Die Maechtigen
dreißig Jahren beschäftigt sie dieser Mann. Sie macht ein paar zögerliche Schritte … kratzt sich wieder den Hals und … folgt ihm.
Nico biegt um die Ecke, und im nächsten Moment … sind beide verschwunden.
Ich gebe ihnen einen Moment Zeit zurückzukommen. Dreißig Sekunden. Ich werde dreißig Sekunden warten.
Sie tauchen jedoch nicht auf.
Es gibt trotzdem keinen Grund, gleich Alarm zu schlagen. Vielleicht holt er ja nur mehr Katzenfutter.
Ich schaue zu dem Wachmann am Zaun. Er ist ebenfalls verschwunden.
Dann sehe ich mich auf dem Gelände um. Es ist sonst niemand da. Ich könnte zum Hauptgebäude zurücklaufen, aber bis ich dort bin, könnte Nico sonst wo sein. Und vor allem, wenn Clemmi etwas zustößt, ist es meine Schuld.
Totte ist der Meinung, die Geschichte wäre ein Selektionsprozess, in dem wir mit Situationen konfrontiert werden, die wir eigentlich nicht bewältigen können.
Er hat recht. Das hier kann ich nicht bewältigen. Nico ist ein Monster, ein Killer. Ein Zerstörer.
Ich kann nicht.
Es geht nicht.
Aber ich muss es versuchen.
So schnell ich kann, renne ich den betonierten Weg hinunter. Bei jedem Schritt spritzt der Schneematsch unter meinen Füßen auf.
Als ich an dem Gebäude vorbeilaufe, bemerke ich eine verschwommene Bewegung hinter der Glastür. Die schwarzen Katzen mit den weißen Flecken auf Brust und Pfoten toben herum. Sie beachten mich nicht. Im Schnee sehe ich die Fußspuren von Nico und Clementine im Schnee. Sie können nicht weit sein.
An der Ecke des Gebäudes biege ich scharf nach links ab und …
Nichts.
Eine lange Gasse mit schmutzigem Schnee, ein verrosteter Müllcontainer, direkt dahinter ein ausgemusterter Golfcaddie, der …
Miau.
Eine Katze. Das ist eine der Katzen.
Ich recke den Hals.
Da. Ganz dahinten. Die getigerte Katze.
Ich mache mich an die Verfolgung, aber der Schwanz verschwindet hinter der Ecke des Gebäudes. Ich renne am Müllcontainer vorbei …
Rumms!
Ein kräftiger Unterarm trifft meinen Hals wie ein Baseballschläger, und im nächsten Moment baumele ich in der Luft wie an einer Wäscheleine.
Nico lässt den Arm ausgestreckt, so dass meine Beine weiterlaufen, während mein Oberkörper innehält. Bis ich hart auf den gefrorenen Boden krache. Ich lande mit dem Hinterkopf und sehe nur noch Sterne.
»Was machst du da? Bist du verrückt geworden?«, schreit Clementine ihren Vater an.
Nico lächelt und geht auf mich zu.
Bevor ich begreife, was los ist, beugt er sich bereits über mich.
30. Kapitel
Nico verschwendet keine Zeit. Er hockt sich auf meinen Bauch und Brustkorb und presst mir den Arm wie einen Schlagstock gegen den Hals. Er riecht nach Zigarettenrauch. Ich versuche Luft zu holen, aber er … drückt mir die Luftröhre zusammen. Ich rufe nach den Wachleuten, doch es weiß niemand, dass wir hier sind.
»Ich habe dich gehört«, erklärt Nico vollkommen gelassen. Der Blick seiner schokoladenbraunen Augen zuckt suchend über mein Gesicht. »Im Eingang. Ich kann besser hören als du.«
»Geh von ihm runter!«, ruft Clementine und taucht wieder hinter dem Müllcontainer auf, wo er sie mit einem Stoß hinbefördert hatte. Sie stürmt auf ihn zu und will ihn von mir wegstoßen.
»Tu das nicht!«, sagt Nico. Er wirbelt herum und packt ihre Hand, während er mir mit der anderen die Kehle zudrückt. Ich habe noch nie jemanden sich so schnell bewegen sehen.
Clementine kämpft, schlägt um sich, versucht sich loszureißen. Nein. Sie kämpft nicht. Sie will ihn nur abschütteln. Sie stolpert zurück, ihr Gesicht ist aschgrau, als müsste sie sich jeden Augenblick übergeben. Genau wie im Archiv, als in dem Video die Schüsse fielen. Das konnte sie kaum ertragen. Und ganz bestimmt erträgt sie das hier auch nicht.
Schließlich gelingt es ihr, sich zu befreien, und sie fällt auf den Hintern. Dabei lockert sich Nicos Griff um meinen Hals, und ich bekomme wieder Luft.
Ich atme keuchend ein.
Er sieht mir ins Gesicht, beobachtet mich, wie ich Clementine anschaue …
Nein. Ich sollte sie nicht ansehen.
Zu spät.
Er wirft Clementine einen Seitenblick zu, schaut dann wieder zu mir und erneut auf Clementine.
»Du kennst ihn«, sagt er zu Clementine, die immer noch auf dem Hintern hockt und hastig von ihm wegkrabbelt. »Du hast ihn hierher gebracht.«
»Nein, habe ich nicht«, widerspricht sie. »Das schwöre ich bei …«
»Beleidige nicht den Namen Gottes«, warnt Nico. Seine Stimme ist nur ein Flüstern.
Ich warte darauf, dass sie
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