Die Macht
denn?«
»Es ist ein wenig riskant, Sir, aber ich glaube, dass es funktionieren würde.«
Der Präsident betrachtete sie aufmerksam und fragte sich, wie sie wohl Rudins Angriff entgehen könnte. »Ich höre.«
»Was der Abgeordnete Rudin da in seiner Akte hat, die er überall herumzeigt, ist natürlich streng geheimes Material.«
»Und?«
»Er hat dieses Material von einem Mitarbeiter der CIA erhalten, Sir. Das bedeutet, dass dieser Mitarbeiter sich strafbar gemacht hat, indem er die Informationen weitergegeben hat. Wer zur CIA kommt, muss eine Erklärung unterschreiben, dass er keine Dokumente weitergibt, die nationale Sicherheitsinteressen betreffen.«
Der Präsident sah sie skeptisch an. »Ja, aber die ganze Sache hat schon enorme Ausmaße angenommen – jetzt, da sie in allen Medien ist.«
»Bitte, lassen Sie mich das noch zu Ende führen, Sir. Vieles von dem, was das Orion-Team getan hat, wurde außerhalb der CIA abgewickelt. Im vergangenen Jahr hat Direktor Stansfield einiges unternommen, um die Operationen des Teams zu legitimieren. Er hat nicht nur Mitch eine persönliche Akte übergeben, sondern auch eine Reihe von Dokumenten angelegt, die genau belegen, was das Team getan hat. Außerdem hat er Briefe verfasst, in denen Senatoren und Abgeordnete des Repräsentantenhauses von den Operationen unterrichtet werden.«
Der Präsident sah sie stirnrunzelnd an. »Ist das denn legitim?«
»Darum geht es hier nicht, Sir.«
»Darum geht es sehr wohl. Was ist, wenn sie leugnen, je ein solches Dokument unterschrieben zu haben?«
»Das werden sie nicht tun«, erwiderte Kennedy entschieden.
Hayes verstand, was sie meinte. Die Gerüchte, wonach Stansfield alle möglichen Informationen über Repräsentanten des öffentlichen Lebens zusammengetragen hätte, entsprachen also der Wahrheit. »Sie meinen, die Leute fürchten, dass einiges über sie an die Öffentlichkeit käme, wenn sie nicht mitspielen?«
»Könnte schon sein«, sagte Irene Kennedy.
Dem Präsidenten schien diese Vorgehensweise nicht sehr zu gefallen.
»Sir, die Sache ist zumindest so sicher, dass Sie FBI-Direktor Roach anweisen können, die Akte zu beschlagnahmen – samt den Kopien, die Rudin womöglich gemacht hat.«
Der Präsident verzog das Gesicht. »Sie wollen von mir, dass ich das FBI in das Haus eines Kongressabgeordneten eindringen lasse?«
»Ja, das würde ich vorschlagen.«
»Das kann doch nicht Ihr Ernst sein. Die Medien werden …«
»Sir«, wandte Irene Kennedy ein. »Rudin hat sich Ihnen gegenüber auch nicht gerade fair verhalten. Er oder jemand in seinem Umfeld hat gegen das Gesetz verstoßen. Normalerweise würden wir gerne darüber hinwegsehen, aber er zwingt uns zu diesem Schritt, indem er streng geheime Informationen im Fernsehen ausplaudert.«
Der Präsident verschränkte widerwillig die Arme. »Wohin soll das alles noch führen, Irene?«, fragte er.
»Wenn ich morgen vor den Ausschuss trete und die Fragen der Senatoren beantworte, dann werden sie mich in der Luft zerreißen. Wenn ich meine Kandidatur zurückziehe, wird Rudin binnen einer Woche Anhörungen abhalten, und sie zerreißen mich genauso in der Luft. Und in beiden Fällen würde Sie eine Mitverantwortung treffen, Sir.«
»Wir sind erledigt«, murmelte Hayes. Er richtete sich auf, als müsse er erst einmal tief durchatmen, und stemmte die Hände in die Hüften. »Und das ausgerechnet jetzt, da wir ohnehin mit dieser Irak-Krise alle Hände voll zu tun haben.«
»Es gibt noch einen dritten Weg, Sir«, warf sie ein.
»Ich bin ganz Ohr.«
Irene Kennedy legte ihm Schritt für Schritt ihren Plan dar. Als Erstes würde das FBI Rudins Haus und Büro durchsuchen müssen. Der Aufruhr in den Medien und unter den Politikern wäre natürlich groß, doch er würde sich rasch legen, denn Irene Kennedy plante einen überaus kühnen Schritt, mit dem sie Albert Rudins Laufbahn höchstwahrscheinlich beenden würde.
40
Oval Office, Sonntagabend
Clark zog einen dunklen Anzug an, bevor er zu der Sitzung ging. Es gehörte zu seinem Plan, den Präsidenten anzurufen und mit ihm über den Vorfall rund um Rudin zu sprechen. Der Präsident durfte nicht ahnen, dass der Senator bei der Sache seine Hände im Spiel hatte – deshalb war es am besten, ihm seinen Beistand zu versichern und zu fragen, ob er irgendetwas für ihn tun könne. Natürlich konnte er Hayes nicht helfen. Er hatte den Präsidenten und seine Partei dort, wo er sie haben wollte. Morgen würde das sensationellste
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