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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Präsidenten stand ihm ein bevorzugter Parkplatz auf der West Exec. zur Verfügung. Das war sehr nah. Näher noch als der für Minnie reservierte Platz. Und Minnie war immerhin die Schwester des Präsidenten.
    Von da war es nur ein kurzer Weg zum Westflügel. Es gab keinen Grund, den Umweg um das Oval Office herum zu nehmen. Aber nach diesem Anruf letzte Nacht …
    Palmiotti war seit mehr als drei Jahren der Leibarzt des Weißen Hauses. Und seit über drei Jahrzehnten war er der beste Freund von Wallace.
    Palmiotti war also alles andere als ein Frischling von etwas über zwanzig. Statt den direkten Weg zu nehmen, wo er im morgendlichen Strom der Belegschaft sofort entdeckt worden wäre, schlenderte er gemächlich am Roosevelt-Zimmer vorbei, von dem aus man sehr gut die Eingangstür des Oval Office sehen konnte. Schon als Gouverneur hatte Wallace spätestens um 7:00 Uhr morgens an seinem Schreibtisch gesessen. Selbst an dem Morgen, nachdem er tags zuvor seine Mutter beerdigt hatte.
    Palmiotti warf einen Blick auf seine Uhr. 7:27 Uhr. Er sah hinüber zum Oval Office. Vor der Tür waren noch keine Secret-Service-Agenten postiert. Der Präsident war also noch nicht da.
    Kein Grund zur Panik.
    Palmiotti beschleunigte seine Schritte und ging wieder hinaus; er betrachtete die Wolken, die sein Atem in der kalten Luft bildete, als er durch den westlichen Säulengang marschierte, vorbei am Rosengarten, wo die Gärtner den Schnee bereits geschmolzen hatten. Dann bog er scharf nach links ab, trat durch die Doppeltüren auf den langen, roten, mit Gold gesäumten Teppich des Korridors im Erdgeschoss.
    »Er ist noch oben, was?«, fragte er Agent Mitchel. Der uniformierte Secret-Service-Agent war links vom Korridor vor dem Privatfahrstuhl postiert.
    Mitchel nickte, aber Palmiotti hatte schon aus der bloßen Tatsache, dass der Agent dort stand, geschlossen, dass sich der Präsident noch oben in seinen Privatgemächern aufhielt.
    »Er hat wohl schlechte Laune, was?«, erkundigte sich Mitchel, als Palmiotti in sein Büro ging, das im medizinischen Bereich des Weißen Hauses lag, direkt gegenüber vom Fahrstuhl. Viele Angestellte hier waren der Meinung, dass die Arztpraxis eine schlechte Lage hätte, weil sie zu weit vom Oval Office entfernt war. Aber wie jeder Arzt wusste, passierten die meisten gefährlichen Unfälle zu Hause.
    »Kommt drauf an«, erwiderte Palmiotti ausweichend. Nach dem Telefonat von letzter Nacht wusste er ja, dass irgendetwas vorgefallen sein musste. »Weiß man denn, wo er steckt?«
    Der Agent stand einfach nur da und sagte kein Wort.
    »Hören Sie, ich will nur wissen, wie der Tag heute werden wird«, fügte Palmiotti hinzu.
    Er war schließlich nicht dumm. Nach drei Jahren im Amt kannte er das Protokoll des Secret Service. Um ein gewisses Maß an Privatsphäre zu gewährleisten, blieben Agenten und Kameras aus den Privaträumen verbannt. Um aber die Sicherheit dennoch zu garantieren, hatte der Service sämtliche Fußböden aller Räume dort oben verkabelt, genauso wie im Oval Office. Durch Druckpolster unter den Teppichen, die auf jedes Gewicht reagierten, wussten sie immer ganz genau, wo Präsident Wallace sich gerade aufhielt.
    »Im Fitnessraum«, antwortete Mitchel schließlich. Damit meinte er den kleinen Raum im dritten Stock, den sich Präsident Clinton hatte einrichten lassen.
    Palmiotti verdrehte die Augen. Wallace ging nur unter ganz besonderen Umständen in den Fitnessraum.
    »Hat das vielleicht damit zu tun, was letzte Nacht passiert ist?«, erkundigte sich der Agent.
    »Wie bitte?«
    »Aus der Anrufliste des Präsidenten ist ersichtlich, dass er Sie heute morgen um 3:00 Uhr angerufen hat.«
    »Ach so, nein, da war nichts«, gab Palmiotti zurück. »Das heißt, genau wie immer, er hat sich den Rücken verzogen.«
    »Ja, es ist immer der Rücken«, meinte der Agent. »Aber ist es dann klug, wenn er jetzt im Fitnessraum trainiert?«
    Diesmal verschlug es Palmiotti die Sprache. Der Secret Service war alles andere als dumm.
    »Übrigens, Minnie hat nach Ihnen gefragt«, fügte der Agent hinzu. Er meinte die Schwester des Präsidenten.
    Dr. Stewart Palmiotti nickte höflich und schaute noch einmal auf seine Uhr. 7:36 Uhr. Ein neuer Wallace-Rekord.
    »Sollten wir uns wegen dieser Sache Sorgen machen, Doc?«, wollte der Agent wissen.
    »Nein«, erwiderte Palmiotti und starrte auf das rote Licht über dem Fahrstuhl. Er wartete darauf, dass es aufleuchtete … Er wartete darauf, dass der Präsident

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