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Die Macht des Geistes

Die Macht des Geistes

Titel: Die Macht des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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mehr sagen konnte.
    Corinths Gehirn schien aus einer klebrigen Masse zu bestehen – aus Sirup oder Leim. Er hätte diesen Zustand selbst bei bestem Willen nicht anders beschreiben können. Er stürzte in die Dunkelheit zurück, er konnte nicht mehr klar denken und näherte sich mit jeder Sekunde mehr dem ursprünglichen Zustand, den er erst vor wenigen Monaten verlassen hatte.
    Dieses Wissen wirkte wie ein Keulenschlag. Sie waren aus Versehen in das Feld eingedrungen, dem die Erde entkommen war; es verlangsamte ihre Reaktionen, sie verwandelten sich wieder in das, was sie vor der Veränderung gewesen waren. Das Schiff raste weiter und tiefer in das Feld hinein, und sie besaßen nicht mehr die erforderliche Intelligenz, um es zu kontrollieren.
    Das nächste Schiff enthält bestimmt entsprechende Sicherheitsvorkehrungen, dachte Corinth in dem Chaos. Die anderen vermuten wahrscheinlich, was geschehen sein muß – aber was hilft uns das?
    Er sah wieder hinaus und stellte fest, daß die Sterne vor seinen Augen verschwammen. Das Feld, überlegte er verzweifelt, wir kennen weder seine genaue Form noch seinen Umfang. Ich glaube, daß wir jetzt den richtigen Kurs steuern, vielleicht verlassen wir den Kegel bald – oder wir sind bis ans Lebensende hier gefangen.
    Sheila!
    Corinth senkte den Kopf. Die physische Belastung seines Körpers durch den plötzlichen Wechsel war so groß, daß er nicht mehr klar denken konnte. Er weinte.

16. Kapitel
    Als sie das Feld ebenso überraschend verließen, wie sie in sein Inneres vorgedrungen waren, erlebten sie nochmals einige schreckliche Minuten, bis ihre Körper sich an die veränderten Umstände gewöhnt hatten. Dann wurden ihre Überlegungen von einer Frage beherrscht:
    »Wo sind wir?«
    Um sie herum leuchteten unbekannte Konstellationen, und die Stille war so überwältigend, daß ihre eigenen Atemzüge wie Donner in ihren Ohren zu dröhnen schienen.
    »Ich weiß es nicht«, keuchte Lewis. »Es ist mir auch völlig gleichgültig. Laß mich endlich schlafen, hörst du?«
    Er stolperte durch die Kabine, ließ sich in seine Koje fallen und blieb unbeweglich liegen. Corinth beobachtete ihn einige Sekunden lang, zuckte dann mit den Schultern und wandte sich wieder den Sternen zu, die vor den Bullaugen leuchteten.
    Benimm dich nicht lächerlich, tadelte er sich selbst. Du bist wieder frei. Du kannst wieder klar denken und bist so intelligent wie zuvor. Warum machst du also keinen Gebrauch davon?
    Sein Körper zitterte noch immer unkontrollierbar, denn er war nicht auf diesen raschen Wechsel vorbereitet. Die plötzliche Rückkehr in den Zustand verringerter Intelligenz, und dann der unerwartete Übergang zu schnelleren Nervenreaktionen – eigentlich hätte er das gar nicht überleben dürfen.
    Alles geht vorüber, alles geht wieder vorüber, aber in der Zwischenzeit entfernt das Schiff sich immer weiter von der Erde, die mit jeder Sekunde mehr hinter uns zurückbleibt. Das muß endlich aufhören!
    Corinth beherrschte sich mit einer bewußten Willensanstrengung und zwang seinen Körper dazu, wieder auf seine Befehle zu reagieren. Er setzte sich vor das Kontrollpult, stellte einige Berechnungen an und entschied sich für einen Kurs, der vorläufig die beste erreichbare Lösung darstellte. Einige Veränderungen genügten, um das Schiff anzuhalten, auf Gegenkurs zu bringen und in Richtung Erde weiterfliegen zu lassen.
    Lewis war ohnmächtig, aber Corinth überlegte sich, daß es wenig Zweck hatte, ihn jetzt aufzuwecken. Sein Körper erholte sich in diesem Zustand am besten von dem Schock. Außerdem war Corinth vorläufig zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt.
    Er dachte an die schrecklichen Wochen im Inneren des Feldes zurück. Lewis und er hatten das Gefühl gehabt, ihr Leben seit dem Start des Raumschiffes sei nur ein Traum gewesen. Sie konnten sich nicht mehr vorstellen, was sie in dieser Zeit getan hatten; sie konnten nicht mehr denken und fühlen, was sie einmal gedacht und gefühlt hatten. Die Gedankengänge, die es erst möglich gemacht hatten, innerhalb weniger Monate die Welt zu reorganisieren und dieses Schiff zu konstruieren, waren zu kompliziert gewesen, als daß sie ihnen noch hätten folgen können. Schon nach kurzer Zeit hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen und wie zu Anfang verzweifelt Pläne geschmiedet, sondern waren in eine verzweifelte Apathie versunken. Sie hatten darauf gewartet, daß ein blinder Zufall sie entweder erlöste oder ihnen den Tod

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