Die Macht
und der saudiarabischen Grenze.
»Genau.«
»Hat schon einer unserer Alliierten angerufen und gefragt, was da vor sich geht?«
»Ich habe gerade mit dem britischen Premierminister gesprochen. Ich habe ihn selbst angerufen. Die Atomwaffen habe ich nicht erwähnt, aber ich habe durchblicken lassen, dass es um eine sehr ernste Angelegenheit geht. Kurz bevor es losgeht, rufe ich auch noch König Fahd und den russischen Präsidenten an, und das sind nur die Ersten auf einer langen Liste.«
»Dann ist also bis jetzt nichts nach außen gedrungen?«
»Nein«, sagte der Präsident und klopfte zweimal auf den Tisch.
Dass die Geheimhaltung so gut funktionierte, hatte vor allem zwei Gründe – zum einen, dass die Zeit zwischen dem Erhalt der Informationen und dem Beginn der Operation sehr kurz war, zum anderen die unvorhergesehene Tatsache, dass sich durch die Enthüllung des Abgeordneten Rudin die Aufmerksamkeit der Medien und der gesamten Öffentlichkeit auf diesen Skandal richtete. Der Präsident hatte alle Termine abgesagt und den ganzen Tag im Situation Room verbracht – eine Tatsache, die normalerweise überall auf der Welt die Alarmglocken schrillen lassen würde. Doch an diesem Tag nahmen die Agenten der ausländischen Geheimdienste an, dass sich der Präsident ganz der Frage widmete, wie er die Nominierung von Irene Kennedy doch noch retten konnte.
Irene sah auf dem Bildschirm die massive Luftflotte, die sich über dem Norden von Saudi-Arabien und dem Persischen Golf formierte. Sie kannte den Einsatzplan in- und auswendig, nachdem sie ihn am Vormittag von vorne bis hinten durchgegangen waren. Die blauen Dreiecke, die sich an der irakischen Grenze konzentrierten, waren US-Jets, die sich von den KC-135-Tankflugzeugen betanken ließen. Noch näher an der Grenze waren die AH-64-Apache-Kampfhubschrauber postiert, die von den MH-53J Pave Lows in die Schlacht geführt wurden. Dank der JSTAR-Radarflugzeuge wusste man genau, von wo irakische Boden-Luft-Raketen abgefeuert werden konnten, auch wenn sich die irakische Armee große Mühe gegeben hatte, die Anlagen irgendwo im Niemandsland südlich und westlich von Bagdad zu verbergen.
Im Norden des Persischen Golfs, vierzig Kilometer vor der kuwaitischen Küste, stand der Independence-Kampfverband bereit. Die Flieger des Flugzeugträgers wurden von zwei Staffeln von F/A-18 Hornets des Marine Corps unterstützt, die von Kuwait aus operierten. Im Angriff zu Beginn der Operation würden die Schiffe des Kampfverbands über hundert Marschflugkörper abfeuern. Außerdem würde eine Staffel von B-52-Bombern von Diego Garcia im Indischen Ozean starten, um insgesamt vierundachtzig Marschflugkörper abzufeuern.
Bei so vielen eingesetzten Flugzeugen würden zwangsläufig irgendwann Fragen gestellt werden – und so hatten amerikanische Militärattachés in den Botschaften rund um den Persischen Golf bereits ihre Gastländer davon in Kenntnis gesetzt, dass die US-Streitkräfte eine spontane Bereitschaftsübung abhalten würden, die um 19.00 Uhr Ortszeit beginnen würde. Das Pentagon führte mehrmals im Jahr solche Übungen durch, um die Truppen jederzeit einsatzbereit zu halten und Saddam ein paar Rätsel aufzugeben.
General Flood, der mit zwei Telefonen gleichzeitig telefoniert hatte, beendete beide Gespräche. »Mr. President«, verkündete er, »die F-111-Staffel ist in der Luft und kann, sobald Sie das Kommando geben, in zwanzig Minuten über dem Ziel sein.«
Der militärische Planungsstab war zu dem Schluss gelangt, dass acht F-111-Maschinen ausreichen mussten, um das Ziel zu zerstören. Sie gingen sogar davon aus, dass zwei Maschinen die völlige Zerstörung des Ziels gewährleisten konnten, sodass die sechs übrigen Flugzeuge andere Ziele anfliegen konnten, die man sorgfältig ausgewählt hatte. Die acht F-111 trugen je eine Deep-Throat-Bombe. Falls Rapp und das Delta-Team scheiterten, würde das Krankenhaus dem Erdboden gleichgemacht werden.
Doch an diese Möglichkeit wollte der Präsident im Moment gar nicht denken. »Wie ist der Status beim Kommandotrupp?«
»Bis jetzt sieht alles gut aus. Sie kommen ohne Zwischenfälle voran, und der Vortrupp meldet, dass die Gegend sicher ist.«
Der Präsident blickte kurz auf den mittleren der drei Bildschirme. »Wann sollen sie ankommen?«, fragte er.
»In ungefähr sieben Minuten«, antwortete General Flood. »Sie brauchen ein, zwei Minuten, um die Limousinen auszuladen, und dann sind es etwa eineinhalb Kilometer bis zum Haupttor
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