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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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selbst, und ab und zu bekam ich ihn kurz zu sehen. Es war ein schlimmer Augenblick.
    Der Mob regierte. Als wir vom Wagen gezerrt wurden, war ich noch ganz schön großkotzig gewesen, doch jetzt hatte ich nur noch Angst. Alle stimmten jetzt ihr Indianerkriegsgeheul an. Würde man uns der wütenden Menge vorwerfen? Würde man uns in Stücke reißen? Alte Frauen kamen und zogen mir an Haaren und Schnurrbart, hieben mit Stöcken oder Fäusten auf mich ein. Die Männer schlugen mich zunächst vereinzelt, bevor sie schließlich wild auf mich eindroschen. Ich fiel zu Boden, und alle Körper drängten sich um mich herum. Sie streckten mir Bilder von Saddam ins Gesicht und zwangen mich, ihn zu küssen.
    Ich bezweifelte, daß wirklich alle von ihnen überhaupt wußten, daß Krieg war. Für die seit Jahrhunderten durch Kultur und Religion unterdrückten Frauen war dies vermutlich die einzige Chance in ihrem Leben, einen erwachsenen Mann zu schlagen.
    Je mehr Zeit verstrich, desto stärker hatte ich das Gefühl, daß sie uns vielleicht doch nicht erschießen wollten. Hätten sie es sonst nicht schon getan? Möglicherweise verfuhren sie mit Gefangenen nach einem ganz bestimmten Schema. Ganz offensichtlich versuchten die Soldaten nach besten Kräften, die Menge zu bändigen. Sie wollten eindeutig verhindern, daß die Einheimischen uns töteten, denn mir fiel auf, daß sie alle Männer zurückdrängten, bei denen sie Gewehre und Pistolen sahen. Vielleicht war die Parade nur eine PR- Aktion, um die Moral der Bevölkerung zu heben und ihr Gelegenheit zu geben, Frust abzulassen.
    Frauen kratzten und rissen mir die Haut auf. Man schmierte mir Fett und altes Essen ins Gesicht und leerte Nachttöpfe über den Platzwunden an meinem Kopf aus. Mir schossen alte Nachrichtenbilder aus dem VietnamKrieg durch den Kopf. Ich erinnerte mich an Aufnahmen von Soldaten, die zerschlagen und genervt aussahen, nachdem sie durch die Städte geschleift worden waren, die sie kurz zuvor bombardiert hatten. Genauso fühlte ich mich jetzt.
    Ich wollte nur Kontakt zu Dinger haben - möglichst mit ihm reden können. Ich hörte ihn schreien, während er verprügelt wurde, es war mir aber unerträglich, ihn nicht sehen zu können. Er war meine einzige Verbindung zur Welt. Ich wollte ihn nicht verlieren.
    Ich konnte mich nicht mehr von der Stelle bewegen. Ich fiel gegen einen der beiden Soldaten und stützte mich an ihm ab. Der andere Bursche kam dazu und half ihm, mich aufzurichten. Als sie mich über den Boden schleiften, wurde die Oberseite meiner Zehen abgeschabt. Dann und wann blieben wir stehen, damit mir ein älterer Mann in den Bauch schlagen konnte. Ich war völlig weggetreten. Inzwischen war mir fast alles egal.
    Ich weiß nicht, wie lange es so weiterging, doch es kam mir wie eine Ewigkeit vor. In der Ferne waren Schüsse zu hören, und Offiziere eilten herbei, um die
    Soldaten zu bändigen, die wiederum versuchten, die Menschenmenge zu kontrollieren. Es war so absurd, daß mich nun ausgerechnet die Soldaten beschützten, die noch eine Stunde zuvor ihre Zigaretten in unserem Nacken ausgedrückt hatten. Die Scheißkerle von vorhin waren jetzt unsere Retter.
    Ich hörte, wie Dinger fluchte. Ich wußte zwar, daß es besser war, uns als hilflose Wesen zu geben, aber die Atmosphäre hatte uns gepackt; die erste Überraschung war weg, und allmählich lagen unsere Nerven blank. Es war an der Zeit, etwas zu unternehmen.
    Ich funkelte die alten Frauen an, und sie gingen auf mich los, schlugen und kratzten, und ich brach zusammen, und zwei Soldaten kamen hinzu und hoben mich auf. Noch auf den Knien blickte ich zu einer der Frauen hoch und sagte: »Du verdammtes Miststück!« Sie verstanden, was ich meinte; sie konnten es an meinen Augen ablesen. Es war nicht besonders klug von mir. Die Soldaten hoben mich hoch. Ich stieß sie weg und sagte: »Ihr Scheißkerle.« Es war mir inzwischen egal, was sie mit mir anstellten; ich war ohnehin bereits ein Wrack. Aber sie hatten ihr Gesicht verloren, und um ihre Ehre wiederherzustellen, mußten sie mich fertigmachen.
    Ich verlor meine Würde und Selbstachtung, und ich konnte diese ständigen Brutalitäten nicht länger ertragen. Ich wußte, es würde mir nichts einbringen, wenn ich mich wehrte, aber es tat verdammt gut. Für den Bruchteil einer Sekunde fühlte ich mich wieder obenauf, und das allein zählte. Ich war kein wertloses Objekt, kein armseliger Wurm, ich war Andy McNab.
    Die Soldaten kicherten vor sich hin, als wir

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