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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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verlangen?
    Nun, er hatte ihnen dieses Leben angeboten. Er hatte lange Zeit gebraucht, bis er seinen unausweichlichen Tod akzeptiert hatte, aber er hatte damit seinen Frieden geschlossen. Reichte das nicht? Musste er denn bis zum Ende Qualen leiden?
    Er hatte geglaubt, sich genug abgehärtet zu haben, dass ihm das den Schmerz nahm. Konnte er nichts fühlen, konnte man ihn auch nicht verletzen.
    In den Wunden an seiner Seite pochte die Agonie. Eine Weile hatte er sie vergessen können. Aber der von ihm verursachte Tod rieb seine Seele wund. Diese Liste, die mit Moiraine begann. Nach ihrem Tod war alles schiefgelaufen. Davor hatte er noch immer Hoffnung gehabt.
    Davor hatte man ihn noch nie in eine Kiste gesperrt.
    Er hatte verstanden, was man von ihm verlangte, und er hatte sich auf eine Weise verändert, die er für erforderlich gehalten hatte. Diese Veränderungen sollten verhindern, dass er sich von alldem überwältigen ließ. Er musste sterben, um ihm völlig unbekannte Menschen zu beschützen? Er war dazu auserwählt, die Menschheit zu retten? Er war dazu auserwählt, die Königreiche der Welt zu zwingen, sich hinter ihm zu vereinigen, und sollte jene vernichten, die ihm nicht folgen wollten? Er war auserkoren, Tausenden, die in seinem Namen kämpften, den Tod zu bringen und diese Seelen dann als Last auf seinen Schultern zu tragen? Welcher Mann konnte solche Dinge vollbringen, ohne dabei den Verstand zu verlieren? Rand hatte nur eine Möglichkeit gesehen; er musste seine Gefühle bezwingen und sich in Cuendillar verwandeln.
    Aber er war gescheitert. Es war ihm nicht gelungen, seine Gefühle auszumerzen. Die Stimme in seinem Inneren war so winzig gewesen, aber sie hatte ihn ununterbrochen gestochen, wie eine Nadel, die ein winziges Loch in sein Herz stach. Aber selbst das kleinste Loch ließ Blut ausströmen.
    Diese Löcher würden ihn ausbluten.
    Die leise Stimme war nun verschwunden. Sie war verschwunden, als er Tarn zu Boden geschleudert und ihn beinahe getötet hatte. Konnte er es wagen, ohne diese Stimme weiterzumachen? Wenn sie der letzte Rest des alten Rand gewesen war - des Rand, der zu wissen geglaubt hatte, was richtig und was falsch war -, was bedeutete ihr Schweigen dann?
    Rand nahm den Zugangsschlüssel und stand auf. Es war Mittag, auch wenn die Sonne noch immer hinter den Wolken verborgen lag. In der Tiefe konnte er Hügel und Wälder sehen, Seen und Dörfer.
    »Und was, wenn ich nicht will, dass das Muster fortgesetzt wird?«, brüllte er. Er trat vor, direkt an den Abgrund, hielt den Zugangsschlüssel an die Brust gedrückt.
    »Wir leben das gleiche Leben!«, hielt er der Welt entgegen. »Immer und immer wieder. Wir machen die gleichen Fehler. Königreiche tun die gleichen dummen Dinge. Herrscher enttäuschen ihr Volk immer wieder. Die Menschen fahren darin fort, einander zu verletzen und zu hassen und zu sterben und zu töten!«
    Der Wind peitschte ihn und ließ seinen braunen Umhang und die kostbaren tairenischen Hosen flattern. Aber seine Worte trugen weit und halten über die zersplitterten Felsen des Drachenberges. Es war kalt, die Luft frisch. Sein Gewebe hielt ihn warm genug, damit er überlebte, aber es hielt nicht die Kälte ab. Er hätte es auch nicht anders gewollt.
    »Was, wenn ich der Meinung bin, dass das alles völlig sinnlos ist?«, verlangte er mit der lauten Stimme eines Königs zu wissen. »Was, wenn ich nicht will, dass es sich weiterdreht? Wir leben unsere Leben, indem wir das Blut anderer vergießen! Und diese anderen geraten in Vergessenheit! Welchen Sinn hat es, wenn alles, was wir wissen, irgendwann dahinschwindet? Große Taten oder große Tragödien, nichts davon hat auch nur die geringste Bedeutung! Sie werden zu Legenden, dann geraten diese Legenden in Vergessenheit, und dann fängt wieder alles von vorn an!«
    Der Zugangsschlüssel in seiner Hand fing an zu glühen. Die Wolken in der Höhe schienen dunkler zu werden.
    Rands Zorn pulsierte in einem Rhythmus mit seinem Herzen und verlangte freigelassen zu werden.
    »Was, wenn er recht hat?«, brüllte Rand. »Wenn es besser wäre, dass das alles hier endet? Wenn das Licht die ganze Zeit eine Lüge war und das alles hier nur eine Strafe ist? Wir werden wiedergeboren, werden alt und hinfällig und sterben, auf ewig in diesem Kreislauf gefangen. Wir werden für alle Ewigkeit gefoltert!«
    Macht flutete in Rand wie rauschende Wellen, die einen neuen Ozean füllen sollten. Er erwachte zum Leben, ergötzte sich an Saidin,

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