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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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während aus dem Büro gedämpfte Rufe herausdrangen. Im Vergleich zu Senator Clarks Büro war das von Rudin ein schäbiges Loch. Allein die billige Einrichtung und die mangelnde Sauberkeit zeigten deutlich den Klassenunterschied zwischen den beiden Männern.
    Nach wenigen Augenblicken kam Rudin aus seinem Büro gestürmt, der alte Drache dich hinter ihm. Das Gesicht der Frau war immer noch zorngerötet. Rudin nahm seinen Mantel vom Kleiderständer und rief über die Schulter zurück: »Ich bin für eine Weile weg.«
    »Wann sind Sie denn wieder da?«, wollte sie wissen.
    »Weiß ich nicht.« Rudin blickte zu Steveken hinüber und forderte ihn mit einer ruckartigen Kopfbewegung auf, ihm zu folgen.
    Steveken zwinkerte der Sekretärin des Abgeordneten zu und folgte dann ihrem Chef auf den Gang hinaus. Er hatte Mühe, mit dem knochigen alten Abgeordneten Schritt zu halten.
    »Ich möchte nicht hier im Büro darüber sprechen«, flüsterte Rudin ihm über die Schulter hinweg zu.
    Wie die meisten Leute in diesem Geschäft hatte Steveken die Angewohnheit, die Menschen genau zu beobachten. In den meisten Fällen bildete er sich sehr schnell ein Urteil über sein Gegenüber – es kam jedoch immer wieder einmal vor, dass jemand wirklich sein Interesse weckte. Während er zusammen mit Rudin die Treppe hinunterging, kam ihm der Gedanke, dass der Abgeordnete vielleicht ein solcher Mensch sein könnte.
    Steveken ließ sich seine Waffe wieder aushändigen und eilte hinter Rudin her, der bereits das Haus verlassen hatte. Rudin wartete bereits ungeduldig auf ihn und bedeutete ihm, sich zu beeilen. Steveken war noch einige Schritte hinter ihm, als sich der Mann schon wieder in Bewegung setzte. Als er endlich zu dem Abgeordneten aus Connecticut aufgeschlossen hatte, fragte Steveken: »Wo gehen wir denn hin?«
    »Auf einen Kaffee. Es gibt da ein kleines Lokal in der Nähe.« Eine halbe Minute später fügte Rudin hinzu: »Ich mache so was nicht gern in meinem Büro.«
    »Ja, das sagten Sie bereits«, erwiderte Steveken ein wenig ungeduldig.
    »Es ist wegen dieser Mistkerle draußen in Langley. Ich traue den Halunken nicht über den Weg.«
    Steveken traute seinen Ohren nicht. Er wusste ja, dass die CIA manchmal recht seltsame Dinge machte, aber die Leute dort würden bestimmt nicht so dumm sein, das Büro eines Abgeordneten zu verwanzen. Steveken blickte sich um und sagte schließlich: »Dann wundert es mich aber, dass Sie das hier draußen so offen sagen.«
    »Warum?«, fragte Rudin.
    »Weil man mit einem Richtmikrofon alles aufschnappen könnte, was wir sprechen – selbst wenn wir flüstern.«
    Rudin murmelte etwas vor sich hin und deutete geradeaus. »Das Café ist gleich da drüben«, sagte er, worauf sie den Rest des Weges schweigend zurücklegten.
    Rudin trat als Erster ein und ging sofort zur Theke. Eine junge weiße Frau mit Dreadlocks und gepiercter Nase schenkte dem Abgeordneten wenig Aufmerksamkeit, als er eine große Tasse französischen Kaffee bestellte. Mit Rücksicht auf seine Blase gab sich Steveken mit einer kleinen Tasse zufrieden. Rudins Kaffee kam zuerst; er nahm die Tasse und setzte sich damit an einen Tisch ganz hinten im Lokal. Steveken fiel auf, dass Rudin seinen Kaffee nicht bezahlt hatte. Er gab der Frau drei Dollar und folgte dem Abgeordneten mit seiner Tasse an den Tisch.
    Er wartete, damit Rudin sich bedanken konnte. Dieser schien jedoch nicht daran zu denken, sodass Steveken schließlich sagte: »Nichts zu danken.«
    »Was?«
    »Der Kaffee.«
    »Oh, ja … danke.« Rudin umfasste die große Tasse mit seinen knochigen Händen und nahm einen Schluck. »Hank hat mir gesagt, dass Sie sehr gut in Ihrem Job sind.«
    Steveken sagte nichts. Er sah Rudin nur an.
    »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte der Abgeordnete. »Die Anhörung für Kennedys Bestätigung beginnt schon morgen.«
    »Wonach suchen Sie eigentlich?«
    »Na ja, der Kongress hat bekanntlich die Aufgabe, die Tätigkeit der Geheimdienste zu kontrollieren, nicht wahr?«
    »So weit klar.«
    »Nun, Thomas Stansfield – Gott sei Dank ist der Bastard endlich tot – hielt nicht viel davon, sich vom Kongress kontrollieren zu lassen, vor allem, wenn es um verdeckte Operationen ging.«
    »Und was hat das mit Irene Kennedy zu tun?«
    »Sie ist genau wie er. Sie ist gewissermaßen die weibliche Ausgabe von Thomas Stansfield.«
    »Ich habe gehört, dass sie ziemlich schlau sein soll.«
    »Ja, unterschätzen darf man sie nicht. Aber bei der ganzen Sache geht es

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