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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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nicht, ihn von mir zu grüßen«, sagte Laurent. Er war mit dem Nacken des Doktors fertig. »Sagen Sie ihm, dass ich ihn in mein Gebet einschließe.«
    »Das weiß er. Und Sie wissen, dass er es weiß«, sagte Palmiotti und bemühte sich sichtlich, seine Verlegenheit zu kaschieren.
    Was Laurent nicht überraschte. Wie die meisten Ärzte tat sich auch Palmiotti schwer mit dem Glauben. Glücklicherweise besaß er zur Freundschaft ein besseres Verhältnis. Jetzt zog der Doktor an dem Band, öffnete die rot-weiß-blaue Frisierschürze und sprang in solcher Hast vom Stuhl, dass er sich nicht einmal die Zeit nahm, den Haarschnitt im Spiegel zu kontrollieren. »Sie sind ein wahrer Zauberer, Laurent. Bis demnächst …«
    Erst als Palmiotti an der Kasse zahlte, entdeckte Laurent das Buch mit dem leuchtend roten Titel – Ein Problem aus der Hölle; es lag noch auf der Ablage unter dem Spiegel.
    Palmiotti stand an der Kasse. Es wäre Zeit genug gewesen, ihm das Buch zu bringen. Stattdessen jedoch öffnete Laurent die Schubladen mit den Ersatzscheren und legte das Buch hinein. Schweigend.
    Wie immer.
     

29. Kapitel
    »Du bist nervös«, sagt Nico zu Clementine, als er sie an mir vorbei zur Tür nach draußen führt. Clementine wäre vor Schreck fast gestolpert, als sie mich gesehen hat, aber ich muss ihr zugutehalten, dass sie nicht stehen geblieben ist. Sie hat mir nur einen Blick zugeworfen, der besagte: Was willst du hier?
    Ich drehe mich zum Glaskasten der Wache und tue, als würde ich mich ins Besucherbuch eintragen.
    Wenn ich mich richtig an den Geschichtsunterricht erinnere, hat Nico nach den Schüssen auf den Präsidenten etwas von einem alten Plan gefaselt, den die Gründerväter und die Freimaurer ausgeheckt hätten, um die Weltherrschaft zu übernehmen.
    Na klar doch.
    Nico ist schon verrückt genug. Ich muss ihn nicht noch verrückter machen, indem ich mich ihm entgegenstelle oder ihn aufputsche.
    »Es gibt keinen Grund, nervös zu sein«, fährt Nico fort, der Clementines Unwohlsein bemerkt.
    Er öffnet die Eingangstür und tritt hinaus in die Kälte. Mit einem lauten Knall fällt die Tür hinter ihnen zu.
    »Das … das war …! Sie lassen ihn einfach zur Tür hinausspazieren …?«
    »… und genau durch diese Tür kommt er auch wieder rein, sobald sein Besuch sich verabschiedet hat«, erklärt die Frau in dem Glaskasten. »Wir beabsichtigen zu heilen, nicht zu bestrafen. Nico hat sich seine Privilegien genau wie jeder andere hier schwer verdienen müssen.«
    »Aber er ist …«
    »Es hat seit Jahren keine besonderen Vorfälle gegeben. Deshalb ist er von der höchsten Sicherheitsstufe in die mittlere befördert worden. Außerdem ist das hier kein Gefängnis, sondern ein Krankenhaus. Ein Krankenhaus, in dem man versucht, den Patienten zu helfen, nicht, sie zu bestrafen. Sie müssen auch mal an die frische Luft gehen können«, erklärt sie. »Zudem haben wir Wachleute, und der Zaun ist zu hoch, als dass man so einfach hinüberspringen könnte. Wir beobachten ihn. Er arbeitet unter Aufsicht im RMB-Gebäude und füttert in seiner Freizeit auch noch die Katzen. Übrigens, Beecher, haben Sie immer noch die Ausgabe der Magna Charta im Archiv? Ist echt ein tolles Ding.«
    »Ja … selbstverständlich«, erwidere ich, während ich so unauffällig wie möglich zur Tür gehe.
    Die Frau sagt noch etwas, aber da bin ich schon draußen und sehe mich suchend nach links und rechts auf dem Weg um, der über das Gelände führt. Weiter hinten patrouilliert eine Wache an dem schwarzen Metallzaun, der das schneebedeckte Krankenhausgelände umgibt. Der betonierte Fußweg rechts vor mir schlängelt sich durch den Schnee, als hätte man ihn mit einem schwarzen Filzstift gezeichnet. Er ist geräumt und wird von Bäumen und vielen Bänken gesäumt. Ganz offensichtlich sollen die Patienten hier spazieren gehen.
    Nico geht mindestens vier Schritte vor ihr. Er drückt den linken Arm fest an seine Seite und hält in der rechten Hand eine braune Papiertüte aus dem Supermarkt. Er geht genauso wie Clementine früher: Unerschrocken folgt er dem schmalen Fußweg. Mit ebenso viel Zuversicht ist Clementine in den SCIF des Präsidenten marschiert, aber jetzt ist von diesem Selbstvertrauen nichts mehr zu sehen. Sie geht zögernd, weiß nicht, ob sie ihm wirklich folgen soll. Wie weit Menschen es in ihrem Leben auch bringen und wie gut man sie auf einen solchen Augenblick vorbereitet … wenn man seinen Vater zum ersten Mal sieht, wird man

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