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Die Macht des Geistes

Die Macht des Geistes

Titel: Die Macht des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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aufgestellten astrophysikalischen Theorien umstoßen«, meinte Corinth. (Wenn wir zurückkommen, müssen wir eine neue Kosmologie begründen.)
    »Wahrscheinlich auch eine neue Biologie«, meinte Lewis. (Seit der Veränderung befasse ich mich mit einigen Grundsätzen, die bisher gültig waren, und jetzt bin ich schon fast der festen Überzeugung, daß es Lebensformen geben kann, die nicht von Kohlenstoff abhängig sind.) »Aber das hat noch etwas Zeit.«
    Das hat noch etwas Zeit – ein wahres Zauberwort!
    Selbst das Sonnensystem würde erst im Laufe der kommenden Jahrzehnte vollständig erforscht sein. Die Sheila – im Grunde genommen hatte der Mensch den Animismus, seiner Hände Arbeit zu taufen, bereits überwunden, aber Corinth war sentimental genug, um das Raumschiff für sich mit dem Namen seiner Frau zu bezeichnen – hatte bereits den Mond auf einem Erprobungsflug besucht; die wirkliche Reise hatte mit einem Aufenthalt auf der Venus begonnen, deren unwirtliche Sandwüsten den Namen des Planeten noch unerklärlicher erscheinen ließen. Dann folgte die Landung auf dem Mars, wo Lewis sich kaum noch von verschiedenen Lebensformen trennen konnte, die er dort entdeckt hatte, und schließlich der Flug ins Unbekannte. In knapp zwei Wochen hatten die beiden Männer zwei Planeten besucht und sie wieder verlassen, um noch weiter vorzudringen. Die Konstellation Herkules lag achteraus; sie wollten die Grenzen des geheimnisvollen Feldes bestimmen, das die Entwicklung der menschlichen Intelligenz so lange behindert hatte. Dann stand noch ein Abstecher zu Alpha Centauri auf dem Programm, weil festgestellt werden sollte, ob die nächste Sonne ein Planetensystem besaß. Und das alles in weniger als vier Wochen!
    Wenn ich wieder zu Hause bin, ist es schon fast Frühling ...
    Der in diesem Jahr außergewöhnlich lange und harte Winter hatte das Klima der nördlichen Erdhalbkugel noch immer bestimmt, als sie mit dem Raumschiff gestartet waren. Es war ein kalter, dunkler Morgen gewesen. Niedrige Wolken zogen rasch über den schiefergrauen Himmel. Brookhaven war in dem leichten Schneetreiben kaum noch zu erkennen gewesen, während die Stadt dahinter völlig ausgelöscht war.
    Nur wenige Zuschauer hatten sich um diese Zeit eingefunden, um die beiden Raumfahrer zu verabschieden. Die Mandelbaums waren selbstverständlich gekommen, und Rossman hatte sie begleitet. Auf dem Startplatz standen noch einige weitere Freunde und vor allem die Wissenschaftler, die an dem Projekt mitgearbeitet hatten. Aber es hatte weder Abschiedsreden noch Marschmusik gegeben, wie es früher üblich gewesen wäre.
    Helga war ebenfalls gekommen; sie trug einen teuren schwarzen Pelzmantel, der ausgezeichnet zu ihren goldblonden Haaren paßte, auf denen die Schneeflocken wie glitzernde Juwelen hingen. Sie war geradezu unnatürlich gefaßt gewesen, und Corinth hatte sich gefragt, wie lange sie die Nervenanspannung nach dem Start des Raumschiffes ertragen würde, ohne in Tränen auszubrechen. Aber er hatte ihr nur schweigend die Hände drücken können, weil ihm selbst die Worte fehlten. Dann hatte sie mit Lewis gesprochen, während er selbst Sheila etwas abseits geführt hatte.
    Sie sah in ihrem dicken Wintermantel winzig und zerbrechlich aus. Da sie in letzter Zeit immer mehr Gewicht verloren hatte, zeichneten sich die Knochen deutlich unter der blassen Haut ab, und die Augen wirkten unverhältnismäßig groß. Sie war nur ein Schatten ihre selbst, und die Hände, die in seinen lagen, zitterten merklich.
    »Eigentlich dürfte ich dich jetzt nicht allein zurücklassen, Liebling«, sagte Corinth schuldbewußt.
    »Du kommst ja bald wieder«, antwortete sie tonlos. Sie trug ein Make-up, und ihre Lippen waren blasser, als natürlich gewesen wäre. »Mir geht es allmählich wieder besser, glaube ich.«
    Corinth nickte erleichtert. Kearnes, der bekannte Psychiater, war ein guter Mann, eine gutmütige Vatergestalt mit messerscharfem Verstand. Er gab offen zu, daß seine Therapie vorläufig nur Versuchswert hatte, weil er selbst nicht sicher beurteilen konnte, was in der Seele der neuen Menschen vor sich ging – aber er hatte bei der Behandlung einiger Patienten gute Erfolge erzielt. Kearnes lehnte so barbarische Methoden wie Operationen oder Elektroschocks ab und vertrat statt dessen die Theorie, der Patient brauche vor allem eine Trennung von der bekannten Umgebung, um dort unter sachverständiger Anleitung die Neubewertung seiner persönlichen Verhältnisse

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