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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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das kleine Konferenzzimmer im Keller des Westflügels betrat, war er nicht im Geringsten überrascht, dass nur fünf Personen anwesend waren.
    Was ihn sehr wohl verblüffte, war, dass keiner von ihnen aufstand, um ihn zu begrüßen. Die gedämpfte Stimmung und die etwas seltsame Sitzordnung fielen ihm sofort auf. Der Präsident saß dort, wo man ihn erwartete – nämlich am Kopfende des Tisches. Irene Kennedy saß dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte gegenüber; der Vorsitzende der Joint Chiefs, der Sicherheitsberater und die Stabschefin des Präsidentin saßen hingegen alle auf einer Seite des Tisches. Freidman hängte seinen Mantel über einen der freien Stühle und wandte sich Irene Kennedy zu, um die kühle Atmosphäre ein wenig aufzulockern.
    »Danke, dass Sie dieses Treffen so kurzfristig einberufen haben«, sagte der Direktor des Mossad lächelnd.
    Irene Kennedy nickte wortlos.
    Freidman nahm das als Aufforderung, sich zu setzen. Die Stimmung würde sich schon ändern, wenn er ihnen zeigte, was er in seiner Aktentasche hatte. »Danke, Mr. President«, sagte er, zu Hayes gewandt, »dass Sie sich bereit erklärt haben, mich zu empfangen. Ich hoffe, Sie wissen, dass wir Sie nicht darum gebeten hätten, wenn es nicht außerordentlich wichtig wäre.«
    Genau wie Kennedy nickte Hayes, ohne etwas darauf zu erwidern. Gewiss, die Israelis waren gute Freunde, doch im Gegensatz zu manchem seiner Vorgänger sah Hayes sehr wohl, dass der israelische Staat bisweilen sehr eigennützige Ziele verfolgte. Er hatte den anderen Teilnehmern dieses Treffens ganz bewusst die Anweisung gegeben, dem Direktor des israelischen Geheimdienstes keinen herzlichen Empfang zu bereiten. Freidman hatte um dieses Treffen gebeten, darum sollte er erst einmal erklären, worum es ging.
    »Haben Sie in letzter Zeit irgendwelche beunruhigenden Neuigkeiten aus Bagdad gehört?«, fragte Freidman, zu Irene Kennedy gewandt.
    »Mr. Freidman«, warf der Präsident ein, bevor Irene Kennedy antworten konnte, »meine Zeit ist heute ziemlich knapp. Ich finde, es wäre das Beste für uns alle, wenn Sie uns gleich sagen würden, worum es geht.«
    Freidman stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Wir haben alarmierende Neuigkeiten erfahren, Mr. President, und ich fürchte, das wird Ihnen gar nicht gefallen.«
    Freidman griff nach seiner Aktentasche, öffnete sie und nahm eine versiegelte rote Mappe heraus. Er erbrach das Siegel und nahm ein Dossier heraus, an dem mit einer Büroklammer eine Schwarz-Weiß-Fotografie befestigt war. Er reichte dem Präsidenten das Foto. »Das ist Park Chow Lee«, erläuterte er. »Er ist Nordkoreaner. Wie Sie sich vorstellen können, fällt der Mann in Bagdad ziemlich auf.« Freidman nahm noch weitere Fotografien heraus und legte sie dem Präsidenten vor. Das erste Bild war gestochen scharf, während die folgenden aus größerer Entfernung aufgenommen und etwas grobkörnig waren.
    »Das erste Bild von Park im weißen Mantel zeigt ihn, wie er das Al-Hussein-Krankenhaus in Bagdad betritt.« Er hielt kurz inne, um den Anwesenden Gelegenheit zu geben, Fragen zu stellen. Sie schwiegen jedoch, also fuhr er fort. »Es gibt allerdings ein kleines Problem mit dem Foto. Mr. Lee ist nicht Arzt, wie man meinen könnte, sondern Doktor der Atomphysik.« Überzeugt, dass er nun die volle Aufmerksamkeit der Anwesenden gewonnen hatte, lehnte sich Freidman auf seinem Sessel zurück und wartete einen Augenblick.
    Irene Kennedy verfolgte seinen Bericht sehr aufmerksam; sie erkannte, worauf Freidman hinauswollte. Es waren in letzter Zeit immer wieder Informationen hereingekommen, wonach Saddam Geschäfte mit dem wirtschaftlich angeschlagenen Nordkorea machte. Saddam schickte den Nordkoreanern Öl und bekam dafür Waffen und Technologie. Wenn es stimmte, was Freidman andeutete, dann boten die Nordkoreaner auch bestens geschulte Fachkräfte. Präsident Hayes blickte kurz zu Irene Kennedy herüber, und sie nickte ihm zu, um ihm zu verstehen zu geben, dass die Information aller Wahrscheinlichkeit nach der Wahrheit entsprach. Ihr fiel auf, dass der Präsident ein klein wenig verärgert wirkte, und sie fragte sich, ob sein Ärger ihr galt. Wahrscheinlich war es so. Nach dieser Sitzung würde sie dem Präsidenten erklären müssen, warum der Mossad mehr wusste als die CIA. Doch das war ihr nur recht. Sie hatte kein Problem damit, zuzugeben, dass man es, was den Nahen Osten betraf, nicht mit dem Mossad aufnehmen konnte.
    »Wir beobachten Mr. Lee nun schon fast

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