Die Macht
gesagt?«
»Nichts. Das war aber auch gar nicht nötig. Der Zorn in seinem Gesicht hat alles gesagt.«
»Wer war sonst noch dabei?«
»Dr. Kennedy, General Flood, Michael Haik und Valerie Jones.«
»Hat irgendeiner von ihnen etwas gesagt?«
»Nein.«
Goldberg runzelte besorgt die Stirn. »Das ist ziemlich ungewöhnlich, finden Sie nicht auch?«
»Nein. Präsident Hayes hat ja bisher keinen Zweifel daran gelassen, dass Amerikas Interessen und die unseren nicht immer die gleichen sind.«
»Das mag schon sein«, erwiderte Goldberg, »aber das erklärt noch lange nicht, warum sie gar nichts dazu sagen. Um Himmels willen, schließlich sind wir ihr einziger echter Verbündeter in der ganzen verdammten Region.«
Freidman lächelte innerlich. Goldberg hätte es im Geheimdienstgeschäft bestimmt nicht weit gebracht; er war viel zu emotional. »Es hat dem Präsidenten eben nicht gefallen, dass ich ein geheimes Treffen wollte. Ich schätze, er hat vorher allen eingeschärft, dass sie kein Wort sagen sollen, solange ich dabei bin.« Mit einem Achselzucken fügte er hinzu: »Das ist nichts Ungewöhnliches, David. Als Chef des Mossad bin ich es gewohnt, kühl empfangen zu werden. Das passiert mir sogar hier in der Heimat.«
Goldberg nickte zustimmend. Freidman hatte Recht. Es gab einige Mitglieder seines Kabinetts, die kein Wort mehr sprachen, sobald der Direktor des Mossad eintrat. »Und was ist bei dem Treffen herausgekommen?«
»Ich habe hinterher noch mit Dr. Kennedy gesprochen. Sie nehmen die Sache sehr ernst und werden sich wieder bei uns melden. Sie hat darum gebeten, dass wir geduldig sein sollen und dass wir nichts unternehmen, bis sie eine Lösung gefunden haben.«
Goldberg beugte sich mit besorgter Miene vor. »Haben Sie ihnen denn nicht genau das gesagt, was ich Ihnen auf getragen habe? Es gibt nur eine mögliche Lösung – und die liegt sicher nicht in der Diplomatie oder in Wirtschaftssanktionen! Es gibt nur einen Weg – einen Militärschlag!«
Freidman gab dem Ministerpräsidenten mit einer Geste zu verstehen, dass er sich beruhigen solle. »Keine Sorge, David. Ich habe jedes Wort von Ihnen an Irene Kennedy weitergegeben. Es ist so, wie ich Ihnen schon vorher gesagt habe: Bei allem, was Saddam sich in letzter Zeit geleistet hat, wartet Präsident Hayes doch nur auf einen Vorwand, um ihn angreifen zu können … und diese Sache hier liefert ihm den Anlass, den er braucht.«
»Aber Saddam kann die Atomwaffen jederzeit woanders hinbringen. Sobald er davon Wind bekommt, dass wir oder die Amerikaner von den Bomben wissen, wird er sie sofort an verschiedenen Orten irgendwo im Land verstecken!«, erwiderte Goldberg und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wir haben nur eine Chance, um zuzuschlagen!«
»Glauben Sie, die Amerikaner wissen das nicht?«
»Ich bilde mir nicht ein, die Denkweise der Amerikaner zu verstehen«, entgegnete Goldberg. »Sie machen oft Dinge, die mir absolut unsinnig vorkommen.«
»Nicht dieser Präsident. Er hasst Saddam aus Gründen, die wir genau kennen, und er wird genau das tun, was ich Ihnen gesagt habe.«
Goldberg schüttelte den Kopf und dachte über Freidmans Worte nach. »Ich weiß nicht recht. Ich kann mir vorstellen, dass sie damit zur UNO gehen oder im Fernsehen darüber reden. Sie dürfen den Geltungsdrang der amerikanischen Politiker nicht unterschätzen. Sie lieben das Rampenlicht, und ich glaube nicht, dass meine Sorgen unbegründet sind; es ist Präsident Hayes durchaus zuzutrauen, dass er im Fernsehen der ganzen Welt verkündet, dass Saddam kurz davor steht, eine Atombombe zu basteln. Es wäre der sicherste Weg für ihn, sich zuerst einmal um eine breite Koalition zu bemühen. Diese verdammten Araber würden sich sofort einer Allianz gegen Saddam anschließen. Die Saudis und die Iraner fürchten ihn doch genauso oder noch mehr als wir.«
Freidman schüttelte bedächtig den Kopf. »Er kann sich um ihre Unterstützung genauso bemühen, nachdem er dieses Krankenhaus dem Erdboden gleichgemacht hat. Niemand hat ein Interesse, dass Saddam über Atomwaffen verfügt. Präsident Hayes ist ein sehr entschlossener Mann. Es gefällt ihm sicher nicht, was er tun muss, aber er weiß, dass ihm nichts anderes übrig bleibt.«
»Aber es geht immerhin um ein Krankenhaus!«, warf Goldberg fast verzweifelt ein. »Die Amerikaner werden nicht riskieren wollen, dass die Bilder mit den Opfern ihres Angriffs um die Welt gehen.«
Freidman zögerte einige Augenblicke. »Dieser Aspekt
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