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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Vorhänge wirklich geschlossen sind. »Sie sollten sie nicht so nennen. Sie haben es nicht verdient.«
    »Aber das sind sie doch, oder?«
    Dallas denkt nach. Vielleicht hört er jedoch auch nur der flüsternden Stimme in seinem Ohr zu. »So etwas passiert etwa bei jeder zwölften Regierung. Es muss irgendwann passieren, stimmt’s? Jeder neue Präsident hat sein eigenes Programm und einige … der Erste soll Milliard Fillmore gewesen sein, aber wenn man sich Ulysses Grant oder vielleicht Harding ansieht …«
    »Mich interessieren weder die Zwanziger noch dieser alte Korruptionsskandal.«
    »Und Watergate? Interessiert Sie das auch nicht?«
    »Einen Moment mal. Wollen Sie mir weismachen, dass dieser andere Culperring, oder wie Sie ihn nennen mögen, den Watergate-Skandal ausgelöst hat?«
    »Nein, das war Richard Nixon. Aber damit es überhaupt so weit kommen konnte, tja …« Dallas tritt neben das einzige gerahmte Foto im Raum, welches das Weiße Haus während des Umbaus zeigt. »Stellen Sie sich den Culperring, ich meine unsere Gruppe, den echten Culperring, als einen riesigen, äußeren Ring vor, der seit über zweihundert Jahren die Präsidentschaft schützt.« Er zieht mit dem Zeigefinger einen großen Kreis um das Foto. »Und dann stellen Sie sich vor, wie ein Mann wie Nixon an die Macht kommt, diesen Ring sieht und sich sagt: ›Wow! So etwas sollte ich auch um mich herum haben.’«
    »Einen inneren Ring.«
    »Genau, einen inneren Ring«, stimmt Dallas mir zu und beschreibt einen kleineren Kreis um eines der Fenster des Weißen Hauses. »Und damit haben wir die Bremsschwelle ausgemacht. Nixon trommelt also ein paar Freunde zusammen, denen er bedingungslos trauen kann, Gordon Liddy, Howard Hunt und den Rest der Mannschaft – und schon hat er seinen inneren Ring, der nur für ihn arbeitet. Sie nennen sich die Klempner . Der Rest ist Geschichte, wie man so sagt.«
    Ich starre auf den imaginären Kreis um das Fenster des Weißen Hauses. Im Archiv haben wir die Originalentwürfe des Weißen Hauses. Dallas hat nicht irgendein Fenster ausgewählt. Das Zimmer dahinter liegt im zweiten Stock, und ich weiß, dass Präsident Wallace es als sein privates Büro nutzt. »Und was dieses Wörterbuch betrifft … Sie glauben, Wallace arbeitet jetzt damit? Sie glauben, er kommuniziert darüber mit seinen persönlichen Klempnern?«
    »Sie halten das nicht für problematisch?«, erkundigt sich Dallas.
    »Doch, schon, aber … Er ist der Präsident. Darf er sich nicht mit jedem unterhalten, mit dem er kommunizieren will, und das auch so geheim, wie es ihm beliebt?«
    »Natürlich darf er das. Aber das bedeutet nicht, dass er oder einer aus dieser Gruppe jemanden einfach ermorden darf, nur weil er ihn zufällig für einen Zeugen hält.«
    Orlando. Natürlich spricht er von Orlando. Aber dass er dieses Wort benutzt … Mord.
    »Es war also kein Herzinfarkt, richtig?« Ich stelle die Frage, obwohl ich die Antwort kenne.
    Wieder schweigt Dallas. Aber anders als beim letzten Mal weicht er meinem Blick diesmal nicht aus.
    »Dallas, Sie müssen mir sagen, wenn Sie etwas wissen«, verlange ich. »Ich weiß, dass heute die Autopsie war. Wenn Sie die Ergebnisse schon kennen …«
    »Ich muss Ihnen gar nichts sagen«, erwidert Dallas tonlos. Seine Worte treffen meine Brust wie Schläge von einem Dampfhammer. »Man wird die ersten Berichte über die toxologischen Untersuchungen in den nächsten Tagen veröffentlichen. Aber Sie ahnen ja bereits, was dabei herauskommen wird. So wie Sie wissen, dass es auf dieser Ebene keine Zufälle gibt.«
    Jetzt hauen mich seine Worte beinahe um.
    »Denken Sie immer daran, Beecher, als Nixons Klempner anfingen, standen sie auch auf der Seite der Guten und haben dem Weißen Haus geholfen, geheime Dokumente zu schützen.« Wie ein Specht tippt Dallas mit einem Finger gegen das kleine Fenster auf dem Foto des Weißen Hauses. »Absolute Macht korrumpiert nicht unbedingt, aber sie verleitet einen dazu, Dinge zu tun, die man geschworen hat, nicht zu tun, vor allem, wenn man an dieser Macht unbedingt festhalten will.«
    Ich nicke. Sicher, er hat recht, aber … »Das erklärt immer noch nicht, warum Sie mich brauchen.«
    »Sie machen Witze, oder? Werfen Sie denn nie einen Blick auf den Terminplan?«
    »Welchen Terminplan?«
    »Den Plan von morgen. Er kommt morgen zu einem Lesebesuch.« Dallas bemerkt meine Verwirrung und erklärt: »Das Weiße Haus hat Sie persönlich angefordert. Sie sind sein Mann, Beecher.

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