Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
ist sicher ein wenig beunruhigend«, räumte er schließlich ein, »aber sie wissen, dass es noch schlimmer wäre, gar nichts zu unternehmen.«
    »Ich sage ja nicht, dass sie nichts tun werden. Ich tippe eher darauf, dass sie an die Öffentlichkeit gehen, anstatt ihre Flugzeuge loszuschicken.«
    »Ich habe schon verstanden, was Sie meinen, David, aber ich kann Ihnen trotzdem nicht zustimmen. Ich kenne diesen Präsidenten. In spätestens zwei Wochen werden die amerikanischen Bomben fallen, und damit ist das Problem für uns gelöst.«
    Der Ministerpräsident sah Freidman nachdenklich an. »Ich wünschte, ich könnte Ihren Optimismus teilen. Leider sieht die Sache für mich etwas anders aus. Ich habe unsere Luftstreitkräfte bereits angewiesen, alle nötigen Vorkehrungen zu treffen. Ich werde nicht tatenlos herumsitzen und darauf warten, dass die Amerikaner vielleicht etwas unternehmen. Und wenn sie mit der Sache an die Öffentlichkeit oder zur UNO gehen, dann lasse ich unsere Flugzeuge sofort starten! Ich werde Saddam nicht die Chance geben, die Waffen woanders zu verstecken!«
    Freidman lächelte angesichts der energischen Reaktion des Ministerpräsidenten. Er bewunderte den Kampfgeist des Mannes. Wenn es nur mehr wie ihn gäbe, dachte Freidman, dann wäre die Sache mit den Palästinensern gar nicht erst so weit gekommen.
    »Was ist denn so lustig daran?«, fragte Goldberg verärgert.
    »Ich habe gelächelt, weil ich Ihre Entschlossenheit schätze. Und genau deshalb werden die Amerikaner auch angreifen. Sie wissen genau, dass sie es tun müssen, weil sonst Sie sich um das Problem kümmern werden. Und das werden sie ganz bestimmt nicht wollen. Präsident Hayes wird seine Flugzeuge losschicken und das Problem für uns lösen. Sie müssen ein wenig Geduld haben und ihnen Zeit geben, den Luftschlag vorzubereiten.«
    »Ich werde ihnen ein wenig Zeit geben, aber allzu viel Geduld habe ich nicht. Unter keinen Umständen werde ich es zulassen, dass Saddam seine Waffen einsetzen kann. Und wenn es dazu notwendig ist, in einen Krieg mit Jordanien, Syrien und dem Irak einzutreten, dann soll es mir auch recht sein. Unsere Luftstreitkräfte würden Hackfleisch aus ihren Fliegern machen, und unsere Armee würde ihre Truppen zermalmen.«
    »Und was ist mit Ägypten?«, wandte Freidman ein.
    »Sie werden es nicht wagen, sich auf einen Krieg einzulassen. Sie wissen genau, was passieren wird, wenn sie uns angreifen. Sie werden niedergemetzelt, so wie beim letzten Mal, als sie es versuchten. Außerdem werden sie sich nicht so leicht von Saddam aufhetzen lassen wie Syrien und Jordanien. Nein, die Ägypter werden nichts unternehmen. Sie sind ein Krieger wie ich, Benjamin. Wir wissen doch beide, dass sich die Araber im Grunde nicht mehr mit uns anlegen wollen. Wir haben sie einfach zu oft fertig gemacht. Sie werden immer wieder einmal große Töne spucken, aber sie werden nichts tun, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.«
    Freidman quittierte die Worte des Ministerpräsidenten mit einem Lächeln. Er stimmte zur Abwechslung einmal hundertprozentig mit Goldberg überein. »Sie sind ein zäher alter Krieger, David. Die Menschen in unserem Land haben wahrscheinlich gar keine Ahnung, was für ein Glück sie haben, dass Sie in diesen schweren Zeiten die Regierungsverantwortung tragen.« Freidman stand auf und sah dem Ministerpräsidenten in die Augen. »Die Amerikaner werden uns helfen«, sagte er. »Das verspreche ich Ihnen.«

10
    Washington D.C., Mittwochmorgen
    Selbst für November war es ungewöhnlich kalt in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Der Präsident hatte Irene Kennedy gebeten, etwas früher als die anderen zu kommen; er wollte ein paar Worte unter vier Augen mit ihr wechseln. Um sieben Uhr früh war es im Weißen Haus noch relativ ruhig; erst in einer Stunde würde hier alles auf Hochtouren laufen. Die Secret-Service-Leute waren natürlich schon auf ihren Posten, doch ansonsten war kaum jemand da. Die Medienleute, die unzähligen Angestellten und die Besucher schliefen entweder noch oder bereiteten sich zu Hause auf einen Tag im berühmtesten Haus der Vereinigten Staaten vor.
    Irene Kennedy betrat den Westflügel des Weißen Hauses. Sie trug ein konservatives, aber elegantes Kostüm und hatte sich eine Tasche mit dem »President’s Daily Brief« unter den Arm geklemmt. Es handelte sich dabei um den täglichen Bericht an den Präsidenten, der von der Analyseabteilung der CIA vorbereitet wurde und die neuesten

Weitere Kostenlose Bücher