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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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über 3000 Metern Höhe Bomben abzuwerfen hatten, einen klaren Himmel bevorzugten. Rapp kratzte sich den dichten Stoppelbart, den er genau so trug wie Uday Hussein. Die rot- und goldfarbenen Epauletten an seiner grünen Uniform wiesen ihn als General der irakischen Armee aus. Rapp fand es ziemlich absurd, dass Uday mit seinen siebenunddreißig Jahren schon einen so hohen militärischen Rang innehatte. Um die Taille trug er einen schwarzen Ledergürtel mit zwei Holstern. Uday sah sich selbst ein wenig als Cowboy und trug zwei Colt-Pistolen Kaliber .45. Abgerundet wurde die Verkleidung durch das schwarze Barett der Speziellen Republikanischen Garde und ein rotes Halstuch, das praktischerweise sein Kehlkopfmikrofon verbarg. Es gab zwei Gründe, warum Rapp sich entschlossen hatte, keine amerikanische Uniform unter der irakischen zu tragen. Der erste Grund war, dass Rapp gut zehn Kilo schwerer war als Uday, was noch deutlicher hervorgetreten wäre, wenn er zwei Lagen Kleidung getragen hätte. Der zweite Grund war, dass Rapp sich nicht der Illusion hingab, die Uniform könnte ihm irgendeinen Vorteil bringen; wenn sie den Irakern in die Hände fielen, würde man sie allesamt foltern und töten – egal, welche Uniform sie anhatten. Rapp trug außerdem eine kugelsichere Weste aus Kevlar und ein verschlüsseltes Funkgerät mit Kehlkopfmikrofon und Ohrhörer. Alle Angehörigen des Teams hatten das gleiche Funkgerät, mit dem sie während der gesamten Operation Funckontakt halten konnten.
    Rapp blickte sich auf dem Stützpunkt um, der mit großem Einfallsreichtum angelegt war. Die Felsformation erhob sich ungefähr dreißig Meter aus dem Wüstensand und hatte in etwa die Form einer Schüssel. In dieser Vertiefung hatte man gut getarnt vier MH-47E Chinook-Helikopter untergebracht, die nun von den Bodencrews durchgecheckt wurden, um sicherzustellen, dass sie in perfektem Zustand waren. Das Doppelrotor-Ungetüm war das neue Arbeitspferd des 160 th SOAR der Army.
    Das 160 th SOAR, dessen Basis sich in Fort Campbell, Kentucky, befindet, wird von vielen als Heimstätte der besten Helikopterpiloten der Welt angesehen. Die einzigen Piloten, die sie vielleicht noch übertreffen, sind jene des 1 st Special Operations Wing, die ebenfalls an dieser Mission teilnehmen würden. Dass diese beiden Einheiten heute zu solchen Spitzenleistungen fähig waren, lag nicht zuletzt an einer Tragödie, die sich vor über zwanzig Jahren ereignet hatte. Damals, am 24. April 1980, erlitten die United States Special Forces ihre schwerste Niederlage in der Operation »Eagle Claw«.
    Eagle Claw brachte schonungslos jene Mängel ans Licht, die einerseits auf die langjährige Rivalität zwischen den verschiedenen Teilstreitkräften und andererseits auf die fehlende Bereitschaft der verantwortlichen Militärs, den Special Forces eine angemessene finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen, zurückzuführen waren. Die Mission an jenem verhängnisvollen Abend bestand darin, die dreiundfünfzig Geiseln zu befreien, die in der amerikanischen Botschaft in Teheran festgehalten wurden. Ayatollah Khomeni und seine Revolutionäre Garde hatten die Botschaft sechs Monate zuvor gestürmt. Präsident Carter sah sich schließlich gezwungen zu handeln; wenn er Aussichten haben wollte, vier weitere Jahre im Weißen Haus zu bleiben, mussten die Geiseln nach Hause gebracht werden.
    Die Operation war der erste Einsatz der streng geheimen Delta Force, die als Antiterroreinheit gegründet worden war. An jenem kalten Aprilabend sollten fünf C-130-Transportund Tankflugzeuge mit acht RH-53D-Sea-Stallion-Helikoptern an einem Punkt namens Desert I zusammentreffen. Die Sea Stallions sollten betankt werden und anschließend die Delta-Leute in die Berge vor Teheran bringen. Die Mission musste abgebrochen werden, nachdem sich zwei der acht Sea Stallions auf dem Weg zu Desert I verirrten und ein dritter technische Probleme bekam. Es waren nicht genügend Helikopter vorhanden, um die Sache durchzuziehen – und so brach man die Operation frühzeitig ab. Doch es sollte noch viel schlimmer kommen.
    Als einer der Sea Stallions zum Betanken kam, stieß er mit dem Hauptrotor gegen eine EC-130E-Maschine, worauf der Hubschrauber ebenso wie das Flugzeug in Flammen aufging. Das Team zog sich so schnell wie möglich zurück und ließ alle Helikopter sowie das brennende Flugzeug zurück.
    Nach diesem Desaster bemühte man sich zunächst einmal, die Kritiker in den Medien und im Kongress zu

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