Die Macht
es fantastische Erfolge und furchtbare Fehlschläge gegeben. Die Erfolge gelangten nicht immer an die Öffentlichkeit, das wusste Rosenthal aus eigener Erfahrung – und er war fest entschlossen, seine Operationen auch weiterhin im Verborgenen durchzuführen.
Er sagte sich, dass er geduldig bleiben musste, obwohl ihm Yanta vor kurzem über Funk mitgeteilt hatte, dass das Ziel und ihr Begleiter das Café verlassen hatten und zu Fuß in Richtung Wohnung unterwegs waren. Es sah ganz danach aus, als würde alles gut gehen – da verlor Yanta die beiden plötzlich aus den Augen, als sie den Park betraten. Er fuhr ans andere Ende des Parks und wartete, dass sie wieder auftauchten.
Rosenthal nützte die Zeit, um sich für alle Eventualitäten zu rüsten. Wenn sie ihren Begleiter auf einen Drink in die Wohnung einlud oder auch auf mehr als nur einen Drink, dann hatte der Mann, der sich wahrscheinlich sehr glücklich schätzte, in Wirklichkeit großes Pech gehabt. Rosenthal hatte keine Skrupel, einen Unbeteiligten zu töten, der ihm in die Quere kam. Manche in dem Geschäft warfen ihm das vor, doch wenige waren so erfolgreich wie er. Wenn sie jedoch heute Nacht gar nicht nach Hause kam, sondern bei dem Mann übernachtete, dann bestand die Möglichkeit, sie am nächsten Morgen beim Verlassen des Hauses abzufangen. Natürlich war das Risiko etwas höher, wenn er draußen auf der Straße zuschlagen musste, aber ein wirkliches Problem war auch das nicht. Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal gewesen, dass er es so gemacht hätte. Er würde hinter ihr hergehen, zu ihr aufschließen und ihr im Vorbeigehen drei Kugeln in den Rücken jagen. Danach würde er einfach weitergehen, als wäre nichts geschehen. Die Pistole wäre für höchstens zwei Sekunden zu sehen. Die Frau käme nicht einmal mehr dazu, zu schreien; ihr Herz würde zu schlagen aufhören, noch ehe sie auf dem Boden lag.
Rosenthal sah auf seine Uhr. Freidman hatte gesagt, dass er die Sache so schnell wie möglich erledigt haben wollte. Rosenthal überlegte, ob er hinausgehen und das Ganze sofort hinter sich bringen sollte. Draußen war es dunkel, und es würde kaum Zeugen geben. Während er über diese Möglichkeit nachdachte, hörte er Yantas Stimme in seinem Ohrhörer.
»Sie sind gerade aus dem Park gekommen und gehen genau in eure Richtung.«
»Roger«, flüsterte Rosenthal. »Kannst du vorausfahren und die Straße vor dem Haus im Auge behalten?«
»Ja, aber dann verliere ich die Wohnung kurzzeitig aus den Augen.«
Rosenthal wog die Risiken ab und kam zu dem Schluss, dass sie mit ziemlicher Sicherheit in ihre Wohnung kommen würden. »Fahr voraus und geh in der Nähe des Hauses in Position.«
»Roger, bin schon unterwegs.«
Rosenthal blickte zu Sunberg hinüber und nickte. Die beiden Männer standen auf und streckten sich. »Bist du bereit?«
»Ja«, antwortete Sunberg.
Rosenthal war den Plan dreimal mit ihm durchgegangen. Es war nicht besonders kompliziert. Sie würden sich zu beiden Seiten des Wohnzimmers postieren und auf ihr Ziel feuern, sobald es ins Zimmer trat. Das Licht war ausgeschaltet, so wie zu dem Zeitpunkt, als sie die Wohnung betreten hatten. »Denk dran, wir warten, bis sie ins Zimmer kommt.«
Rapp hatte Recht; Donatella fuhr nicht mit dem Aufzug hinauf, sondern nahm die Treppe. Und sie hatte sich schon vor langer Zeit angewöhnt, nie ohne Waffe die Wohnung zu verlassen. Donatella wählte ihre Pistolen so wie andere Frauen ihre Handtasche – sie hatte für jeden Anlass die passende Waffe. Am liebsten hatte sie die 9-mm-Beretta 92F bei sich, doch diese Waffe war zu groß und zu schwer, um sie in der Handtasche mitzunehmen. Deshalb hatte sie für den Alltag ihre Walther PPK mit Schalldämpfer, eine leichte und kurze Pistole. Ihr Nachteil war jedoch, dass sie das kleine Kaliber .22 verfeuerte und damit nicht besonders durchschlagskräftig war. Mit einem Schuss auf den Körper konnte man kaum jemanden ausschalten, doch wenn man den Kopf traf, spielte auch das keine Rolle. Und Donatella verfehlte nur selten ihr Ziel.
Als sie die Treppe hinaufstieg, trug sie die Pistole in den Falten ihres Mantels verborgen. Der Hahn war gespannt und die Waffe entsichert, und sie brauchte auch nicht erst nachzusehen, ob eine Kugel in der Kammer war. Während sie hinaufging, war sie mit Rapp über das Handy in Kontakt. Bei jedem Treppenabsatz hielt sie kurz inne, um zu lauschen und sich umzusehen. Sie spürte zwar die beiden Wodka-Martini noch ein wenig,
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