Die Macht des Geistes
erzählt hatte; sie mußten sich die Flinte irgendwie verschafft haben und dann den Elefanten ... hatten sie ihn dazu gezwungen – oder hatten sie eine Vereinbarung mit ihm geschlossen? Und jetzt ...
Der Schimpanse zitterte sichtlich. Dann legte er sehr langsam die Flinte beiseite, wobei er den Mann aufmerksam beobachtete, ging auf Brock zu und zog ihn am Jackenärmel.
»Verstehst du mich?« fragte der Mann. Er war zu müde, um zu erfassen, wie phantastisch diese Szene eigentlich war. »Verstehst du, was ich sage?«
Er bekam keine Antwort, aber der Affe zog weiter an seiner Jacke – nicht sehr stark, aber trotzdem hartnäckig. Dann zeigte er nacheinander auf die Jacke, auf sich und seine Gefährtin.
»Schön«, sagte Brock langsam, »ich verstehe dich auch so. Ihr habt Angst und braucht die Hilfe eines Menschen, aber ihr wollt nicht wieder in einen Käfig zurück. Stimmt das?«
Keine Antwort. Aber der Ausdruck in den Augen des Tieres war beredt genug.
»Ihr habt mir wirklich einen großen Gefallen getan«, stellte Brock fest. »Und jetzt laßt ihr mich leben, obwohl ihr mich hättet umbringen können.« Er holte tief Luft. »Und Gott weiß, daß ich hier Hilfe brauchen kann. Ihr beide und der Elefant seid vielleicht genau das, was ich brauche. Und ... und ... Okay, einverstanden.«
Er zog sich die Jacke aus und gab sie dem Schimpansen. Sie paßte nicht sehr gut, und Brock mußte lachen.
Dann richtete er sich wieder auf. »Schön, jetzt sind wir alle wilde Tiere – und die Farm ist unsere Arche Noah. Habe ich recht? Kommt mit, wir gehen in das Haus und essen.«
9. Kapitel
Felix Mandelbaum hatte kaum hinter seinem Schreibtisch Platz genommen, als die Gegensprechanlage zu summen begann. »Gantry«, kündigte seine Sekretärin an. Dem Tonfall ihrer Stimme nach mußte es sich um einen wichtigen Besucher handeln.
Gantry – er kannte niemand, der so hieß. Mandelbaum seufzte und sah aus dem Fenster. Über dem Park lag noch der Morgennebel, aber der Tag würde bestimmt wieder heiß werden.
Zwischen den Bäumen stand ein Panzer, der den rückwärtigen Eingang des Rathauses bewachte. Die Zeit der unkontrollierbaren Ausschreitungen schien vorüber zu sein: der Dritte-Baal-Kult zerfiel rasch, seitdem der Prophet letzte Woche verhaftet worden war; die Verbrecherbanden wurden nacheinander von der Bürgerwehr zerschlagen, die an Stärke und Erfahrung gewonnen hatte. Die Stadt selbst war wieder ruhiger geworden, aber niemand konnte beurteilen, wie es in den Vororten aussah. Wahrscheinlich würde es noch zu weiteren heftigen Kämpfen kommen, bevor dort ebenfalls alles unter Kontrolle war.
Mandelbaum lehnte sich in seinen Sessel zurück und zwang seine verkrampften Muskeln bewußt dazu, sich zu entspannen. Obwohl er nach außen hin so energisch wirkte, war er in letzter Zeit ständig übermüdet. Er hatte einfach zuviel zu tun und zu wenig Zeit zum Schlafen. Er betätigte den Summer und signalisierte damit, daß er bereit war, den Besucher jetzt zu empfangen.
Gantry war ein großer grobknochiger Mann, dessen guter Anzug ziemlich schlecht saß. Der Stimme nach schien er vom Land zu kommen. »Ich habe gehört, daß Sie jetzt Diktator der Stadt sind«, begann er.
»Nicht wirklich«, antwortete Mandelbaum lächelnd. »Ich beseitige nur die allgemeinen Schwierigkeiten im Auftrag des Bürgermeisters und des Stadtrates.«
»Kann schon sein. Aber wenn es Schwierigkeiten gibt, ist der Mann Boß, der mit ihnen fertig wird.«
Mandelbaum bestritt diese Tatsache keineswegs, denn im Grunde genommen hatte der Mann recht. Der Bürgermeister war voll und ganz mit Verwaltungsproblemen ausgelastet; Mandelbaum arbeitete als Koordinator der vielfältigen Interessen, die miteinander im Streit lagen, und der neue Stadtrat stimmte fast immer für die Lösungen, die er vorschlug.
»Setzen Sie sich doch«, forderte er Gantry auf. »Was kann ich für Sie tun?« Er wußte bereits, was der andere vorbringen würde, aber auf diese Weise gewann er Zeit.
»Ich vertrete die Farmer aus acht Bezirken. Sie haben mich hierher geschickt, um festzustellen, weshalb Ihre Leute uns ausrauben.«
»Ausrauben?« wiederholte Mandelbaum mit gut gespielter Überraschung.
»Sie wissen genau, was ich damit meine. Nachdem wir es abgelehnt haben, uns mit Dollars bezahlen zu lassen, wollten Ihre Leute uns Schuldverschreibungen der Stadt aufschwatzen. Und als wir uns wieder geweigert haben, hieß es plötzlich, unsere Ernte würde beschlagnahmt.«
»Ich weiß«,
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