Die Macht
Sie für Ihre Behauptung?«
Rudin beugte sich vor. »Ach, Sie wissen schon, was ich meine. Sie hat so viel Dreck am Stecken, dass es sogar ein Blinder sieht.«
Es war keine einfache Situation für Clark. Am liebsten hätte er Rudins fadenscheinige Argumente in der Luft zerrissen – doch er musste diesen Drang beherrschen. Es ging jetzt vor allem darum, Rudin in seinem Vorurteil zu bestärken. Rudin wiederum hatte keine Ahnung, dass Clark ihn für seine Zwecke benutzte. Der Senator hatte seine Rolle bisher meisterlich gespielt. Er war es gewesen, der Präsident Hayes mitgeteilt hatte, dass Rudin und Midleton gegen ihn und seinen Kandidaten für Stansfields Nachfolge intrigierten. Zum Glück für Clark hatte Rudin keine Ahnung, dass ihn sein Freund im Senat hintergangen hatte. Rudins Vorurteile gegen Thomas Stansfield waren mittlerweile so stark, dass der tote Meisterspion für ihn die Wurzel allen Übels in seinem politischen Leben war; dementsprechend war Rudin felsenfest davon überzeugt, dass Stansfield ihm nachspioniert hatte.
Clark beugte sich etwas vor, sodass sich die beiden Männer Auge in Auge gegenübersaßen. »Albert«, begann er, »Sie betonen immer wieder, dass es in meiner Macht steht, die Kandidatin des Präsidenten abzulehnen – dabei sind Sie selbst auch nicht ganz machtlos; immerhin haben Sie die Möglichkeit, eine Untersuchung anzuordnen. Wenn Sie so überzeugt sind, dass Irene Kennedy korrupt ist, dann leiten Sie doch eine Untersuchung ein.« Clark blickte durch den Dampf hindurch in Rudins tief liegende Augen und wartete auf das Unvermeidliche. Der Senator wusste, dass Rudin an diesem Punkt in der Klemme saß – und genau da wollte ihn Clark haben.
Rudin blinzelte, als ein Schweißtropfen von seiner Stirn auf seine vorstehende Nase fiel. Der Tropfen hing einige Augenblicke an seiner Nasenspitze, ehe er sich schließlich löste. Rudin lehnte sich zurück und gab mit einer fast verzweifelten Geste zu verstehen, dass Clarks Vorschlag undurchführbar war. »Das kann ich nicht tun«, sagte er schließlich.
»Warum denn nicht?«, drängte Clark.
»Ich habe Ihnen ja gesagt, was mir passiert ist – was der Präsident und die Parteiführung gesagt haben. Ich wäre erledigt. Meine Karriere wäre am Ende. Sie würden mir den Vorsitz wegnehmen, und ich wäre endgültig weg vom Fenster.«
Clark spürte, dass er seinem Ziel sehr nahe war. »Ich kann es nicht glauben, dass die Parteispitze Sie so einfach zum Schweigen bringen kann«, sagte er lächelnd.
»Sie waren nicht dabei, als sie auf mich losgingen. Hayes hat mir ganz offen gedroht. Er würde sich persönlich dafür einsetzen, dass ich bei der nächsten Wahl verliere.«
»Immer mit der Ruhe, Albert. Ich glaube, Sie steigern sich da so hinein, dass Sie die Dinge nicht mehr klar sehen können.«
»Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas falsch sehe. Meine Parteifreunde haben sich offensichtlich gegen mich verschworen und drohen mir ganz offen. Das kann man ja wohl kaum missverstehen.«
»Albert, ich finde, Sie geben zu schnell klein bei. Sind Sie bei den letzten Wahlen nicht immer mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt worden?«
»Ja, das schon.«
»Eben. Wie sollte der Präsident Sie denn daran hindern, eine achtzehnte Amtszeit anzustreben?«
»Bis jetzt bin ich immer so klar gewählt worden, weil es keine Alternative gab. Aber wenn der Präsident beschließt, einen Gegenkandidaten in der Partei zu unterstützen, dann sieht die Sache anders aus. Dann würde mich die Partei schnell fallen lassen.«
»Mag sein, aber das wäre ein ziemlich riskantes Manöver des Präsidenten. Die Wähler schätzen es oft nicht sehr, wenn sich die hohen Tiere aus Washington in die Lokalpolitik einmischen. Sie könnten in den Medien darauf hinweisen, dass der Präsident einen persönlichen Rachefeldzug gegen Sie führt. Wenn Sie die Sache richtig anpacken, dann könnten Sie sich als Opfer der Washingtoner Politik darstellen. Das würde den Wählern in Ihrer Heimat und den Medien gefallen.«
Rudin dachte kurz darüber nach und fand schließlich, dass es tatsächlich funktionieren könnte. Vielleicht war seine Lage doch nicht so aussichtslos, wie er gedacht hatte. »Aber was ist mit dem Präsidenten? Wenn ich eine Untersuchung einleite, dann schneiden sie mir die Eier ab.«
»Es könnte zu spät für sie sein, irgendetwas dagegen zu unternehmen, wenn die Geschichte schon in den Medien ist.« Clark verschränkte die Arme vor der Brust und ließ Rudin
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