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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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dabei zu erkennen, ob noch mehr Leute in der Wohnung waren. Der Mann rief irgendeinen Namen; das musste derjenige sein, den sie mit einem Kopfschuss getötet hatte.
    Donatella versuchte herauszufinden, wie ihr körperlicher Zustand war. Ihr rechter Arm war außer Gefecht, doch sie hatte immer noch beide Beine und die linke Hand, in der sie zum Glück immer noch das Messer hielt. Der Mann konnte es nicht sehen, weil die Klinge an den Unterarm angelegt war.
    Der Mann trat noch einen Schritt vorwärts. »David, kannst du mich hören? Bitte melde dich.«
    Er wollte offenbar mit seinem Partner unten auf der Straße Kontakt aufnehmen. Das war gut – er war also abgelenkt. Die Schuhe kamen noch etwas näher, bis der Mann direkt vor ihr stand. Durch ihr Haar hindurch sah Donatella, dass seine Pistole auf ihren Kopf gerichtet war. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie wich mit dem Kopf ruckartig zur Seite und riss gleichzeitig die linke Hand hoch. Die rasiermesserscharfe Klinge schnitt durch das Fleisch und die Sehnen seines Handgelenks. Die Pistole fiel zu Boden, bevor er feuern konnte.
    Donatellas nächster Schritt war ein wuchtiger Tritt, der den Mann zwar nicht voll zwischen die Beine traf, aber doch bewirkte, dass er einige Schritte zurücktaumelte. In diesem kurzen Augenblick ließ Donatella das Messer los und sprang zur Waffe des Mannes hinüber. Der Mann erkannte seinen Fehler und machte ebenfalls einen Satz auf die Pistole zu. Donatella war um Sekundenbruchteile schneller. Sie packte die Pistole mit der linken Hand, und im nächsten Augenblick landete der Mann auf ihr. Sein Gewicht ließ sie beide über den Parkettboden schlittern. Sie hatten jeder nur noch einen einsatzfähigen Arm, als sie ihren erbitterten Kampf aufnahmen.
    Donatella versuchte sich zu befreien, während er sie auf den Boden drückte. Sie lag auf dem Rücken, und er saß auf ihr und hatte ihr linkes Handgelenk fest im Griff. Er war stärker als sie, und die Pistole, die sie immer noch in der Hand hielt, bewegte sich allmählich immer mehr auf ihren Kopf zu. Ihr Gehirn sandte verzweifelte Signale an ihren verletzten Arm aus, irgendetwas zu tun. Mit enormer Anstrengung gelang es ihr schließlich, den Arm ein Stück weit zu bewegen. Donatella spürte, dass ihr die Pistole allmählich entglitt, und sie nahm noch einmal alle Kraft zusammen.
    Der Kopf des Mannes war direkt über ihr. Mit weit geöffnetem Mund riss sie den Kopf hoch und biss zu, so fest sie konnte. Im nächsten Augenblick schmeckte sie das warme Blut von seinem Ohr im Mund. Der Mann knurrte auf vor Schmerz, ließ sie jedoch nicht los. Donatella biss die Zähne fest aufeinander, bis sie spürte, wie sich das Ohr vom Kopf des Mannes löste. Sein Stöhnen schwoll zu einem Aufschrei an, doch sein Griff um ihr Handgelenk blieb fest.
    Erneut kam ihr der Gedanke, dass sie sterben würde, dass dieser Mann zu stark für sie war – und dieses Gefühl der unbändigen Verzweiflung war es schließlich, was ihren rechten Arm in Bewegung setzte. Im nächsten Augenblick stieß sie mit der rechten Hand gegen einen vertrauten Gegenstand. Donatella schloss die Augen, während sie mit den Fingerspitzen nach dem Gegenstand tastete. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sie ihn endlich in der Hand hatte. Unter quälenden Schmerzen hob sie den Gegenstand auf und ließ das Ohr des Mannes los.
    Er wich mit dem Kopf zurück – das Ohr hing an der Seite herunter – und starrte sie wütend an. Er riss ihr die Pistole endgültig aus der linken Hand – doch sein Gefühl des Triumphs war nur von kurzer Dauer, denn Donatella hatte bereits ihre Walther auf seinen Kopf gerichtet und feuerte genau auf den blutenden Fleck, an dem eigentlich sein Ohr hätte sein sollen. Rosenthals Kopf wurde zurückgerissen, und voller Entsetzen starrte er auf sie herunter, ehe sein Körper schlaff wurde. Donatella hatte nicht mehr die Kraft, sich zu rühren. Sie lag einfach nur da, unter dem Körper des Mannes, den sie soeben getötet hatte.

24
    Four Seasons Hotel, Mailand,
Donnerstagabend
    Als Anna kurz nach neun Uhr aufwachte, wunderte sie sich ein wenig, dass Mitch noch nicht zurück war. Sie machte sich deswegen jedoch keine allzu großen Sorgen und ging erst einmal ins Badezimmer, um zu duschen. Mitch hatte gesagt, dass er etwas zu erledigen habe, dass er aber gegen acht Uhr wieder zurück sein würde, damit sie noch essen gehen konnten. Während sie die belebende Wirkung des warmen Wassers genoss, überlegte sie, wie spät es

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