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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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achttausend Kilometer von der Bedrohung weit weg. Die Israelis waren lediglich achthundert Kilometer vom Irak entfernt.
    »Wann kehren Sie nach Israel zurück?«, fragte Präsident Hayes schließlich.
    »Noch heute Abend.«
    Hayes trommelte mit den Fingern auf den Tisch, während er über den nächsten Schritt nachdachte. »Mr. Freidman, ich weiß es zu schätzen, dass Sie zu uns gekommen sind. Könnten Sie kurz draußen warten? Ich muss mit meinen Beratern sprechen.«
    Freidman sammelte die Fotos ein und steckte sie in die Aktentasche. Als er draußen war, zog Hayes sein Jackett aus und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. Er überlegte, ob er zuerst einmal ein ernstes Wort mit der designierten Direktorin der CIA sprechen sollte, weil ihre Agency die jüngste Entwicklung nicht mitbekommen hatte, ließ es dann aber bleiben. Er kam zu dem Schluss, dass es nicht fair und letztlich auch kontraproduktiv gewesen wäre. »Also«, sagte er schließlich, »ich würde gern hören, was Sie dazu zu sagen haben. Fangen wir bei Ihnen an, Valerie.« Der Präsident blieb stehen und sah seine Stabschefin erwartungsvoll an.
    »Bevor wir irgendetwas unternehmen, sollten wir uns zuerst vergewissern, dass das alles stimmt«, sagte sie.
    »Oh, es stimmt ganz sicher«, brummte General Flood mürrisch. Der altgediente Soldat mit der Statur eines Bären hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt und das Kinn in beide Hände gelegt. »Sie würden niemals Ben Freidman herüberschicken, wenn es nicht so wäre. Außerdem wissen wir ja, wie versessen Saddam auf Atomwaffen ist. Durch die Hilfe der Nordkoreaner hat er die Entwicklung natürlich beschleunigen können.«
    »Michael?«, fragte Hayes.
    »Wir müssen zuerst prüfen, ob die zeitliche Frist stimmt«, antwortete der Sicherheitsberater des Präsidenten, »und dann brauchen wir eine Garantie von den Israelis, dass sie nichts unternehmen, bis wir eine Lösung gefunden haben.«
    »General Flood?«
    Der General hob das Gesicht von seinen Händen. »Ich sage es ungern, Mr. President, aber wir müssen dieses Krankenhaus bombardieren, und ich glaube nicht, dass das mit den Tomahawks möglich ist. Wir werden Flugzeuge nach Bagdad schicken müssen. Es kann sein, dass wir ein paar Leute verlieren, und unter den irakischen Zivilisten wird es ganz sicher Opfer geben. Es hat ja einen Grund, warum sie das Ganze in einem Krankenhaus veranstalten. Sie denken, dass wir nicht den Mumm haben werden, es anzugreifen«, sagte Flood überaus besorgt. Er beugte sich schließlich vor und sah die Stabschefin des Präsidenten an. »Ich weiß, was Sie jetzt denken, Valerie. Sie sind uns schon wieder zehn Schritte voraus. Sie denken an die politischen Folgen einer solchen Operation, an die Reporter, die vor dem Krankenhaus stehen, während die verstümmelten Leichen von Kindern aus dem Schutt geborgen werden. Nun, stellen Sie sich bitte einen Moment lang ein anderes Bild vor – einen Kampfverband der U. S. Navy, der im Persischen Golf patrouilliert. Und jetzt blinzeln Sie einmal mit den Augen – und im nächsten Moment sind sie alle weg. Über siebentausend Männer und Frauen – einfach weg. Stellen Sie sich einen nuklearen Sprengkopf vor, der über den Ölfeldern Saudi-Arabiens explodiert. Und dann stellen Sie sich bitte vor, dass die gesamte Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession gestürzt wird, weil diese Ölfelder aufgrund der radioaktiven Verseuchung für die nächsten hundert Jahre unbrauchbar werden.«
    Flood hielt kurz inne, um Atem zu holen. »Aber das ist erst der Anfang«, fuhr er fort. »Jetzt stellen Sie sich vor, dass Saddam zwei dieser Waffen auf Israel abfeuert, um das Land zu zerstören, bevor die Israelis etwas dagegen unternehmen können. Die Sache hat nur einen Haken: Die Israelis sind nicht dumm. Sie bewahren ihre Atomwaffen in sicheren unterirdischen Bunkern auf. Einige dieser Waffen werden bestimmt noch brauchbar sein, und sie werden nicht zögern, sie gegen Saddam einzusetzen. Womit wir es dann zu tun haben, ist ein verheerender Atomkrieg im Nahen Osten. Durch die Atomschläge werden Millionen Menschen sterben, ganz zu schweigen von den vielen, die an der radioaktiven Verseuchung zugrunde gehen werden. Es wird kein Öl mehr aus der Region kommen, und wir werden eine Wirtschaftskrise erleben, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat.«
    Der Präsident erschauderte angesichts der Tatsache, dass er die Dinge haargenau so sah wie der General. Er wandte sich schließlich Dr. Kennedy zu.

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