Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
war, was spielte das noch für eine Rolle? Er würde es ohnehin tun. Es konnte sein, daß ich 326
    hier im Affekt und nicht aufgrund eines irgendwo
    getroffenen Befehls abgeknallt wurde, und das machte mir angst. Der Typ erweckte wirklich den Eindruck, als ob er abdrücken würde, und ich konnte nichts dagegen tun.
    Also los, du Arschloch, bringen wir es endlich hinter uns.
    Die Wachen schienen plötzlich zu kapieren, was vor sich ging. Sie sprangen auf, schrien wütend und packten seinen Arm. Sie nahmen ihm die Pistole weg.
    Dieser Vorfall war aufschlußreicher als alles, was mir seit meiner Gefangennahme passiert war: Entweder
    wollten die beiden Typen nur nicht, daß ihre Baracke versaut wurde, oder, was wahrscheinlicher war, sie hatten Befehl, uns am Leben zu lassen.
    Eine der Wachen kam zu mir und preßte meine
    Wangen zusammen. »Sohn, Sohn«, sagte er. »Bum, bum, bum.«
    Einer von uns hatte den Sohn des Mannes getötet. Es war nur fair. An seiner Stelle hätte ich das gleiche gemacht. Leider war ich es, mit dem er es machte.
    Ich hockte im Schneidersitz auf dem Boden, einen
    Arm in die Luft gestreckt, weil er an die Wand gefesselt war. Der Mann kam herüber und machte Anstalten, auf mich einzuschlagen. Ich senkte den Kopf und zog die Knie an, bückte mich nach vorn, um meinen Unterleib zu schützen. Ich kauerte mich so nah wie möglich an die Wand. Nur ein Arm war jetzt ungeschützt. Es war
    komisch, er war entschlossen gewesen, mich mit der Waffe zu töten, brachte es aber nicht fertig, Hand an 327
    mich zu legen. Er trat auf mich ein, doch ohne große Wirkung, da er Ledersandalen trug. Er verpaßte mir einen Schlag, aber es saß keine Kraft dahinter. Er war außer sich, aber er war nicht der Typ, um richtig brutal zu werden. Ihm fehlte es an Aggressivität und Kraft, zu meiner Erleichterung.
    Ich reagierte übertrieben und stöhnte und ächzte,
    während er mir mit dem Knie in den Rücken stieß, auf mich einschlug und mich bespuckte. Wenn mein Sohn
    getötet worden wäre und man mich mit dem dafür
    Verantwortlichen allein in einem Raum gelassen hätte, würde der schon längst brüllen wie am Spieß. In gewisser Weise tat er mir richtig leid; sein Sohn war tot, und er war viel zu nett und sanftmütig, um sich zu rächen.
    Vielleicht hätte er sowieso nicht abdrücken können.
    Die Soldaten fingen an, sich zu langweilen, vielleicht hatten sie aber auch keine Lust, hinterher das Blut von Fußboden und Wänden putzen zu müssen. Jedenfalls
    beruhigten sie ihn und führten ihn hinaus. Als sie zurückkamen, setzten sie sich wieder auf die Betten und rauchten weiter.
    »Buush, böse, böse«, sagte einer von ihnen.
    »Ja, Buush, böse«, sagte ich und nickte zustimmend.
    »Major«, sagte er und machte ein Grunzgeräusch.
    »Genau, Major ist ein Schwein«, sagte ich und
    grunzte.
    Sie fanden das toll.
    »Du«, er zeigte auf mich und schrie laut wie ein Esel.
    »Ich, Esel, iah! «
    Sie hielten sich die Bäuche und kugelten sich vor
    328
    Lachen.
    Sie kamen zu mir und stießen mich an. Ich wußte nicht genau, was sie von mir wollten, also gab ich einen weiteren lauten Eselsschrei von mir. Es gefiel ihnen. Es war mir scheißegal, ob sie sich auf meine Kosten
    amüsierten. Es war ohne jede Bedeutung für mich. Ich fand es ganz einfach komisch. Ich wurde nicht
    geschlagen, allein das zählte. Es war hervorragend.
    Es ging etwa eine Viertelstunde so weiter. Dann war es ein paar Minuten still, bis einer von ihnen aufstand und mich erneut anstieß. Ich machte brav iah, und sie krümmten sich vor Lachen. Was für Idioten.
    Solange sie so guter Laune waren, wollte ich sie dazu bewegen, etwas wegen der Handschellen zu
    unternehmen. Ich saß in einem Winkel von 45 Grad und hatte die Hand hochgereckt. Die Hand drückte in die Fessel und schwoll allmählich stark an. Es war qualvoll.
    Ich wollte vorschlagen, ob sie mich nicht an etwas fesseln könnten, das tiefer lag, zum Beispiel ein Rohr.
    Ich zeigte auf meine Hand und sagte: »Tut weh. Bitte.
    Schmerzen. Aaah.«
    Sie blickten mich an und stießen mich an, und ich
    lieferte noch einen Eselsschrei. Wieder schüttelten sie sich vor Lachen, und ich versuchte, ihnen irgendwie klarzumachen, daß mir die Hand fürchterlich weh tat.
    Ohne Erfolg. Sie lachten nur. Dann wurden sie plötzlich ganz ernst. Sie dachten wohl, es wäre an der Zeit, sich etwas Autorität zu verschaffen. Und so fingen sie an, ihr persönliches Verhör durchzuführen, als ob sie bei mir den Eindruck erwecken

Weitere Kostenlose Bücher