Die Männer von Bravo Two Zero
Haut; zum Trost stellte ich mir vor, ich würde jetzt zu einer langen Wanderung aufbrechen oder auf Skiern eine schöne Abfahrt machen.
Niemand sprach. Ich hoffte und betete, daß Dinger auch kommen würde, aber ich konnte ihn nicht hören. Man setzte mich wieder genau wie das erste Mal auf die rechte Seite hinter die Sitze, die Knie bis zum Kopf hochgezogen. Diesmal krümmte ich vorsichtshalber den Rücken, um Platz für meine schmerzenden Hände zu haben, damit ich mich nicht später dafür bewegen mußte und wieder eins über den Kopf bekam.
»Nix reden, sonst schießen«, sagte der Fahrer.
»Okay.«
»Ja, okay, Kumpel«, hörte ich Dinger neben mir.
An seiner Stimme erkannte ich, daß er genauso erleichtert war, mich zu hören, wie umgekehrt. Doch die Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Kurz vor der Abfahrt lehnte sich jemand in den Wagen und sagte: »Ich hoffe, Allah ist mit euch.«
Ich wußte nicht, ob mir jemand damit Angst einjagen wollte, aber falls er die Absicht hatte, war es ihm gelungen.
Wir hatten denselben schlechten Fahrer wie beim ersten Mal, und schon bald wurden wir im Wagen hin und her geschleudert. Diesmal gab es keine Musik, nur das Geplauder der Burschen vorn im Wagen. Ab und an wurde ein Fenster runtergedreht, und einer von ihnen spuckte hinaus oder rief jemandem im Dunkeln einen Gruß zu.
Einmal hielten wir an, und der Fahrer unterhielt sich lange mit jemandem auf der Straße. Ich hatte den Eindruck, er gab mit uns an. Ich hörte zwei oder drei Leute draußen neben dem Wagen lachen, dann wurden Hände hereingesteckt, die uns am Schnurrbart zogen und ins Gesicht schlugen. Ich spannte den Körper an. Diese Schläge machten mich wütender als die Tritte, die ich beim Verhör bekommen hatte und die noch halbwegs begründet waren. Aber diese Idioten hier machten sich schlicht und ergreifend auf meine Kosten lustig.
Wir fuhren schweigend weiter. Wir entfernten uns immer weiter von der Grenze, doch es war mir mittlerweile fast egal. Ich machte mir nur noch Sorgen wegen meiner Hände. Sie waren inzwischen auf das Doppelte ihrer normalen Größe angeschwollen, und ich hatte kein Gefühl mehr in den Fingern. Von den Gelenken an, wo die Fesseln sich so tief ins Fleisch gegraben hatten, daß ich blutete, waren meine Hände völlig taub. Die Schmerzen wurden allmählich unerträglich. Ich fürchtete, daß ich sie nie mehr würde gebrauchen können, wenn das so weiterging.
Ich versuchte, an die positiven Aspekte zu denken. Wenigstens war ich nicht tot. Ich war nun schon zirka zwölf Stunden in Gefangenschaft und noch immer am Leben.
Ich dachte an unseren Stoßtrupp. Was wußten die Iraker über uns? Es war anzunehmen, daß sie uns mit der Schießerei an der MSR in Verbindung bringen würden. Sie wußten bestimmt, wie viele wir waren, weil sie sicherlich die Rucksäcke von acht Leuten gefunden hatten. Sie hatten vermutlich auch das LUP entdeckt, wo wir Wasser und Proviant versteckt hatten.
Was würden sie anhand unserer Rucksäcke über uns in Erfahrung bringen? Ich wußte, daß es keine schriftlichen Aufzeichnungen über Codes oder unseren Auftrag gab. Was war mit der Ausrüstung? Wie sollten wir die Sprengstoffe, Zeitzünder und Sprengkapseln erklären? Ich würde sagen, wir hätten damit unser Einsatzgebiet absichern sollen - sie hatten bestimmt die Minen gefunden, die meine Geschichte untermauern würden. Vielleicht wußten sie ja nicht einmal, was Zeitzünder waren. Und es war auch möglich, daß die Soldaten beim Plündern des Sturmgepäcks die intakten Dinge hatten mitgehen lassen. Ich mußte beinahe lachen, als ich mir vorstellte, wie sie die Rucksäcke durchwühlten und mit dem Finger in eine der Plastiktüten mit Kot piekten.
Ich war mir jedenfalls absolut sicher, daß wir nichts zurückgelassen hatten, was unseren Auftrag verriet. Wir falten unsere Karten immer zusammen, damit niemals der Teil sichtbar ist, den wir benutzt haben, und wir zeichnen nie etwas darauf ein. Wir haben alles im Kopf.
Ich war mir zu diesem Zeitpunkt ziemlich sicher, daß sie anhand unserer Ausrüstung nicht viel in Erfahrung gebracht haben konnten. Falls sie doch mehr wußten, als ich dachte, würden wir eben etwas herumschwafeln und Ausflüchte machen müssen. Das einzige Problem war im Grunde, daß wir eigentlich nicht so wie ein typisches Such- und Rettungsteam aussahen. Allerdings sahen wir zu diesem Zeitpunkt eigentlich nach gar nichts mehr aus, allenfalls nach völlig verdreckten menschlichen
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