Die Männer von Bravo Two Zero
sehen. Sie kamen an ein Plateau aus nacktem Fels. Auf der anderen Seite fanden sie ihre Spur nicht wieder.
Sie mußten eine Entscheidung fällen. Ihre Körpertemperatur sank rapide. Still zu stehen bedeutete den sicheren Tod; sie mußten wieder weitergehen. Schließlich blickten sie sich nur an, drehten sich um und gingen wieder zurück den Berg hinauf.
Stan und Chris gingen die ganze Nacht durch, und gegen halb sechs morgens hatten sie die Hochebene hinter sich. Sie kamen in ein flaches, knapp einen Meter tiefes Wadi, wo sie sich aneinanderdrängten. Bei Tagesanbruch klarte der Himmel auf; die Sonne kam heraus, und zum erstenmal seit mehreren Tagen spürten sie Wärme auf dem Gesicht.
Gegen 14 Uhr hörten sie Ziegen, und prompt wurden sie von einem alten Hirten entdeckt. Er trug einen zerlumpten Tweedmantel. Stan mußte unwillkürlich denken, wie warm der Mantel aussah und wie schön es wäre, warmes Ziegenfleisch zu essen.
Der alte Knabe wirkte ganz freundlich, als er nach Osten zeigte. Er zeichnete Bilder in den Sand, die wohl Essen, ein Haus und ein Auto bedeuteten. Chris sah Stan an. Sollten sie ihn töten? Damit würden sie ihr Versteck schützen, aber was, wenn der Alte von jemandem erwartet wurde?
Stan wollte unbedingt das Auto in Augenschein nehmen. »Ich geh’ und hol’ es her, und wir brausen los. Um Mitternacht sind wir dann an der Grenze«, sagte er.
Sie legten RVs, die Vorgehensweise und Warnsignale fest, dann zog Stan mit dem alten Knaben und den Ziegen in östlicher Richtung los. Er ließ seine Gürteltasche bei Chris, um nicht sofort aufzufallen, und wickelte sich ein Tuch um den Kopf.
Bald darauf schlug der Ziegenhirte eine andere Richtung ein, zeigte aber wieder nach Osten. Stan ging weiter.
Die Hütte war genau dort, wo der alte Mann gesagt hatte, aber es standen zwei Wagen davor, nicht einer. Stan beobachtete die Hütte etwa 20 Minuten lang. Nichts regte sich. Falls in den Wagen Zündschlüssel steckten, wollte er sich auf der Stelle einen schnappen und abhauen. Falls nicht, wollte er die Hütte stürmen. Er würde sich zur Tür schleichen, sie eintreten und auf alles feuern, was darin war.
Während er sich den Wagen näherte, kam ein irakischer Soldat aus dem Haus. Er sah genauso überrascht aus wie Stan. Er rannte zum ersten Wagen und versuchte, eine Waffe herauszuziehen. Stan traf ihn mit seiner 203er, und der Körper sackte über dem Fahrersitz zusammen. Das Haus war keine 20 Meter entfernt, und die Tür stand offen. Sechs oder sieben Soldaten kamen aufgeregt herausgestürzt. Stan erwischte drei von ihnen, dann hatte seine Waffe eine Ladehemmung. Er rannte zu dem Wagen, der am nächsten war, der mit dem Verwundeten. Der Soldat stöhnte noch. Stan stieß ihn beiseite. Kein Schlüssel im Zündschloß. Während er noch die Taschen des Mannes nach dem Schlüssel durchsuchte, spürte er die Mündung eines Gewehrs in den Rippen.
Stan drehte sich um und starrte sie an. Es waren noch fünf Soldaten übrig. Sie wirkten völlig undiszipliniert, brüllten sich gegenseitig an. Sie feuerten in die Luft und rechts und links von ihm in den Boden. Er rechnete fest damit, daß sie ihn abknallen würden. Sie kamen jedoch vorsichtig auf ihn zu, und einer von ihnen nahm seinen ganzen Mut zusammen und schlug ihn mit dem Gewehrkolben. Dann stürzten sich die anderen auf ihn.
Sie verfrachteten ihn in den anderen Wagen und brachten ihn zu einem Stützpunkt in der Nähe des Euphrat. Für Stan begann die taktische Vernehmungsphase. Erwurde fast die ganze Nacht verhört, in Handschellen und mit verbundenen Augen. Die Leute, die ihn verhörten, sprachen sehr gut Englisch. Einige waren in Großbritannien ausgebildet worden. Ein Major, der in Sandhurst ausgebildet worden war, sagte: »Du hast alle sehr traurig gemacht. Sie wollen dich töten.«
Stan gab die Großen Vier an und danach nichts mehr. Sie mißhandelten ihn brutal und hörten erst auf, als er bewußtlos wurde. Als er wieder zu sich kam, erzählte er die Tarnstory. Er sagte, er hätte in Australien Medizin studiert und sei dann nach London gegangen. Aufgrund seiner beruflichen Erfahrung als Arzt hätte man ihn in ein Such- und Rettungsteam geholt.
»Ich will mit Ihnen zusammenarbeiten, soweit ich kann«, sagte er. »Ich bin nur ein Arzt, der ausgestiegen ist.«
Man stellte ihm medizinische Fachfragen und holte einen Arzt, der seine Geschichte bestätigen sollte. Es lief gut, doch der Rest seiner Geschichte bröckelte allmählich auseinander. Sie
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