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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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Sie befand sich in ihrem Zimmer, oder zumindest in dessen Traumversion. Das Bett war gemacht, die Tür geschlossen. Sie verwandelte ihr Kleid in ein kostbares grünes Gewand, wie es einer Amyrlin geziemte, dann bewegte sie sich in den Frühlingsgarten der Burg. Siuan war noch nicht da, aber vermutlich war es noch etwas zu früh für ihr Treffen.
    Hier konnte zumindest keiner den Unrat sehen, der sich in der Stadt auftürmte, oder das Verderben, das an den Wurzeln der Ajah-Einheit nagte. Die Gärtner der Burg waren wie eine Naturgewalt, pflanzten, kultivierten und ernteten, während Amyrlin kamen und gingen. Der Frühlingsgarten war kleiner als die meisten anderen Gärten der Burg, er war ein dreieckiges Stück Land zwischen zwei Mauern. In einer anderen Stadt hätte man es vielleicht als Absteilfläche benutzt oder einfach mit Steinen gefüllt. Aber in der Weißen Burg wären beide Möglichkeiten unangebracht gewesen.
    Die Lösung war ein kleiner Garten voller Gewächse, die im Schatten gediehen. Hortensien wuchsen die Mauern hinauf. Herzblumen waren in Reihen gepflanzt, und ihre winzigen rosafarbenen Blüten hingen von den Blättern. Linden und andere kleine Bäume säumten die ein Dreieck bildenden Mauern und stießen an einer Stelle aneinander.
    Egwene ging die Baumreihen ab, während sie wartete, und dachte darüber nach, dass Sheriam eine Schwarze war. Bei wie vielen Dingen hatte diese Frau ihre Hand im Spiel gehabt? Während Siuans Herrschaft als Amyrlin war sie jahrelang die Oberin der Novizinnen gewesen. Hatte sie ihre Position dazu ausgenutzt, andere Schwestern zu bedrängen oder vielleicht sogar die Seiten wechseln zu lassen? War möglicherweise sie für den Angriff des Grauen Mannes vor so langer Zeit verantwortlich gewesen?
    Sheriam hatte zu der Gruppe gehört, die Mat Geheilt hatte. Sicherlich hatte sie bei einem Zirkel mit so vielen anderen Frauen nichts Bösartiges anrichten können - aber nun war alles verdächtig, woran diese Frau beteiligt gewesen war. Und das war so vieles! Sheriam hatte vor Egwenes Aufstieg zur Macht zu denen gehört, die in Salidar das Sagen gehabt hatten. Was hatte sie da alles angerichtet, was hatte sie alles an den Schatten verraten?
    Hatte sie über Elaidas Plan, Siuan abzusetzen, Bescheid gewusst? Galina und Alviarin waren Schwarze, und sie waren zwei der hauptsächlichen Anstifter gewesen, also erschien es wahrscheinlich, dass man andere Schwarze gewarnt hatte. Hatten der Auszug der Hälfte der Burg, die Versammlung in Salidar und die dann folgende Zeit voller langwieriger Debatten zu einem Plan des Dunklen Königs gehört? Und was war mit Egwenes Aufstieg zur Macht? An wie vielen Fäden des Schattens hatte sie gezupft, ohne sich dessen bewusst zu sein?
    Das ist völlig sinnlos, sagte sie sich energisch. Schlag nicht diesen Weg ein. Auch ohne Verins Bücher hatte Egwene den Verdacht gehabt, dass die Spaltung der Weißen Burg das Werk des Dunklen Königs gewesen war. Natürlich würde es ihn erfreut haben, dass sich die Aes Sedai in zwei Lager teilten, statt sich hinter einem Anführer zu vereinen.
    Aber irgendwie war es jetzt … persönlicher. Egwene kam sich beschmutzt vor, als hätte man sie hereingelegt. Einen Augenblick lang kam sie sich wie der Bauerntrampel vor, für den sie so viele hielten. Wenn Elaida eine Marionette der Schwarzen gewesen war, dann sie erst recht. Beim Licht! Was musste der Dunkle König doch gelacht haben, als er die beiden rivalisierenden Amyrlin sah, von denen jede eine seiner loyalen Handlanger an der Seite hatte, die sie dann gegeneinander aufhetzten.
    Selbst nach Jahrzehnten des Studiums kann ich mir nicht sicher sein, was er will oder warum er es will, hatte Verin gesagt. Wer vermochte schon zu sagen, ob der Dunkle König überhaupt lachen konnte.
    Egwene fröstelte. Wie auch immer sein Plan aussah, sie würde ihn bekämpfen. Ihm widerstehen. Ihm ins Auge spucken, selbst wenn er gewann, genau wie es die Aiel sagten.
    »Nun, das ist ein toller Anblick«, sagte Siuan.
    Egwene fuhr herum und erkannte zerknirscht, dass sie nicht länger das Gewand einer Amyrlin trug, sondern die vollständige Rüstung eines Soldaten, der in die Schlacht ritt. In der Hand hielt sie zwei Aielspeere.
    Sie verbannte Rüstung und Schwert mit einem Gedanken und holte das Kleid zurück. »Siuan«, sagte sie kurz angebunden. »Ihr werdet einen Stuhl brauchen. Es ist etwas geschehen. «
    Siuan runzelte die Stirn. »Was denn?«
    »Zuerst einmal, Sheriam und Moria sind

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