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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Geheiminformationen enthielt. Am Ende des Tages wurden alle Exemplare eingesammelt und vernichtet. Normalerweise überbrachte nicht gerade der Direktor der CIA diesen Bericht, doch Irene Kennedy hatte beschlossen, ihn an diesem Tag selbst abzuliefern.
    Sie ging die Treppe zum privaten Esszimmer des Präsidenten hinauf, das neben dem Oval Office lag. Präsident Hayes erwartete sie bereits, während er die Morgenzeitungen studierte und seinen Kaffee trank. Hayes organisierte seinen Arbeitstag peinlich genau. Er hatte Irene Kennedy vor kurzem anvertraut, dass er es nicht so weit kommen lassen würde, dass er sich mit seinem Job die Gesundheit ruinierte, wie es seinem Vorgänger passiert war. Dementsprechend trainierte er morgens vier- bis fünfmal die Woche auf dem Heimtrainer oder draußen mit dem Fahrrad. An diesem Morgen hatte er jedoch einige sehr frühe Termine eingeschoben. Die Situation im Irak duldete keinen Aufschub. Gleich anschließend würde er sich zusammen mit Dr. Kennedy in den Situation Room begeben, um einen Bericht von General Flood und seinem Stab entgegenzunehmen.
    Es war Irene Kennedy bisher gelungen, den Präsidenten davon zu überzeugen, nur so viele Leute wie unbedingt nötig in die Sache einzuweihen. Der Verteidigungsminister hielt sich gerade in Kolumbien auf und würde erst am Samstag wieder in Washington sein. Es reichte, wenn man ihn nach seiner Rückkehr einweihte. Die übrigen Mitglieder der Regierung sollten zunächst nicht informiert werden, und selbst die Vereinigten Stabschefs sollten erst im letzten Augenblick davon erfahren. Irene Kennedy hatte den Präsidenten eindringlich darauf hingewiesen, dass es fatal wäre, wenn Saddam auf irgendeine Weise erfahren würde, dass sich etwas gegen ihn zusammenbraute.
    Der Präsident blickte nicht einmal von der Zeitung auf, die er gerade las, als Irene Kennedy eintrat. »Guten Morgen, Irene. Nehmen Sie Platz. Möchten Sie vielleicht etwas essen?«
    »Nein danke, Sir. Kaffee genügt vollauf.« Sie schenkte sich aus der Kanne aus Sterlingsilber ein, die in der Mitte des Tisches stand. Es war bereits zur Routine geworden, dass sie einmal die Woche zu einer frühmorgendlichen Unterredung beim Präsidenten erschien. Sie fühlte sich mittlerweile recht wohl im Umgang mit dem Mann.
    »Was gibt es Neues?«, fragte Hayes, während er seine Haferflocken löffelte.
    »Nun«, sagte Irene Kennedy, während sie die Tasche mit einem Schlüssel öffnete. »Da gibt es wieder einmal Drohgebärden zwischen Pakistan und Indien …«
    »Ach«, sagte der Präsident abwinkend, »lassen wir diese Dinge jetzt. Ich sehe mir das alles später an. Wenn es nicht irgendetwas gibt, um das ich mich sofort kümmern muss, würde ich lieber über die Sache sprechen, welche die Israelis da auf uns abwälzen wollen.«
    »Was möchten Sie denn wissen, Sir?«, fragte sie.
    Hayes schob die Schüssel zur Seite und überlegte, wie er anfangen sollte. »Ich möchte Ihnen eine Frage stellen, und ich bitte Sie, mir ganz ehrlich Ihre Meinung zu sagen.«
    Dr. Kennedy sah ihn mit ausdrucksloser Miene an und nickte ihm zu, damit er fortfuhr.
    »Können wir uns in dieser Sache auf die Israelis verlassen?«, fragte er.
    Die Frage gefiel Irene Kennedy ganz und gar nicht, zumal sie alles andere als leicht zu beantworten war. »Könnten Sie sich ein wenig genauer ausdrücken, Sir?«
    »Diese Information, die sie uns da gegeben haben – können wir uns darauf verlassen? Oder könnte es vielleicht sein, dass sie sich geirrt haben … oder dass ihnen die Irakis etwas vorgespielt haben?«
    Sie überlegte einen Augenblick und antwortete schließlich: »Wie Sie wissen, Sir, ist alles möglich, aber ich gehe davon aus, dass diese Information der Wahrheit entspricht.«
    Hayes verzog das Gesicht. Er wollte eine etwas genauere Antwort von ihr. »Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?«, fragte er weiter. »Liegt es daran, dass Sie Oberst Freidman vertrauen?«
    »Ich vertraue Oberst Freidman, das stimmt, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Ich weiß sehr gut, wo seine Interessen liegen. Er handelt einzig und allein im Interesse Israels.«
    »Genau das ist es, was mir Sorgen macht. Ich lasse mich nicht gern von einem anderen Land gängeln – schon gar nicht von einem Land, das uns seine Existenz verdankt. Einige meiner Vorgänger haben sich von Israel ziemlich auf der Nase herumtanzen lassen und haben mitunter nicht einmal bemerkt, dass man sie benutzt hat. Das lasse ich mir nicht bieten«, sagte Hayes und

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