Die Männer von Bravo Two Zero
haben wollten - falls er es hatte. Wir bekamen weichgekochte Eier, die viel zu weich waren. Als wir sie aufmachten, liefen sie, doch es waren die besten Eier, die ich je gegessen hatte. Die anderen aßen danach Croissants und tranken Kakao, doch zu dem Zeitpunkt war ich bereits auf dem Klo und kotzte. Ich fing mit einem leeren Magen wieder von vorn an und begnügte mich mit einer Flasche Bier und etwas Brot. Wir saßen da und unterhielten uns, und ich hörte von allen Seiten nur: »So, das war’s, wir sind raus.«
Ich fand das unglaublich. Nach allem, was wir durchgemacht hatten, trauten die Leute hier den Zusagen der Iraker wirklich. Offenbar war geplant, daß wir ein paar Stunden im Hotel blieben und dann zu einem Flugplatz gebracht wurden. Einer vom Roten Kreuz fragte, ob uns kalt sei.
»Scheißkalt«, lautete die Antwort.
Zwei Stunden später brachte er uns Pullover, die jemand in der Stadt gekauft hatte. Sie hatten ulkige Muster, aber sie waren warm.
Der Leiter des Roten Kreuzes erschien und sagte: »Ist hier ein Andy McNab?«
»Ja.«
»Unten ist jemand, der Sie sprechen möchte.«
Als er mich die Treppe hinunterführte, fragte ich: »Fliegen wir heute nachmittag?«
»Ist noch nicht ganz klar, wegen des Wetters. Es kann sich auch deshalb verzögern, weil wir die Maschine nicht aus Saudi-Arabien zurückkriegen. Es ist sehr schwierig, Funkkontakt herzustellen - die Iraker lassen nicht zu, daß ich eine eigene Satellitenverbindung herstelle. Ich kriege alle Informationen aus dritter Hand, also sitze ich nur da und warte. Es ist eine verfahrene Situation, sie wollen mich nirgendwo unterstützen. Wir haben ihnen die algerischen Ärzte besorgt, die helfen sollten, die Zivilisten zu versorgen, die bei den Bombardierungen verwundet wurden. Aber sie haben die Zivilisten aus den Krankenhäusern in Bagdad nach Hause geschickt, um Betten für die Soldaten von der Front freizumachen. Es gibt mittlerweile so viele Unruhen, daß sie die Soldaten bevorzugen müssen.
Deshalb seid ihr im dritten Stock. Wir haben die Algerier unten einquartiert, weil sie nicht in Gefahr sind. Dann kommt das Rote-Kreuz-Personal, und ganz oben seid ihr, weil sie hinter euch her sind. Sie wollen ein paar von euch als Geiseln, um Druck ausüben zu können. Wenn ihr über diese Treppe nach unten wollt, dann nur mit mir oder jemand anderem vom Roten Kreuz.
Wir kriegen die Schwerverletzten nicht in den dritten Stock, weil die Aufzüge nicht funktionieren und wir sie nicht durch das Treppenhaus transportieren können. Sie müssen leider unten bleiben. Es ist durchaus möglich, daß die Iraker das Hotel überfallen und Leute mitnehmen. Der einzige Schutz, den wir haben, ist unser Rotes-Kreuz-Status.«
Wir gingen in die Eingangshalle, und ich bemerkte zwei finster dreinblickende Araber, die neben der Rezeption saßen.
»Geheimpolizei«, warnte er.
Wenn sie nicht so gefährlich gewesen wären, hätten sie in ihren weiten, ausgebeulten Anzügen mit
umgeschlagenen Hosenbeinen, weißen Socken und ihrem nach hinten gekämmten Haar lächerlich gewirkt.
»Ob Sie’s glauben oder nicht«, fuhr der Mann vom Roten Kreuz fort, »die Soldaten da draußen beschützen euch.«
Es war absurd. Ich sah, wie die Soldaten zwei andere Männer in Anzügen daran hinderten hereinzukommen. Ihre Körpersprache verriet, daß es zwischen ihnen Spannungen gab. Es kursierten bereits Gerüchte, daß 50 Generale nach einem mißglückten Putsch exekutiert worden waren.
Wir gingen durch die Hotelhalle.
»Wenn Sie diesen Raum betreten«, sagte der Leiter, »müssen Sie drinbleiben. Wenn Sie wieder raus wollen, muß einer von uns Sie begleiten.«
Eine Frau vom Roten Kreuz saß auf einem Stuhl und versperrte die Tür. Sie las in aller Ruhe ein Buch, und auf dem Boden neben sich hatte sie eine kleine Flasche Wein, ein Stück Brot und etwas Käse. Mutig, unglaublich mutig.
Auf Krankentragen lagen vier oder fünf Männer. Ich entdeckte Joseph Small und Troy Dunlap und winkte. Dann, als ich die Reihe entlangblickte, sah ich Mark.
»Ich hab’ ihnen eure Namen genannt, um zu sehen, ob einer von euch hier ist«, sagte er grinsend.
Ich wollte ihn umarmen und sagen: »Schön, dich zu sehen«, doch ich konnte meine Gefühle nicht in Worte fassen. Statt dessen schüttelte ich ihm stumm die Hand.
»Was ist dir passiert?« sagte ich, und er merkte sicher, wie erstaunt ich war.
Er trug einen Kaftan. Sein Körper sah mitgenommen aus, und er hatte noch immer Prellungen und Narben von
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