bald keine Vorräte mehr. Ich brauche außerdem Hilfe bei der Ernte und so weiter. Wie steht es damit?«
    »Wenn Sie unserer Gesellschaft beitreten wollen, findet sich bestimmt ein Platz.«
    »Nein, ich möchte nur ...«
    »Ich rate Ihnen dringend, sich uns anzuschließen, Archie. Sie brauchen den Rückhalt, den nur eine größere Gemeinschaft bieten kann. Dort draußen bei Ihnen ist es nicht mehr sicher.
    Während der Veränderung war hier ein Zirkus, aus dem einige Tiere entkommen sind.«
    Brock zog die Augenbrauen in die Höhe. »Das muß interessant gewesen sein«, sagte er langsam.
    »Richtig.« Der Mann lächelte kurz. »Wir wußten zunächst nichts davon, weil wir zu sehr mit unseren eigenen Problemen beschäftigt waren. Einige Wochen lang hat sich ein Tiger in der Umgebung der Stadt aufgehalten. Wir haben

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