Die Macht
Fall, dass etwas schief ging. Nach einem Augenblick des Zögerns ließ er es dann aber sein. Er dankte dem Colonel und eilte los, um den Rest seiner Ausrüstung zu holen.
Situation Room, Montagnachmittag
Irene Kennedy begab sich nach der Ausschusssitzung sofort ins Weiße Haus. Die Medienleute waren von ihrem plötzlichen Abgang so überrascht gewesen, dass ihr nur einige wenige Fotografen folgten, als sie – von ihren Sicherheitsleuten umringt – das Hart Senate Office Building verließ.
Als sie im Weißen Haus ankam, blieben die Sicherheitskräfte draußen beim Wagen; dass sie die Männer auch im Haus selbst noch gut hätte gebrauchen können, wurde ihr bewusst, als Michelle Bernard, die Pressesekretärin des Präsidenten, auf sie zukam und fast verzweifelt versuchte, etwas von ihr zu erfahren.
»Irene, können Sie mir bitte sagen, was eigentlich los ist?«, wollte die Pressesekretärin wissen, die wahrscheinlich einen der aufreibendsten Jobs in Washington hatte.
Irene Kennedy ging weiter und gab ihr mit einer Geste zu verstehen, dass sie mitkommen solle. Irene konnte die Frau gut leiden und beneidete sie nicht gerade um ihren Job. »Was hat Ihnen der Präsident gesagt?«, fragte sie.
»Nichts«, antwortete Michelle Bernard bestürzt, »das ist ja das Problem. Ich werde ständig mit Anfragen überhäuft und komme mir vor wie eine Idiotin. Ich kann rein gar nichts bestätigen oder dementieren. Die Leute müssen denken, dass ich keinen blassen Schimmer habe.«
»Das ist manchmal gar keine so schlechte Position, Michelle.«
Bernard ging jedoch nicht auf die Bemerkung ein. »Wie schlimm ist es denn?«, fragte sie weiter.
Sie bogen um die Ecke, und Irene wartete, bis zwei Angestellte an ihnen vorbeigegangen waren, ehe sie antwortete. »Sie können davon ausgehen, dass es eine lange Nacht wird.«
»Ist es so schlimm?«
»Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gemeint, dass es wahrscheinlich eine lange Nacht wird.«
Michelle Bernard sah sie argwöhnisch an. »Wie können Sie bloß so ruhig bleiben? Ich meine, die werden alles tun, um Sie auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen.«
Irene Kennedy blieb vor der Tür zum Situation Room stehen und tippte ihren Code ein. »Keine Sorge«, sagte sie schließlich, »niemand wird hier auf dem Scheiterhaufen verbrannt.« Irene öffnete die schwere Tür und fügte hinzu: »Ich verspreche Ihnen, dass ich Ihnen heute Abend schon ein bisschen mehr sagen kann. Und glauben Sie mir, bis dahin ist es besser, wenn Sie nicht wissen, was vor sich geht.« Sie schloss die Tür hinter sich und öffnete die erste Tür zu ihrer Linken.
Das abhörsichere Konferenzzimmer war brechend voll. Da war General Flood zusammen mit vier Offizieren, des Weiteren Verteidigungsminister Culbertson, Casey Burn, der stellvertretende Außenminister, sowie Sicherheitsberater Michael Haik. Der Präsident saß an seinem gewohnten Platz am Kopfende des Tisches. Er blickte sich um, um zu sehen, wer eingetreten war. Als er Irene Kennedy sah, stand er sofort auf.
»Irene, das haben Sie gut gemacht. Genau so muss man mit Leuten wie Jetland umgehen.«
»Danke, Sir. Wir haben ein wenig Zeit gewonnen, aber nicht allzu viel, fürchte ich. Wie ist der Status der Operation?«
»Nehmen Sie doch erst einmal Platz«, forderte er sie auf und stellte einen Stuhl zwischen seinen Platz und den von General Flood. Der Präsident zeigte auf einen von drei großen Bildschirmen an der Wand. »Das sind Livebilder von einem AWACS-Flugzeug, das über dem Norden von Saudi-Arabien patrouilliert.« Auf dem Bildschirm waren weite Teile des Irak, Kuwait, der nördliche Teil des Persischen Golfs und der Norden und Osten von Saudi-Arabien zu sehen. Die Aufnahmen wurden via Satellit von einem E-3 Sentry Airborn Warning and Control System übertragen. Es handelte sich dabei um Boeing-707-Maschinen der Air Force, die große Radarteller, Rotodome genannt, auf dem Rumpf trugen. »Der Vortrupp ist schon gelandet«, fügte Hayes hinzu und zeigte auf den Bildschirm. »Sehen Sie das blaue Dreieck südlich von Bagdad?«
Irene Kennedy kniff die Augen zusammen, um in dem Gewirr von Markierungen etwas zu erkennen. Schließlich fand sie den Punkt westlich des Tigris. »Ja.«
»Sie sind vor nicht einmal fünf Minuten angekommen und sichern jetzt die Umgebung. Wir haben inzwischen auch dem Kommandotrupp grünes Licht zum Start der Operation gegeben.«
»Ist das der Kommandotrupp?«, fragte Irene und zeigte auf vier blaue Dreiecke zwischen Bagdad
Weitere Kostenlose Bücher