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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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den gelben Monturen und nahmen mir meine Sachen weg. Ich sagte meiner Fluchtkarte und meinem Kompaß für immer Lebewohl.
    »Name?«
    »McNab.«
    »Du gehst heute nach Hause. Schon bald.«
    Die Augenbinde wurde wieder angelegt.
    Eine Zellentür nach der anderen wurde geöffnet. Ein Soldat überprüfte unsere Namen, nahm die Augenbinden ab, und wir kamen nach draußen, wo wir uns in einer Reihe aufstellten. Jemand trat links neben mich und faßte freudig meine Hand.
    »Mein Name ist John Nichol«, sagte er strahlend.
    Ich schüttelte ihm die Hand. Er sah, daß mein Blick auf dem grünen RAF-Rollkragenpullover unter seinem gelben Oberteil hängenblieb.
    »15. Staffel«, sagte er. »Tornados.«
    Er war richtig glücklich, aber nicht so ausgelassen wie die Amerikaner. Die machten so, als wären sie bereits wieder in den Staaten, und ein paar Wachleute wurden allmählich nervös. Ich hielt mich noch immer zurück. Das Licht am Ende des Tunnels war zwar in Sicht, aber wer wußte schon, ob es nicht bloß wieder ein Wachmann war, der mit seiner Gaslampe auf uns zukam?
    Sie verbanden uns erneut die Augen, und wir mußten in Zweierreihen losmarschieren. Nach einigen Metern ließen sie uns wieder anhalten, und ein Soldat ging die Reihe auf und ab und besprühte uns mit Parfüm. Ich biß die Zähne zusammen. Der Geruch war nicht schlimm, doch der Alkohol brannte mir auf der schlecht rasierten Haut.
    Wir bestiegen einen Bus, und nach etwa einer Stunde sagte man uns, wir dürften die Augenbinde abnehmen. Der Bus hatte Vorhänge an den Fenstern, aber ich konnte durch eine Lücke hinausblicken und sah durch Bomben zerstörte Brücken und Gebäude. Dennoch schien das Leben halbwegs normal zu verlaufen. Es herrschte eine vergnügte Stimmung im Bus. Die Piloten begrüßten einander, und die Wache vorn saß einfach nur da und ließ sie gewähren.
    Trotzdem war das Ganze vielleicht nur ein Riesenbluff, und ich beschloß, mich weiterhin zu beherrschen.
    Wir fuhren vor der Tür des Nova Hotels vor. Es wimmelte nur so von Soldaten und Kamerateams, und ein regelrechter Fuhrpark von Rotkreuzfahrzeugen war zu sehen. Jetzt fühlte ich mich etwas wohler.
    Zuerst hielt ich die Leute, die sich in der Halle drängten, für irakische Soldaten, doch sie entpuppten sich als ein algerisches Ärzteteam. Das Rote Kreuz hatte mit Saddam die Vereinbarung getroffen, für Bagdad ein Ärzteteam zur Verfügung zu stellen. Die Algerier wohnten in dem Hotel und halfen in den Krankenhäusern der Stadt.
    Man brachte uns in einen der Empfangsräume, wo wir zur Feststellung der Personalien nach Nationalitäten aufgeteilt wurden. Das Hotel hatte keine Heizung, kein heißes Wasser, keine Aufzüge. Es gab zwar elektrisches Licht, doch alles andere hatte das Rote Kreuz mitgebracht, einschließlich der eigenen Verpflegung.
    Es war das erste Mal, daß das Rote Kreuz von den
    Irakern irgendwelche Informationen über uns bekommen hatte. Und selbst jetzt noch waren die Listen falsch, die man ihnen aushändigte. Das war zwar ein Verstoß gegen die Genfer Konvention, doch verglichen mit unseren sonstigen Erfahrungen als Kriegsgefangene ein eher harmloser.
    Ich konnte es kaum erwarten, etwas über Dinger und Stan zu erfahren.
    »Sind vor uns schon Gefangene freigelassen worden?« fragte ich eine der Frauen.
    Das Personal des Roten Kreuzes war bunt gemischt, von Frauen um Mitte Zwanzig bis hin zu Männern, die Ende Fünfzig waren. Es waren ungeheuer mutige und erfahrene Leute. Ich beneidete sie nicht um ihren Job.
    »Ja, sie sind über Jordanien rausgekommen.«
    »Könnten Sie mir vielleicht die Namen der Briten sagen?«
    Sie sah eine Liste durch und fand die Nachnamen von Dinger und Stan. Die anderen Namen kannte ich nicht.
    Die Frau bestätigte mir, daß wir der letzte Schub waren. Also waren wir drei die ganze Zeit die einzigen aus unserem Trupp gewesen, dachte ich. Das ganze Gerede über verwundete Funker war ausgemachter Schwachsinn gewesen - ein Bluff, damit ich plauderte, was ich schließlich auch getan hatte. Legs war vermutlich schon tot, seit Dinger ihn zurückgelassen hatte.
    Sobald der Verwaltungskram erledigt war, bekamen wir ein Rotkreuzschildchen mit einer Nummer, und die Europäer wurden in den dritten Stock gebracht. Mir fiel auf, daß die Notausgänge mit Brettern vernagelt waren, so daß man nur über die Haupttreppe hinein und hinauskonnte.
    Alle lebensnotwendigen Dinge befanden sich im dritten Stock. Ein Mitarbeiter vom Roten Kreuz brachte uns alles, was wir

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