Die Maechtigen
medizinischen Fakultät dekoriert war, wie schon sein erstes Büro damals in Ohio. Als alles noch so viel einfacher war.
»Mr. President …«, erklärte Wallaces persönlicher Assistent, der mit dem Generalstabschef auf der Schwelle wartete.
Im Weißen Haus dürfen die besten Angestellten mit dem Präsidenten spazieren gehen, aber wenn sie schlau sind, und das sind die, die am weitesten kommen, wissen sie, wann sie gehen müssen.
»… wir warten hier draußen«, beendete der Assistent seinen Satz und deutete mit dem Daumen auf den Empfangsbereich.
»Stewie hat gerade meine Hände untersucht«, erklärte Minnie und zeigte Palmiotti ihre Hände.
»Wunderbar«, murmelte Wallace, ohne seine Schwester überhaupt anzusehen, und schloss die Tür zu Palmiottis Büro. Es gab jetzt wichtigere Probleme.
»Es ist also dein Rücken, der dich immer noch quält?«, erkundigte sich Palmiotti.
Orson Wallace sah seinen Freund an. Es war wirklich ein beeindruckender Blickkontakt. Besser als der von Clinton. Und von Bush. Besser selbst als der von Obama. »Du wirst es nicht glauben«, sagte der Präsident und betonte sorgfältig jede Silbe. »Glaubst du, dass du etwas tun kannst?«
»Wir werden sehen«, erwiderte Palmiotti. »Zuerst musst du mir sagen, wo genau es wehtut.«
18. Kapitel
»Es sieht nicht gut aus, oder?«, frage ich.
»Entspann dich«, flüstert Totte und dreht das Fenster herunter. Von draußen dringt beißende Kälte ins Wageninnere. Er versucht mich zu beruhigen, aber mit seiner rechten Hand greift er nach dem Stapel mit Zeitungen und zieht sie über das Wörterbuch von George Washington.
»Tut mir leid, Leute«, erklärt der Wachmann und haucht mit jeder Silbe seinen Atem in die kalte Luft. »Ausweis bitte.«
»Also wirklich, Morris!« Totte zieht seine buschigen Augenbrauen hoch. »Sagen Sie nicht, dass Sie mich plötzlich nicht mehr erkennen.«
»Gehen Sie mir nicht auf die Nerven, Totte! Ich habe meine Anweisungen. Also den Ausweis.«
Totte lässt die Brauen sinken und kramt nach seinem Ausweis. Er ist nicht begeistert. Aber das ist der Wachmann auch nicht, als er sich ein bisschen sehr weit durch das offene Fenster hineinbeugt. Sein Blick gleitet prüfend durch den Innenraum des Autos. Als würde er etwas Bestimmtes suchen.
Dann geht er um den Kofferraum herum und hält dabei eine lange Metallstange mit einem Spiegel unter den Wagen. Bombensuche? Nach Bomben haben sie nicht mehr gesucht, seit wir den deutschen Kanzler vor ungefähr einem Jahr zu Besuch hatten.
»Zufrieden?«, erkundigt sich Totte, die Hand immer noch auf den Zeitungen. Orlando hat es auf die Titelseite gebracht.
»Ja, alles klar«, sagt der Wachmann und wirft einen Blick zum Wachlokal hinter sich. Man muss nicht James Bond sein, um zu begreifen, wo er hinschaut: die flache, kompakte Sicherheitskamera, die direkt auf uns gerichtet ist. Wir werden beobachtet.
Mit ohrenbetäubendem Scheppern klappt die Barriere herunter und gibt uns den Weg frei. Totte fährt los, sein Gesicht wieder mir zugewendet. Ich verstehe selbst den Blick seines blinden Auges. Keinen Mucks.
Ich befolge seinen Befehl vom Parkplatz bis zu den Fahrstühlen. Als wir schweigend hinauffahren, faltet Totte die Zeitungen auseinander, aber natürlich liest er etwas anderes, das er darunter versteckt hat – Entick’s Dictionary. Ich beobachte ihn dabei, wie er die Schnörkel und Schleifen der Handschrift betrachtet. Exitus acta probat.
»Siehst du das da?«, erkundige ich mich. »Das ist von George Wash…«
Er bringt mich erneut mit einem kurzen Blick zum Schweigen. Diesmal warte ich geduldig, bis wir unsere Büros im vierten Stockwerk erreicht haben.
Neben der Tür steht ein Schild Zimmer 404 , aber intern wird es Old Military genannt, weil wir uns hier auf die Zeit von der Revolution bis zum Bürgerkrieg spezialisiert haben.
»Jemand zu Hause?«, rufe ich, öffne die Tür und bekomme die Antwort. Die Lichter in dem langen Raum sind aus. Links von mir hängt eine Metalltafel mit zwei Feldern, Eingang und Ausgang, und einem halben Dutzend Magneten, an denen unsere Porträtfotos befestigt sind. Es ist fast wie im Kindergarten. Aber weil wir alle ständig durch die Magazine hetzen, ist das ganz praktisch. Im Moment sind alle Magnete im Ausgangsfeld. Genau was wir brauchen.
Nur wird es nicht lange dauern, bis jemand auftaucht, also haste ich zu meinem Arbeitsplatz im hinteren Teil des Raumes. Totte humpelt, so schnell er kann, zu seinem Arbeitsplatz ganz
Weitere Kostenlose Bücher