Die Macht
konnten. Wenn man jedoch Nachtsichtbrillen trug, leuchteten die Stroboskoplichter so hell wie Leuchttürme. Die vier fliegenden Ungetüme würden binnen weniger Sekunden auf den markierten Flächen zu Boden gehen.
Kaum hatte die Maschine mit einem Ruck auf dem Boden aufgesetzt, waren die Delta-Jungs auch schon auf den Beinen. Der Motor des Mercedes erwachte schnurrend zum Leben, und keine fünf Sekunden nach der Landung rollte der Wagen auch schon die Rampe hinunter und ins Freie hinaus. Rapp eilte hinter den Delta-Leuten aus dem Hubschrauber und sprang auf den Beifahrersitz des Mercedes.
Die drei Limousinen brausten sofort los. Rapp legte den Sicherheitsgurt an, während der Wagen ohne Licht durch die pechschwarze Nacht raste. Die Scheinwerfer würden erst wieder eingeschaltet werden, wenn sie auf der Hauptstraße waren. Rapp konnte das Fahrzeug vor ihnen kaum erkennen. Zum Glück sah der Fahrer mit seiner Nachtsichtbrille um einiges mehr.
Nach etwa fünfundvierzig Sekunden erreichten die drei Autos das Haupttor der Fabrik. Rapp sah einen Mann, der ihnen das Tor aufhielt. Er gehörte zu den Jungs von der Air Force, die vorausgeschickt worden waren, um die Umgebung zu sichern. Als sie etwa einen halben Kilometer auf der Straße hinter sich hatten, meldete sich Major Berg über Funk.
»Auf mein Kommando Scheinwerfer einschalten. Drei … zwei … eins … jetzt.«
Alle drei Fahrer rissen sich die Nachtsichtbrillen herunter und schalteten die Scheinwerfer ein. Es war wichtig, dass sie beides gleichzeitig machten. Wenn sie das Licht eingeschaltet hätten und dabei noch die Nachtsichtbrille getragen hätten, so wären sie vorübergehend geblendet gewesen. Nachdem die Straße vor ihnen nun gut ausgeleuchtet war, entspannten sich die Insassen ein wenig. Erneut hörten sie Major Bergs Stimme über Funk: »Gute Arbeit, Jungs. Noch zwanzig Minuten bis Bagdad, und dann fängt der Spaß so richtig an.«
Capitol Hill, Montagnachmittag
Hank Clark hatte die Ärmel seines weißen Hemds aufgekrempelt und massierte sich die Schläfen. Er wäre jetzt lieber in seinem stillen Kämmerchen im Kapital gewesen, doch er wäre nie hingekommen, ohne von Journalisten verfolgt zu werden. Auch hier wurde er regelrecht belagert; in seinem Vorzimmer warteten mindestens drei Reporter mit Kamerateams, die ein Interview von ihm wollten. Außerdem hatten sich weitere fünf Zeitungsjournalisten eingefunden, die nur auf eine Gelegenheit warteten, um ihm ihre verdammten Diktiergeräte unter die Nase zu halten.
Eigentlich hätte er froh über die jüngste Entwicklung sein sollen, doch es gab da etwas, das ihm Sorgen bereitete. Clark wusste selbst nicht genau, was es war, aber er hatte das unangenehme Gefühl, dass irgendetwas nicht so lief, wie es sollte. Es war schon eine Überraschung gewesen, dass Irene Kennedy sich weigerte, die Fragen zu beantworten – aber dass das FBI Rudins Haus und Büro durchsuchen würde, hätte er nie im Leben erwartet. Clark hoffte, dass Steveken klug genug war, sich jetzt still zu verhalten. Rudin würde bestimmt nicht mit dem FBI kooperieren, dazu hasste er diese Leute zu sehr – doch wenn er mit dem Rücken zur Wand stand, würde er wohl Steveken und Brown verraten, um seine eigene Haut zu retten. Dann war da auch diese seltsame Warnung des Präsidenten, dass er in seinem eigenen Interesse Irene Kennedy schonen solle. Und dann erscheint Kennedy vor seinem Ausschuss und redet irgendetwas von nationaler Sicherheit. Nein, irgendetwas war da im Gange, das ihm verborgen war.
Plötzlich hörte er laute Stimmen draußen im Vorzimmer. Clark wollte schon nachsehen, was los war, als die Tür aufging und Albert Rudin hereingestürmt kam. Der knochendürre Abgeordnete knallte die Tür hinter sich zu und durchquerte wild gestikulierend das Zimmer. »Ich wusste ja, dass Sie nicht an das verdammte Telefon gehen würden, darum bin ich gleich selbst gekommen. Was, zum Teufel, ist bloß passiert?«
Clark atmete tief durch und unterdrückte den Impuls, Rudin zu sagen, dass er den Mund halten solle. »Was hätte ich denn Ihrer Meinung nach tun sollen, Albert?«
»Ich habe erwartet, dass Sie ihr den Kopf abreißen.«
»Ich glaube, das wäre im Fernsehen nicht so gut rübergekommen.«
Rudin blieb vor Clarks Schreibtisch stehen. »Es ist mir scheißegal, wie das rübergekommen wäre, Hank. Dieses verdammte Luder hat zugegeben, dass sie den Präsidenten dazu angestiftet hat, mein Haus durchsuchen zu lassen. Mein Haus, verdammt noch
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