Die Maechtigen
oberste der drei Sicherheitsschlösser gelegt. Er öffnet es nicht, bis er sicher ist, dass ich ihn verstanden habe.
»Das war eigentlich eine ganz gute Umkleidekabinenrede«, sage ich.
»Das hier ist unser Ding, Beecher. Ein Feuerwehrmann übt für den Fall eines Feuers. Und das hier ist unser Feuer«, sagt er und macht das erste der drei Schlösser auf. »Sie können uns dabei helfen, die Klempner zu finden. Und wir werden gemeinsam herausfinden, wer Orlando umgebracht hat.«
»Ich hätte da noch eine letzte Frage.«
»Sie haben bereits alle Fragen gestellt und Ihre Joker verbraucht. Jetzt sollten Sie vor allem mal ausgiebig ausschlafen, damit Sie morgen Ihre perfekte Pokermiene aufsetzen können. Sie sind schließlich mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zum Frühstück verabredet.«
Er macht die Tür auf, und wir gehen über die mit Teppichboden ausgelegte Treppe hinab zum Hintereingang des Gebäudes. Dallas hat recht, aber nur teilweise. Bevor ich mit dem Präsidenten frühstücke, muss ich noch etwas anderes erledigen.
58. Kapitel
Ich fahre auf seinen Parkplatz und hupe zweimal; heute rechne ich mit dem Schlimmsten. Es ist fast sieben Uhr morgens. Aber dass ich mich um fast zwölf Stunden verspätet habe, ist jetzt mein kleinstes Problem.
Die Tür des Reihenhauses wird geöffnet. Heute Morgen bewegt sich selbst in Tottes struppigem Bart kein einziges Haar. Sein Mantel im Fischgrätenmuster ist vollständig zugeknöpft. Ich soll spüren, dass er gewartet hat. Und zwar unruhig.
»Raus aus meinem Auto!«, faucht er mich an und humpelt gereizt um die letzten Schneehaufen vor seiner Tür herum.
»Es tut mir leid; ich weiß, dass ich das nicht hätte tun dürfen«, erwidere ich und will auf den Beifahrersitz rutschen.
»Nein, raus aus dem Wagen!«, wiederholt er, öffnet die Fahrertür und zeigt auf den Parkplatz.
Er würdigt mich keines Blickes, als ich aussteige.
»Hoffentlich hast du nicht auch noch mit ihr geschlafen«, meint er und setzt sich hinter das Steuer.
»Das habe ich nicht.« Ich atme tief durch. »Obwohl dich das eigentlich nicht das Geringste angeht.«
Er sieht zu mir hoch. Seine Augen sind gerötet wie meine. Offenbar ist auch er erst spät ins Bett gekommen.
»Beecher …«
»Tut mir leid … ich hätte dein Auto nicht …«
»Halt die Klappe, Beecher!«
Ich mache den Mund zu.
»Und jetzt hör mir zu!« Totte und umklammert das Lenkrad so fest, als wollte er es erwürgen. »Mädchen wie Clementine … sie sind hübsch, sie haben eine große Ausstrahlung, wie so ein Song von James Taylor. Klar, sie haben eine beruhigende Wirkung, und man kann tolle Sache mit ihnen anstellen … aber eigentlich wollen sie nur eins: Sie wollen dich zugrunde richten.«
»Das ist eine schreckliche Unterstellung.«
Sein Blick verfinstert sich.
»Was ist mit deinem Kinn passiert?«, fragt er dann.
»Steinstufen. Vor Clementines Haus ist eine Steintreppe. Ich bin ausgerutscht und gefallen. Aufs Kinn.«
Er betrachtet mich schweigend. »Sie wohnt in einem verdammt finsteren Viertel. Bist du sicher, dass es nichts anderes …?«
»Wie kommst du darauf?«
»Wie bitte?«
»Woher weißt du, dass es eine heruntergekommene Gegend ist?«
»Ich habe auf der Karte nachgesehen«, erwidert er, ohne zu zögern. »Was sollte ich sonst tun, als ich in meinem verdammten Büro herumgesessen und auf dich gewartet habe?«
Ein kalter Wind wirbelt Schneereste vor Tottes Auto auf. Aber ich ignoriere es. Ich habe nur Augen für Totte.
»Danke, dass du wenigstens getankt hast«, setzt er dann hinzu.
Ich nicke, obwohl ich das gar nicht war. An Benzin habe ich nun wirklich nicht gedacht. Aber der Culperring hat es anscheinend nicht vergessen. Ich bin immer noch nicht sicher, ob ich ihnen trauen kann, allerdings schulde ich ihnen etwas: erst die Videokassette und jetzt das Benzin. Ungeachtet dessen, was sie als Gegenleistung erwarten und welche Informationen wirklich in diesem Wörterbuch versteckt sind … eins ist klar: Ich muss dieser Sache mit dem Culperring und seinem Gegenspielern, den Klempnern, auf den Grund gehen. Nur so kann ich herausfinden, was mit Orlando geschehen ist und meinen eigenen Hals retten.
»Steigst du nun ein, Beecher, oder was?«, knurrt Totte ungeduldig.
Als ich um das Auto herumgehe, bemerke ich eine rothaarige Frau, die ihren kleinen braunen Dackel ausführt. Der Hund sieht genauso aus wie der des Mannes mit dem karierten Schal gestern vor meinem Haus. Aber es kann
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