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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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drei Monate dabei, wie er in diesem Krankenhaus ein und aus geht. Er kommt immer sehr früh am Morgen und bleibt manchmal gleich mehrere Tage dort.«
    Die Fotos von Lee wurden um den Tisch weitergereicht. Sicherheitsberater Haik griff die letzte Aussage von Freidman auf. »Woher wissen Sie, dass er die Nacht über geblieben ist? Kann es nicht sein, dass sie ihn einfach nicht hinausgehen haben sehen?«
    »Oh, das könnte schon sein«, räumte Freidman ein und zog einige weitere Aufnahmen aus seiner Mappe hervor. »Es ist nur so, dass wir auch wissen, wo er und die anderen nordkoreanischen Wissenschaftler wohnen.« Freidman gab die Fotos weiter.
    Der Präsident war an diesem Tag nicht allzu geduldig. »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus, Mr. Freidman?«, fragte er kurz angebunden.
    »Auf etwas ziemlich Unangenehmes, Sir«, antwortete Freidman und atmete tief durch. »Mithilfe von Mr. Lee und einigen anderen nordkoreanischen Wissenschaftlern ist Saddam gerade dabei, sich seinen größten Wunsch zu erfüllen. In nicht einmal einem Monat wird sein Arsenal um drei Atomwaffen reicher sein.«
    »Was?«, fragte Präsident Hayes ungläubig.
    »Bis Jahresende wird Saddam drei voll funktionsfähige Atomwaffen zur Verfügung haben.«
    »Wie ist das möglich?«, fragte Hayes seine Berater. »Meinen bisherigen Informationen zufolge sind wir zwei Jahre von diesem Szenario entfernt, nicht einen Monat!«
    »Diese Schätzungen, Sir«, warf Irene Kennedy ein, »beruhten darauf, dass Saddam sein Atomprogramm allein umzusetzen versucht. Es ist etwas anderes, wenn er die natürliche Entwicklung überspringt, indem er Technologie, Material und Experten aus Nordkorea bezieht.«
    Der Präsident kochte innerlich vor Wut. Seine Administration hatte große Fortschritte im Umgang mit Nordkorea gemacht. Man versuchte gerade, ein milliardenschweres Paket zur Unterstützung der darniederliegenden nordkoreanischen Wirtschaft bewilligt zu bekommen. Kim Jong II selbst hatte Hayes versichert, dass er alles tun würde, um den staatlich finanzierten Terrorismus zu unterbinden. Der Präsident sagte sich, dass jetzt nicht der Moment war, um sich mit Nordkorea zu beschäftigen; es gab eindeutig ein dringenderes Problem.
    Er zeigte auf die Bilder, die vor ihm auf dem Tisch lagen. »Wie sicher ist diese Information?«, fragte er.
    »Ich würde sagen, wir können uns darauf verlassen, Sir«, antwortete Freidman und erwiderte den Blick des Präsidenten.
    »Was heißt das genau?«, fragte Hayes beharrlich.
    »Das muss natürlich unter uns bleiben«, sagte Freidman und sah jedem der Anwesenden in die Augen. Nie zuvor war es dem Mossad gelungen, einen Maulwurf mitten im irakischen Regime unterzubringen. Es wäre eine Katastrophe gewesen, den Mann zu verlieren. »Wir haben jemanden mitten im feindlichen Lager, mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Der Mann ist äußerst zuverlässig.«
    »Und das in einem Krankenhaus, verdammt noch mal!«, stieß General Flood ungläubig hervor. Sein militärisches Denken beschäftigte sich bereits mit der Möglichkeit, das Gebäude dem Erdboden gleichzumachen.
    »Um welche Waffen geht es genau?«, wollte Haik wissen.
    »Zwei davon sind Zehn-Megatonnen-Sprengköpfe, die mit der neuen Scud-Rakete abgefeuert werden, und die dritte ist eine Fünf-Megatonnen-Waffe, die mit einem Bomber oder mit spezieller Artillerie ans Ziel gebracht werden kann.«
    Es herrschte Totenstille im Raum. Alle Anwesenden wussten ganz genau, was für ein Blutbad eine einzige derartige Waffe anrichten konnte. Es wäre durchaus möglich gewesen, eine Stadt wie Tel Aviv dem Erdboden gleichzumachen.
    »Mr. President«, fuhr Freidman fort, »diese Entwicklung ist natürlich für uns alle ziemlich alarmierend – insbesondere für unsere Regierung. Mein Ministerpräsident hat mich zu Ihnen geschickt, um Ihnen zu sagen, dass er es nicht zulassen wird, dass diese Waffen eingesetzt werden.« Freidman sprach in ruhigem, aber entschlossenem Ton. Er war zwar gekommen, um die Amerikaner dazu zu bringen, die Dreckarbeit zu übernehmen – doch es konnte nicht schaden, zu zeigen, wie entschlossen Israel selbst war. Wenn die Amerikaner nicht mitspielten, würde Israel eben selbst aktiv werden.
    Präsident Hayes nickte langsam. Es war ihm sehr wohl bewusst, dass Israel niemals zulassen würde, dass ein größenwahnsinniger Diktator wie Saddam Hussein über Atomwaffen verfügte. Präsident Hayes würde sich genauso wenig mit dieser Tatsache abfinden – und er war immerhin

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