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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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noch nicht der große Ballsaal, sondern ein kleiner Empfangsraum, in dem sich mindestens zwei Dutzend Personen aufgereiht hatten. Sie klatschten bei seinem Eintreten alle Beifall. Und Wallace musste zugeben, dass er diesen Applaus immer noch liebte. Im Gegensatz zu den beiden Hobbyfotografen, die ganz vorn in der Reihe warteten.
    »Ein Fototermin?«, fauchte der Berater Minnie an.
    »Das sind unsere besten Wissenschaftler. Sie ahnen nicht, wie viel die für Gehirnverletzungen getan haben«, flehte Minnie.
    »Sie sagten ein Foto … und nur mit dem Geschäftsführer!« Der Berater war nicht besänftigt.
    »Ich habe überhaupt keinen Fotos zugestimmt«, schimpfte der Präsident. Palmiotti hatte recht. Wenn es um Minnie ging, benahm er sich wie ein Trottel.
    »Sir, ich bitte um Entschuldigung«, begann der Berater.
    Der Präsident legte den Kopf etwas schief und warf ihm einen letzten, kurzen Blick zu, durchbohrte ihn förmlich damit, so wie es gereizte Ehepartner tun, die sich zwar unter die Partygäste mischen, dem anderen aber klarmachen wollen, dass dieser kleine Streit auf keinen Fall vergessen wird.
    Als Wallace sich der Gruppe näherte und sich dem ersten Gast zuwandte, stellte er erneut fest, wie rasch Minnie im entscheidenden Moment zur Seite trat, so dass er allein im Scheinwerferlicht stand. Er hatte es schon häufig beobachtet: Minnie mochte keine Kameras, sie war gehemmt wegen ihres maskulinen Aussehens, einer Folge des Turner-Syndroms. Er wusste, dass sie deswegen die Wahlkämpfe auch nicht besonders gemocht hatte und nie ein Foto für ein Jahrbuch hatte machen lassen. Aber in diesem Augenblick, als ihre Kollegen sich um sie scharten, bemerkte er ein völlig anderes Lächeln auf ihrem Gesicht. Ein echtes Lächeln.
    »Minnie, haben Sie vielen Dank für alles!«, sagte einer der Leute.
    »… keine Vorstellung, was das für uns bedeutet«, schwärmte ein anderer.
    Ein Blitzlicht flammte vor Wallace auf, doch als die nächste Person auf ihn zutrat, konnte er seinen Blick immer noch nicht von ihr abwenden … Es war Stolz … echter Stolz auf dem Gesicht seiner Schwester. Und nicht nur Stolz, weil sie mit dem Präsidenten verwandt oder selbst ein hohes Tier war. Er spürte den Stolz auf ihre Arbeit – was hatte sie alles für diese Organisation getan, die auch ihr in all den Jahren so geholfen hatte.
    »Sir, Sie erinnern sich noch an Ross Levin.« Der Berater des Präsidenten stellte ihm einen intellektuellen, aber recht attraktiven Mann mit einer eckigen Brille vor.
    »Aber selbstverständlich, Ross.« Wallace nahm das Stichwort auf und begrüßte den Mann mit dem besonders herzlichen beidhändigen Handschlag. »Haben Sie noch eine Sekunde Zeit, Ross? Ich möchte die wahre Heldin auf diesen Fotos dabeihaben. Minnie! «, rief der Präsident der Vereinigten Staaten. »Ich bekomme hier plötzlich ein bisschen Lampenfieber, wenn meine Schwester nicht bei mir ist.«
    Ein bewunderndes Raunen lief durch die Schar von Minnies Kollegen. Aber es bedeutete nichts gegen das halbe Lächeln auf ihrem Gesicht, als ihr Bruder sie dann noch in den Arm nahm und sich mit ihr zusammen fotografieren ließ.
    »Bei drei sagen alle Minnie … «, befahl der Präsident und zog sie noch fester an sich, als das Blitzlichtgewitter losging.
    Natürlich wusste Wallace, dass er so schnell wie möglich hier weg musste. Er musste sich um Beecher kümmern, so wie sie sich vor all den Jahren um die »Acht« gekümmert hatten. Aber nach allem, was seine Schwester durchgemacht hatte, angefangen von den Hänseleien in jungen Jahren bis zu der Zeit direkt nach ihrem Schlaganfall und der öffentlichen Bloßstellung durch Perez Hilton, machten da zehn Minuten wirklich etwas aus?
    Nein, taten sie nicht.
    Die letzte Nacht war furchtbar gewesen. Aber heute … Heute würde Beecher nirgendwohin gehen.
     

60. Kapitel
    »Hast du verstanden, was ich gesagt habe?« Totte beobachtet mich scheinbar mit seinem milchigen Auge und fuchtelt mit den Fotokopien herum. »Der 16. Februar. Willst du es nicht wissen?«
    Ich nicke und betrachte den Verkehr vor uns.
    »Beecher, ich rede mit dir.«
    »Ich höre dir ja zu. Und ja, ich will es unbedingt wissen.«
    Er dreht den Kopf weiter zu mir herum und sieht mich mit dem gesunden Auge an. Ich weiß nicht, warum mich das überhaupt stört. Er macht das einfach zu gut.
    »Du weißt es schon, oder?«, erkundigt sich Totte. »Du weißt, was am 16. Februar geschehen ist?«
    Ich antworte nicht.
    »Gut gemacht, Beecher. Hast

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