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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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das Washington-Denkmal. Aber mein Blick gleitet nach links zu der weitläufigen Rasenanlage, die dann zu der schönen Villa ganz hinten mit dem großen, geschwungenen Balkon führt. Dem Weißen Haus. Von hier aus wirkt es zwar klein, aber man kann schon die Touristengruppen sehen, die vor den schwarzen Eisentoren ihre Schnappschüsse machen.
    »Beecher, du darfst nicht denken, was du gerade denkst.«
    Ich bleibe stumm, mein Blick bleibt auf das Haus von Orson Wallace gerichtet.
    »Das ist nicht der, gegen den du kämpfst, Beecher. Der Kampf heißt nicht: du gegen den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.«
    »Das weißt du nicht.«
    »Doch, das weiß ich, denn wenn dem so wäre, hätten die Sanitäter dich schon längst unter einem weißen Tuch hinausgetragen.«
    Ich schüttle den Kopf. »Das liegt nur daran, dass sie nicht wissen, dass ich ihr Buch habe.«
    Zum ersten Mal bleibt Totte stumm.
    Wir fahren Richtung Pennsylvania Avenue und dann an unserem Gebäude vorbei, einer großen neoklassizistischen Bibliothek aus Granit. Ich beachte die fünfzehn Meter hohen Säulen gar nicht und schaue stattdessen auf die beiden kleineren Statuen aus Kalkstein zu beiden Seiten der Eingangstüren. Insgesamt sind es vier Statuen, sie stehen für die Zukunft, die Vergangenheit, das Erbe und die Vormundschaft. Totte weiß besser als ich, welche wofür steht, aber den in Stein gemeißelten alten Mann mit der Schriftrolle und dem geschlossenen Buch auf der rechten Seite kann man nicht verwechseln. Auf seinem Sockel sind die Worte eingraviert: »Studiere die Vergangenheit.«
    Ich öffne Washingtons Wörterbuch und lese noch einmal die Worte: Exitus acta probat.
    »Verstehe doch, Totte, ich weiß, wo sich sämtliche Leute, die gestern im Gebäude waren, aufgehalten haben: Orlando … Dallas … Rina … sogar Khazei. Nur von Präsident Wallace weiß ich das nicht. Und er stattet uns zufällig genau an diesem Tag, zu genau dieser Stunde einen Besuch ab, als Orlando stirbt.«
    »Tatsächlich ist er nicht der Einzige.«
    »Was soll das heißen?«
    Er schaut mich an und dreht dabei den Kopf so weit, dass ich sein gutes Auge sehen kann. »Erzähl mir von dem Mädchen.«
    »Von wem?«
    »Von dem Mädchen, in das du auf der Highschool so verknallt warst.«
    »Clemmi?«
    » Clemmi? Nein, bitte, nicht, keine Kosenamen. Du kennst dieses Mädchen noch nicht einmal seit zwei Tagen.«
    »Ich kenne sie seit der siebten Klasse«, sage ich und suche einen anderen Sender im Radio.
    »Was tust du da?«, fährt Totte mich an.
    »Was?«
    »Du sollst den Sender nicht verstellen. Was habe ich dir über den Gambler gesagt?«
    »Ich weiß, und du weißt auch, dass ich den Sender liebe, aber … können wir nicht einfach …?« Ich drehe am Knopf und suche nach anderer Musik. »Ich möchte einfach mal was anderes hören. Weißt du, welche Sender Rap spielen oder Joan Jett vielleicht?«
    Er steigt so abrupt auf die Bremse, dass es mich fast durch die Frontscheibe katapultiert hätte. »Beecher, komm ja nicht auf die Idee, deine Midlife-Krise in meinem Auto auszuleben.«
    »Was soll das denn heißen?«
    Er verstellt seine Stimme, versucht mich nachzuahmen. »Ich brauche mal was anderes. Wo spielen sie Rap-Musik?« Mit normaler Stimme fügt er hinzu: »Dieses Mädchen ist vor kaum achtundvierzig Stunden in dein Leben zurückgekehrt, und plötzlich willst du dein Rosinenmüsli nicht mehr essen und die langweilige alte Musik nicht mehr hören? Hör auf mit den Klischees, Beecher. Du hast ein gutes Leben. Du hast Iris hinter dir gelassen … du warst in guter Stimmung.«
    »Ich war in guter Stimmung. Aber das ist das Problem mit der Stimmung, wenn man nicht aufpasst, fällt man ganz schnell in ein Loch.«
    »Ja, genau, nur dass du schon in das Loch gefallen bist, und du kannst darin absaufen. Du musst zugeben, Beecher, es ist schon merkwürdig. Die Tochter von Lee Harvey Oswald tritt wieder in dein Leben …«
    »Ihr Vater ist nicht Oswald!«
    »Nein, sondern Nico Hadrian, der versucht hat, den Präsidenten zu ermorden. Und sie kehrt ausgerechnet an dem Tag in dein Leben zurück, als ein anderer Präsident rein zufällig gerade unser Archiv besucht? Das Mädchen hat einen echt unheimlichen Sinn für den richtigen Zeitpunkt, oder?«
    »Totte, sie hat noch nicht einmal gewusst, wer ihr Vater war, bis wir es ihr gesagt haben; wie könnte sie also etwas gegen mich im Schilde führen?«
    Totte biegt scharf rechts auf die siebte Straße ab, dann noch einmal

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