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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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würde.
    In den frühen Morgenstunden des 5. März öffneten sich die Tore, und ich sprang erwartungsvoll auf.
    Russells Tür ging auf.
    »Russell Sanborn? Du gehst nach Hause.«
    Dann Josephs Tür.
    »Joseph Small? Du gehst nach Hause.«
    Der nächste war der Verletzte auf der Trage.
    Und der letzte war ich.
    »Andy McNab? McNab? Ja, du gehst bald nach Hause.«
    Sie legten uns Handschellen an und brachten uns einen nach dem anderen aus den Zellen. Wir gingen durch das Tor, das in den Hof führte, aus dem Hof heraus und wurden dann in einen Bus verfrachtet. Zum allerersten Mal sah ich die Körper, die zu den Stimmen in den anderen Zellen gehörten. Joseph Small war viel älter, als ich ihn mir vorgestellt hatte, ein Mann von Mitte Vierzig, der trotz seiner Verwundungen gut aussah. Von Russell Sanborn hatte ich bis dahin nur ein Auge und einen Finger gesehen, mit dem er ein Eckchen von der Decke vor seiner Zelle heruntergezogen hatte, um zu sehen, wie wir vorbeigingen, wenn wir unseren Eimer leerten. Bis auf dieses Loch war in seiner Zelle kein Licht gewesen. Er hatte eine tiefe dröhnende Stimme, sehr gebieterisch, und ich hatte einen Koloß erwartet. In Wahrheit war er schmächtig gebaut.
    Sie gingen durch den Bus und verbanden jedem von uns die Augen. Wir fuhren ein kurzes Stück die Straße hinunter und hielten an. Anscheinend luden wir einen zweiten Schwung Gefangene ein, die sich wie Saudis anhörten. Ich nahm an, daß wir in einem Gefängnis mit zwei identischen Flügeln gewesen waren.
    Wir fuhren etwa 40 Minuten. Wir hielten an, und ich hörte Flugzeugtriebwerke. Toll, dachte ich: Jetzt steigen wir ins Flugzeug, und ab geht’s. Doch nur die Saudis stiegen aus. Dann fingen die Wachen an, unsere Namen aufzurufen.
    Als ich drankam, ging ich nach vorn, noch immer mit verbundenen Augen, und wurde in ein Gebäude geführt. Dem Echo nach war es ein niedriger Bau, und ich hoffte, daß es ein Hangar war. Wir wurden in einer langen Reihe aufgestellt, mit Handschellen und Augenbinde. Gaslampen zischten laut, und Soldaten gingen auf und ab. Ich konnte rechts und links von mir Menschen atmen hören. Man ließ uns lange dort stehen. Mein Magen spielte mal wieder verrückt, und ich fühlte mich schwach. Ich lehnte mich vor und stieß mit der Nase an eine Ziegelwand.
    Ein plötzlicher Schwall von Kommandorufen, und ich stand wieder kerzengerade. Das beängstigende, metallische Geräusch von Gewehrhähnen, die gespannt werden, war zu hören.
    So, jetzt bist du dran, sagte ich mir. Nix mit Freilassung, die legen uns um. Ich holte tief Luft und wartete, daß es passierte.
    Nichts geschah. Wir standen fünf Minuten lang mucksmäuschenstill da, und jeder hielt den Atem an.
    Ich fühlte mich zusehends schlechter, wie wir so vor der Wand standen, und schließlich knickte ich ein und sackte auf die Knie.
    »Ich muß zur Toilette«, rief ich.
    Jemand packte mich am Arm und trieb mich vor sich her, doch als wir da waren, hatte ich mich schon mit Dünnschiß vollgemacht. Ich wurde zurückgeführt und wieder in die Reihe gestellt.
    Sie brachten uns einen nach dem anderen in winzige Zellen. Man nahm mir die Handschellen ab, und ich konnte beide Seitenwände gleichzeitig berühren. Es gab aber drei Decken, ein richtiger Luxus, und ein kleines Fenster. In der Nacht mußte ich alle fünf Minuten gegen die Tür schlagen. Jedesmal erschien ein Wachmann, zerrte mich zur Toilette und blieb vor mir stehen, während ich schiß. Wir waren die ganze Nacht auf Achse.
    Bei Sonnenaufgang bekamen wir ein gutes Frühstück: Ei, Marmelade, Brot und heißen schwarzen Tee. Es war sehr ermutigend. Ich blickte aus meiner Zelle hinaus und sah jede Menge alte Uniformen, die auf dem Boden zu Haufen sortiert waren, und gelbe Kriegsgefangenenkleidung mit Turnschuhen. Ich dachte, jetzt geht’s raus.
    Eine Stunde nach dem Frühstück wurde meine Zellentür geöffnet, und man führte mich über einen Korridor in einen Raum mit Stuhl, Tisch, Spiegel, Wasser und einem Rasiermesser.
    Der »Friseur« begann, mich zu rasieren, und stellte sich dabei so ungeschickt an, daß er mir kleine Stücke Haut aus dem Gesicht riß. Blut tröpfelte mir am Kinn hinab.
    »Darf ich es selbst machen?« fragte ich.
    »Nein, du bist ein gefährlicher Mann.«
    Ich durfte mir anschließend auch nicht das Gesicht waschen, sondern mußte mir Seife und Blut mit dem Hemd abwischen.
    Zwei Soldaten brachten mich zurück in die Zelle und wiesen mich an, mich auszuziehen. Sie gaben mir eine von

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