Die Macht
schüttelte zornig den Kopf. »Ich will, verdammt noch mal, sichergehen, dass diese Information korrekt ist, bevor wir im Irak Bomben abwerfen. Haben wir irgendjemanden in Bagdad, der überprüfen könnte, was Freidman uns erzählt hat?«
»Das wird schwierig, Sir«, antwortete Irene Kennedy und zögerte einige Augenblicke. »Unsere Quellen im Irak sind ziemlich beschränkt. Wie Sie wissen, haben wir ein paar Leute in regierungsnahen Kreisen, die auf unserer Gehaltsliste stehen, aber es wäre ziemlich riskant, von ihnen zu verlangen, dass sie die Sache überprüfen sollen.«
»Gehört das denn nicht zu ihrem Job?«, fragte der Präsident ein wenig gereizt. »Bezahlen wir sie denn nicht genau für solche Dinge?«
»Ja, schon«, räumte Irene Kennedy ein, »aber wenn sie sich jetzt auf einmal über ihre gewohnten Bereiche hinauswagen und anfangen, Fragen zu stellen …«, begann sie und verzog das Gesicht. »Das würde ziemlich sicher damit enden, dass sie von Saddams Geheimpolizei gefoltert werden.«
Der Präsident ließ sich dadurch nicht beirren. »Hören Sie, bevor wir ein Krankenhaus bombardieren, wäre ich gern hundertprozentig sicher, dass diese Atomwaffen auch wirklich dort sind.«
»Sir, ich kann einem unserer Leute im Irak sagen, dass er der Sache nachgehen soll – aber ich fürchte, er würde die Anweisung ignorieren. Es wäre einfach zu riskant. Außerdem haben wir keinen Grund, in der Sache an den Israelis zu zweifeln.«
»Mir fallen einige Gründe ein, warum man Zweifel haben könnte«, erwiderte Hayes und verdrehte die Augen.
Irene Kennedy ging nicht auf die Bemerkung ein und zog eine Akte aus ihrer Tasche. »Ich dachte mir, das interessiert Sie vielleicht.« Sie reichte ihm mehrere Schwarz-Weiß-Satellitenaufnahmen, die das Zentrum von Bagdad zeigten. Auf dem ersten Foto war das Al-Hussein-Krankenhaus mit einem weißen Kreis markiert. »Ich habe meine Leute im Archiv nachsehen lassen, ob wir etwas über dieses Krankenhaus haben. Sie haben das hier gefunden.« Kennedy zeigte dem Präsidenten das zweite Bild, auf dem das Krankenhaus und die umgebenden Häuser zu sehen waren. An der Ostseite des Krankenhauses standen mehrere Fahrzeuge, die weiß markiert waren; daneben standen die Worte: Kipplaster.
»Das Ganze hat vor etwas mehr als drei Jahren begonnen. Einen ganzen Monat lang tauchte hier ein Lastwagen nach dem anderen auf. Unsere Experten schätzen, dass unter dem Krankenhaus über tausend Tonnen Erde entfernt wurden.« Irene Kennedy legte dem Präsidenten das nächste Bild vor. Es zeigte wiederum das Krankenhaus, bei dem diesmal jedoch Lkws standen, die als Zementlaster gekennzeichnet waren.
»Meine Leute sind der Ansicht, dass man so große Mengen Zement nicht braucht, um ein Fundament zu errichten; es deutet alles darauf hin, dass die Irakis einen Bunker gebaut haben.«
»Wie, zum Teufel, konnte uns das entgehen?«, fragte Hayes erregt. »Geben wir denn nicht viele Milliarden Dollar für Spionagesatelliten aus?«
»Sir, das Problem ist, dass wir im Golfkrieg einen großen Teil des Landes dem Erdboden gleichgemacht haben. Es ist also ganz alltäglich, dass ständig irgendwo Lastwagen unterwegs sind.«
Der Präsident sah schweigend die restlichen Fotografien durch und gab sie Irene Kennedy zurück. »Sie meinen also, damit wird das bestätigt, was Freidman gesagt hat?«
»Ja, das meine ich.«
Der Präsident erhob sich und trat ans Fenster. Schweigend blickte er zum Executive Office Building hinüber. Wie sie ihn so stehen sah, fragte sich Irene Kennedy, ob er ihr wohl irgendetwas verschwieg und ob die Israelis vielleicht etwas getan hatten, von dem sie nichts wusste. Mitten in ihren Gedanken drehte sich der Präsident abrupt um. »Wie viele Menschen sind in dem Krankenhaus?«
»Wir sind uns nicht sicher«, antwortete sie nicht ganz wahrheitsgemäß. Einer ihrer Analytiker hatte ihr eine ungefähre Zahl angegeben, doch sie hielt es nicht für den richtigen Zeitpunkt, um die Information an den Präsidenten weiterzugeben.
»Hunderte?«
»Das könnte sein.«
Der Präsident wandte sich wieder von ihr ab und sah aus dem Fenster. Irene Kennedy verstand nur zu gut, in was für einer schwierigen Position er sich befand. Es würden letztlich gut ausgebildete Flieger sein, die die Bomben abwerfen würden – Leute, die intensiv auf Aufgaben wie diese vorbereitet wurden. Dem Präsidenten kam jedoch die schwere Aufgabe zu, den Befehl zu geben, der so vielen Menschen den Tod bringen würde. Irene
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